Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

In den Trümmern des Himmelsystems

Titel: In den Trümmern des Himmelsystems Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
Vom Netzwerk:
nie mehr als ein Traum gewesen… Sie zündete ihre Pfeife an, beruhigt von deren Vertrautheit, ehe sie sich wieder den beiden gespannten, erwartungsvollen Gesichtern zuwandte. „Ich mache euch einen Vorschlag, Shadow Jack und Bird Alyn. Ihr sagtet, Lansing benötigt Wasserstoff zur Wassersynthese – und wir benötigen ihn als Treibstoff. Wir werden uns jetzt welchen besorgen. Kommt mit uns, erzählt uns alles, was wir über dieses System wissen müssen, und wenn wir unsere Mission beendet haben, teilen wir, was wir erhalten.“
    „Und woher sollen wir wissen, ob ihr Wort haltet?“
    Bertha zog die Brauen in die Höhe. „Woher sollen wir wissen, ob ihr uns die Wahrheit gesagt habt?“
    Er antwortete nicht, Bird Alyn sah ihn finster an.
    „Wenn ihr ehrlich mit uns seid, sind wir ehrlich mit euch.“ Bertha wartete.
    Er sah zu Bird Alyn, sie nickte. „Ich glaube, es ist so besser, als unsere Chancen allein sind… Aber was ist mit der
Lansing 04?
Wir können sie nicht zurücklassen…“
    „Wir können euer Schiff mitnehmen. Wahrscheinlich gelingt es uns, die Schilde zu reparieren.“
    Er öffnete den Mund und schloß ihn dann verblüfft wieder. „Wir… können wir nach Hause funken und Lansing berichten, was geschehen ist?“
    „Ja.“
    „Dann ist alles abgemacht. Wir arbeiten mit euch zusammen und erzählen euch, was wir wissen.“ Sie entspannten sich sichtbar, wie Puppen hingen sie zusammen in der Luft.
    Clewell überkreuzte die Arme. „Vergeßt aber eines niemals – als der Kapitän euch sagte, es erfordere Training, die
Ranger
zu steuern, da meinte sie das ernst. Wir beschleunigen mit einem Grav. Selbst wenn ihr das Schiff übernehmen und eure Leute benachrichtigen würdet – sie könnten euch niemals einholen. Alles, was es euch einbringen würde, wäre eine Reise in die Ewigkeit, ohne Möglichkeit zur Rückkehr.“
    Shadow Jack setzte zu einer Antwort an, schwieg dann aber.
    „Dann werde ich mich jetzt um euer Schiff kümmern. Clewell, nimmst du sie mit nach unten? Vielleicht, äh…“ Sie sah taktvoll beiseite. „Sie könnten eine Dusche vertragen.“
    „Was für eine Dusche denn?“ murmelte Bird Alyn.
    Bertha inhalierte Rauch und schwieg kurz. „Nun… eine mit Wasser.“
    „Dummerweise ist uns der Champagner ausgegangen.“ Clewell stieß die Tür auf.
    Shadow Jack lachte unbehaglich. „Genug Wasser, um sich darin zu waschen?“
    Sie nickte. „Verwendet soviel ihr wollt, bitte. Wir haben genug davon. Und Seife. Und frische Kleidung, Clewell…“
    „Mit Freuden.“ Unverzüglich führte er sie aus dem Zimmer in den hallenden Treppenschacht. Rusty zappelte hinter ihnen her. Einen Augenblick schwebte Bertha haltlos und lauschte, ihre Augen nahmen die grasgrüne Farbe des Teppichs wahr, die himmelblaue Farbe der Wände, die man entworfen hatte, um sieben Menschen, die mehr als drei Jahre lang eng zusammengepfercht leben mußten, vor dem Wahnsinnigwerden zu bewahren. Sie erkannte die grenzenlose und bösartige Leere, die den Raum, das ganze Schiff, in den vergangenen Tagen erfüllt hatte; wie die größere Einsamkeit jenseits der Hülle. Er erkannte plötzlich, daß dies nicht mehr länger zutraf. Sie hörte das Rauschen der Brausen, gefolgt von entzückten Schreien und Gelächter.
    Clewell erschien im Türrahmen, er hatte Rusty bei sich. „Ich hoffe, sie ertränken sich nicht, ansonsten aber bringt alles wohl nur Verbesserungen.“
    Sie betrachtete die Pfeife in ihrer Hand, erinnerte sich, wie er sie in ihren letzten Tagen in Borealis für sie geschnitzt hatte. Für sie selbst überraschend, begann sie zu lachen.
     

Ranger (Im Transit, Lansing zum Demarchy)

+ 290 Kilosekunden
    Bird Alyn bewegte sich langsam durch das grüne Licht der hydroponischen Labors der
Ranger.
Ihr zarter Körper schmerzte unter der Anstrengung, sich unter einer Schwerkraft von 1 g aufrecht zu halten. Sie summte leise vor sich hin, ihr Unbehagen war verflogen, in die Vergangenheit gezogen von der konstanten, kühlen Feuchtigkeit, dem Geschmack nach Äpfeln und dem Summen der Insekten. Gesprenkelte Schatten huschten über die Fliesen, vermischten sich mit dem Blätterdach und brachen sich daran; funkelnde Lichtgarben umspielten die viskosen Flüssigkeiten in den großen, verdeckten Behältern.
    Die Umgebung war seltsam fremdartig, wie alles in diesem überquellenden fremden Märchenland des Sternenschiffes. Doch ein Farn oder ein Baum blieben immer dasselbe, ganz egal wie die Gravitation – oder ihr Fehlen –

Weitere Kostenlose Bücher