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In den Waeldern des Nordens - V3

Titel: In den Waeldern des Nordens - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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hast und warum du zuletzt hierhergekommen bist, um das Gesetz zu suchen.«
    Imber erhob sich schwerfällig und schwankend. Er begann leise murmelnd zu erzählen, aber Howkan unterbrach ihn.
    »Dieser alte Mensch ist ganz verrückt«, sagte er auf englisch zu dem Manne mit der vierkantigen Stirn. »Seine Rede ist töricht und wie die eines Kindes.«
    »Wir wollen seine Rede hören, die wie die eines Kindes ist«, sagte der Mann mit der vierkantigen Stirn. »Und wir wollen sie Wort für Wort hören, genau wie er sie spricht. Verstehst du?«
    Howkan verstand, und Imbers Augen leuchteten, denn er hatte dies Spiel zwischen seinem Neffen und dem mächtigen Manne verstanden. Und dann begann die Erzählung, das Epos eines bronzefarbigen Patrioten, selbst wert, in Bronze gegossen und für ungeborene Geschlechter aufbewahrt zu werden. Eine seltsame Stille legte sich über die Menge, und der Richter mit der vierkantigen Stirn stützte den Kopf in die Hand und sann nach über seine Seele und die Seele seiner Rasse. Man hörte nichts als die tiefen Laute Imbers, regelmäßig unterbrochen von der schrillen Stimme des Dolmetschers, und hin und wieder wie den Schlag einer tiefen Kirchenglocke das erstaunte und nachdenkliche »Teufel auch« des rothaarigen Mannes.
    »Ich bin der Imber vom Weißfischflusse.« So übersetzte Howkan, dessen angeborene Barbarei Macht über ihn gewann und der seine Missionserziehung und seinen Zivilisationsfirnis vergaß, als er von dem wilden Klange und dem Rhythmus der Erzählung des alten Imber gepackt wurde. »Mein Vater war Otsbaok, ein starker Mann. Das Land war warm von Sonnenschein und Frohsinn, als ich Knabe war. Das Volk hungerte weder nach fremden Dingen, noch lauschte es neuen Stimmen, und die Wege seiner Väter waren auch seine Wege. Die Frauen fanden Gnade vor den Augen der jungen Männer, und die jungen Männer blickten mit Zufriedenheit auf sie. Säuglinge hingen an den Brüsten der Frauen, und die Hüften der Frauen waren schwer vom Wachstum des Stammes. Männer waren Männer in jenen Tagen. In Frieden und Überfluß wie in Krieg und Hunger waren sie Männer.
    Damals gab es mehr Fische im Wasser als jetzt und mehr Wild im Walde. Unsere Hunde waren Wölfe, warm in ihrem dicken Pelz und abgehärtet gegen Frost und Sturm. Und wie unsere Hunde, so waren auch wir, denn auch wir waren abgehärtet gegen Frost und Sturm. Und als die Pellys in unser Land kamen, töteten wir sie oder wurden getötet. Denn wir waren Männer, wir vom Weißfischvolke, und unsere Väter und die Väter unserer Väter hatten mit den Pellys gekämpft und die Grenzen des Landes festgesetzt.
    Ja, wie unsere Hunde, so waren auch wir. Und eines Tages kam der erste weiße Mann. Auf Händen und Knien schleppte er sich über den Schnee. Und seine Haut war straff gespannt, und die Knochen stachen spitz heraus. – Nie hat es einen solchen Mann gegeben, dachten wir, und wir wunderten uns, aus welchem fremden Stamme er sein und wo sein Land liegen mochte. Und er war schwach, sehr schwach, wie ein kleines Kind, so daß wir ihm einen Platz am Feuer und warme Pelze gaben, und wir gaben ihm zu essen, wie man kleinen Kindern zu essen gibt. Und bei ihm war ein Hund, so groß wie drei von unseren Hunden, aber sehr schwach. Das Haar dieses Hundes war kurz und nicht warm, und sein Schwanz war erfroren, so daß die Spitze abfiel. Und diesen fremden Hund fütterten wir und jagten unsere Hunde vom Feuer fort, damit er daran liegen konnte, denn sonst hätten sie ihn getötet. Und das Elchfleisch und der in der Sonne gedörrte Lachs brachten Mann und Hund wieder zu Kräften, und wie die Kräfte kamen, wurden sie groß und unerschrocken. Und der Mann sprach laute Worte und lachte über die alten und jungen Männer und betrachtete die Jungfrauen mit dreisten Blicken. Und der Hund kämpfte mit unsern Hunden, und obwohl er kurzhaarig und weichlich war, biß er drei von ihnen an einem Tage tot.
    Als wir den Mann nach seinem Volke fragten, sagte er: ›Ich habe viele Brüder‹, und lachte auf eine Weise, die nicht gut war. Und als er seine volle Kraft wieder hatte, zog er fort, und mit ihm zog Noda, die Tochter des Häuptlings. Dann warf eine unserer Hündinnen. Und nie hat man solche Welpen gesehen – dickköpfig, großmäulig und kurzhaarig und hilflos. Ich entsinne mich deutlich meines Vaters Otsbaok, eines starken Mannes. Sein Gesicht wurde schwarz vor Zorn über solche Hilflosigkeit, und er nahm einen Stein, und gleich darauf gab es keine

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