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In den Trümmern des Himmelsystems

In den Trümmern des Himmelsystems

Titel: In den Trümmern des Himmelsystems Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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einem neuen Stich des Kummers verdrängt.
    Rasch betrat sie den Korridor, der den Treppenschacht im dritten Stock umrundete und Zugang zu den privaten Kabinen verschaffte, sieben an der Zahl … und allem, was an fünf menschliche Wesen erinnerte, die nun für immer für sie verloren waren. Laras Zimmer zu ihrer Rechten, alles noch an seinem Platz, was die Präzision von Laras Verstand widerspiegelte … Bertha erinnerte sich an die spröde Direktheit ihrer Stimme, ihr ergrauendes Haar, das warme Mitgefühl in ihren grauen Augen, das ihren klinischen Abstand verleugnete. Ein gepolsterter Stuhl stand in Laras Zimmer, aus der Wirbelsäule eines Zetoiden hergestellt; ein Farbatlas der Krankheiten von Fischen, Amphibien und Reptilien. Auf Morningside war sie eine medizinische Forscherin gewesen, bevor ihre Familie eine Mannschaft und sie zu deren Ärztin wurde, doch die Meeresbiologie war ihr Hobby gewesen, ihre wahre Liebe. Und Sean, der Neunmalkluge, hatte ein Lied geschrieben, „Larah und der Leviathan“, dessen Verse davon berichteten, wie sie von diesem „Zetoidmonster“, der Ranger, verschluckt wurde …
    Durch die offene Tür direkt vor ihr konnte Bertha einen Wirrwarr an elektronischer Ausrüstung sehen, Nikolais Balalaika lag auf dem Schlafsack seines Bettes. Sie stellte sich seine Gestalt vor, kahl, bärtig, nachdenklich … Ein geduldiger, geschickter Lehrer, ein Elektronikexperte, zu Hause ein Monteur, der die gesamte Borealis-Hälfte betreute. Sie erinnerte sich an sein Lachen als er dem Schuh auswich, den sie nach Sean geworfen hatte, weil er ihre Ranger als Wal bezeichnete …
    Sie wandte sich nach links, bewegte sich an der gewundenen Korridorwand entlang, wobei sie gegen die Erinnerung ankämpfte wie eine Frau, die im Wasser watet … Sie erinnerte sich an Claire, mondgesichtig, mit lockigem Haar, plump, eine Farmerstochter, an Sean, den Rotschopf unter ihnen, erst vierundzwanzig …
    Bertha zögerte, als sie vor ihrer eigenen Tür ankam. Sie warf einen Blick hinein, auf den unordentlichen Schreibtisch, das zerwühlte Bett. Verzweifelt ging sie weiter, als wollte sie sich selbst Schmerzen zufügen, zum nächsten Zimmer … zu Eric. Eric van Helsing, Soziologe, ihr Ombudsmann und Wortführer …
     
    Du bist der Regen, meiner Liebe süßes Wasser,
    Das durch die Wüsten meines Lebens fließt.
     
    Die Worte des Liedes kamen ihr ungewollt in den Sinn, mit der Wucht des Wüstenwindes von Morningside; die Passion der ersten Liebe:
     
    Laß mich erblühend zu dir eilen,
    Laß meinen Durst mich bei dir stillen,
    Gutes und Böses mit dir teilen …
     
    Unwillkürlich rang sie die Hände, sechs goldene Ringe rieben sich aneinander, vier an der linken Hand, zwei an der rechten.
     
    Gemahl, wähl’ mich zu deiner Frau. Du bist der Regen …
     
    Sie sank gegen den hölzernen Türrahmen und schloß die Augen, preßte ihr Gesicht gegen die kühle Oberfläche, gestützt durch deren unnachgiebige Stärke. Er war verschwunden; sie alle waren verschwunden, ihre Mannschaft, ihre Familie … ihre Ehemänner und ihre Frauen. Die Kraft, die Kraft, die aus der Gemeinsamkeit resultierte, war dahin mit ihnen, hinabgeglitten in die grundlose See. Wie würde es weitergehen? Der Verlust war eine zu schwere Bürde, das Leben war eine zu schwere Bürde, um es allein zu tragen …
    Etwas streifte ihre Knöchel, sie öffnete die Augen und sah hinunter. Die Katze räkelte sich zwischen ihren Füßen und miaute verloren. „Rusty …“ Sie kauerte sich nieder, um die Katze aufzuheben, sah den Tag ihrer Abreise von Morningside, das zappelnde, wimmernde Kätzchen, das die Händchen ihrer Tochter ihr entgegenstreckten, wie auch alle anderen Kinder stolz die ausgewählten Geschenke für alle Eltern vorzeigten. Ein Dutzend Großeltern hatte zugesehen, ebenso wie die Geschwister, Cousins, Nichten und Neffen, ihre stolzen, hoffnungsvollen Gesichter übergossen vom rötlichen Licht des ewigen Zwielichts der Grenze zur Nachtseite.
    Alle warteten sie – alle waren sie ein Teil von ihr. Die Kinder warteten; sie war nicht allein. Aber sie waren alle außerhalb ihrer Reichweite, zuviel Raum und Zeit trennte sie; und es war ihre heilige Pflicht, dieses Schiff zu ihnen zurückzubringen …
    Sie hörte ein Geräusch in der Halle, wich von dem Rahmen zurück und straffte sich, Rusty immer noch in den Armen. Sie sah Clewell, nur mit kurzen Hosen bekleidet, der im Türrahmen seiner eigenen Kabine stand und sie beobachtete.
    „Bertha – alles

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