Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Trümmern des Himmelsystems

In den Trümmern des Himmelsystems

Titel: In den Trümmern des Himmelsystems Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
Vom Netzwerk:
Kerl … für einen ‚verdammten Gecken’. Er hat sich unter einem Grav verdammt gut gehalten … bei allem, was ihm zugemutet wurde.“ Was bedeutete, daß sie ihm seine Lage nicht gerade vereinfacht hatte.
    „Er ist eine Null. Er hatte nur Glück, daß er sich nicht selbst verkrüppelt hat.“ Sie sah zornerfüllt weg.
    „Er ist ein stolzer Mann, Bertha. Er selbst wird es vielleicht nicht so nennen … aber jeder, der aufrecht stehen und lächeln kann, während die Gravitation ihn fast in Stücke reißt – und seine Loyalität obendrein –, hat meine aufrichtigste Bewunderung. In gewisser Weise erinnert er mich an …“
    „Er ist nicht wie Eric!“
    Er hob eine Braue. „Das wollte ich nicht sagen. Er erinnert mich an dich.“ Er hielt eine Hand hoch, um ihre protestierende Bemerkung abzublocken. „Aber jetzt, da du es erwähnst … er hat tatsächlich so etwas an sich, vielleicht seine Art, etwas an seinem Äußeren. Vielleicht liegt es daran, daß ich ihn gegen meinen Willen mag. Vielleicht macht dir das so sehr zu schaffen. Denn irgendwas macht dir zu schaffen.“
    „Oh, Pappy …“ Sie hob eine Hand und preßte ihre Ringe gegen den Mund. „Es stimmt. Immer wenn ich ihn ansehe, wenn er irgend etwas macht … erinnert er mich … Aber er ist nicht Eric. Er ist keiner von uns, er ist einer von ihnen. Wie kann ich nur so fühlen. Wie kann ich aufhören … zu wollen, zu … wollen …“ Sie streckte einen Arm aus. Clewells starke Hand schloß sich um das Gelenk.
    Er streichelte ihr glattes, schwebendes Haar. „Ich weiß es nicht. Ich kenne die Antwort nicht, Bertha.“ Er seufzte. „Ich weiß nicht, warum sie immer behaupten, betagte Häupter seien weise. Betagt sein ist nur ein anderer Ausdruck für alt sein.“
     
    Shadow Jack bewegte sich ruhelos. Er war in dem zu einsamen Zimmer gefangen, in dem er schlief und in dem er vom Geist eines Fremden verfolgt wurde. Bücher über Ökonomie, ein sinnloser Gedichtband, ein handgestrickter Pullover, der in der Luft schwebte – die Gegenwart eines Toten war in allen Schubladen, in allen unordentlichen Ecken und Winkeln zu spüren. Rusty klammerte sich an seine Schulter, ihr bereitwilliges Akzeptieren linderte die Schmach seines Exils. Er streichelte sie gedankenlos und lauschte dem Ticken der Uhr, ein bedeutungsloses Geräusch, das das Hinwegticken der Sekunden markierte. Er fragte sich, ob sie von den Ringbewohnern bekommen würden, was sie wollten, fragte sich, wie er Bertha Torgussen jemals wieder gegenübertreten könnte … fragte sich, wie er den Rest seines Lebens meistern sollte.
    Rustys winziges, nichtmenschliches Gesicht verschwand von seiner Schulter, das Tier wackelte mit den Ohren. „Bird Alyn?“ Er stieß sich zur Tür und sah Wadie Abdhiamal in einem anderen Zimmer verschwinden. Fast unhörbar vernahm er Abdhiamals Stimme: „Zum Teufel mit dieser Frau! Sie hat in das Antlitz Gottes gespien.“
    Shadow Jack ging in den Korridor, vor Abdhiamals Tür verharrte er. „Was ist los? Hat sie in Ihr Antlitz gespien?“
    Abdhiamal wandte sich um, und einen Augenblick lang drückte seine Miene Verlegenheit aus. Er glättete abwesend sein Arbeitshemd, bis es fast so glatt wie sein Gesichtsausdruck war. „Ja … so etwas war es wohl.“
    „Was geschah da oben? Bekommen wir den Wasserstoff?“
    „Wahrscheinlich … Warum waren Sie nicht im Kontrollraum?“
    Er verzog das Gesicht. „Ich konnte nicht. Ich … ich habe den Kapitän als pervers bezeichnet.“
    „Was hast du?“ Abdhiamal runzelte ungläubig die Stirn.
    Shadow Jack umklammerte den Türrahmen, um sich weiterzuziehen, doch Verzweiflung ließ ihn innehalten. „Kann … ich mit Ihnen sprechen … von Mann zu Mann?“
    Abdhiamal bat ihn mit einer Geste in sein Zimmer. Sein Gesicht war todernst. „Schon möglich. Worüber?“
    Shadow Jack räusperte sich. Rusty stieß sich von seiner Schulter ab, erhob sich wie ein startendes Schiff in die Luft und schwamm auf Abdhiamal zu. „Wie kommt es, daß Sie nicht verheiratet sind?“
    Abdhiamal lachte verwirrt. „Ich weiß es nicht.“ Er sah der Katze zu, die sich anschickte, sich mit einer Pfote auf seine Schulter herabzuziehen. „Vielleicht, weil ich bisher noch keine Frau getroffen habe, die es wagte, Gott ins Antlitz zu speien.“
    Shadow Jack riß die Augen auf, und während er Abdhiamal ansah, fragte er sich, wer wohl von ihnen beiden überraschter war.
    Abdhiamal lachte wieder achselzuckend. „Aber irgendwie bezweifle ich

Weitere Kostenlose Bücher