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In den Waeldern des Nordens - V3

Titel: In den Waeldern des Nordens - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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Stelle, wo er getroffen war, verbreitete sich ein brennender Schmerz durch seinen Körper. Er sprang hoch, brach aber zusammen, ehe er halb auf den Füßen war. Sein Körper krümmte sich wie ein Blatt, das in plötzlicher heftiger Hitze welkt. Er fiel mit der Brust gegen die Pfanne und bohrte das Gesicht in Kies und Quarzstücke, während sich seine Beine wegen des beschränkten Raumes auf dem Boden des Loches verrenkten. Seine Glieder zitterten mehrmals krampfhaft, seinen Körper durchfuhr es wie ein heftiger Kälteschauer. Die Lungen weiteten sich langsam, und man hörte einen tiefen Seufzer. Dann ließ er langsam, ganz langsam wieder die Luft ausströmen, und ebenso langsam fiel sein Körper schlaff zusammen.
    Von oben guckte ein Mann, der einen Revolver in der Hand hielt, über den Rand des Loches hinweg. Er starrte lange auf den bäuchlings ausgestreckten, unbeweglichen Körper unter ihm. Nach einer Weile setzte der Fremde sich auf den Rand des Loches, so daß er hinabsehen konnte, und legte gleichzeitig den Revolver auf seine Knie. Er steckte die Hand in die Tasche und zog einen Streifen braunes Papier heraus. Er streute ein bißchen Tabak auf das Papier, und das Ergebnis wurde eine braune kurze Zigarette mit eingeschlagenen Enden. Unaufhörlich starrte er dabei den ausgestreckten Körper auf dem Boden des Loches an. Er zündete sich die Zigarette an und sog in stillem Genuß den Rauch in die Lungen. Er rauchte langsam. Einmal ging die Zigarette aus, aber er zündete sie wieder an. Und die ganze Zeit saß er da und starrte auf den unbeweglichen Körper drunten.
    Zuletzt warf er den Zigarettenstummel fort und erhob sich. Er trat an den Rand des Loches. Die Hände auf den Rand gestützt, den Revolver noch in der Rechten, spannte er seinen Körper und arbeitete sich in das Loch hinunter. Als seine Füße noch einen halben Meter vom Boden entfernt waren, ließ er sich hinabfallen.
    Im selben Augenblick, als seine Füße den Boden berührten, sah er den Arm des Goldgräbers hervorschießen und fühlte einen festen Griff an seinem Bein; dann wurde er umgerissen. Die Hand, in der er den Revolver hielt, befand sich infolge der Stellung, die er beim Herabspringen eingenommen hatte, über seinem Kopfe. Aber er senkte sie blitzschnell, sobald er den Griff an seinem Bein fühlte. Er hatte den Boden noch nicht erreicht, als er auch schon schoß. Der Knall ertönte ohrenbetäubend in dem engen Loch, und der Rauch füllte es, so daß man nichts sehen konnte. Er fiel rücklings auf den Boden des Loches, und wie eine Katze sprang der Goldgräber über ihn. Der Fremde beugte den rechten Arm, um zu schießen, aber in derselben Sekunde stieß der Goldgräber mit einem schnellen Ellbogenstoß sein Handgelenk beiseite. Der Revolver fuhr hoch, und die Kugel schlug klatschend in die Erdwand des Loches.
    Im selben Augenblick fühlte der Fremde, wie die Hand des Goldgräbers sein Handgelenk packte. Jetzt galt der Kampf dem Revolver. Jeder wollte ihn gegen den andern benutzen. Der Rauch im Loche begann sich zu verziehen, und der Fremde, der auf dem Rücken lag, konnte allmählich wieder etwas sehen. Plötzlich aber wurde er von einer Handvoll Erde geblendet, die sein Gegner ihm kaltblütig in die Augen warf. Bei dem Schreck darüber löste sich sein Griff um den Revolver. Im nächsten Augenblick spürte er, daß eine überwältigende Finsternis sein Hirn verschleierte, und mitten in der Finsternis hörte die Finsternis selbst auf.
    Aber der Goldgräber feuerte immer wieder, bis der Revolver leer war. Dann schleuderte er ihn fort und setzte sich atemlos auf die Beine des Toten.
    Der Goldgräber stöhnte und schnappte nach Luft. »Elender Schuft!« keuchte er. »Schleicht mir nach, läßt mich die Arbeit tun und schießt mich dann in den Rücken.«
    Er weinte fast vor Wut und Erschöpfung. Er starrte forschend dem Toten ins Gesicht. Das war halb von Erde und Kies bedeckt, und er konnte die Züge nur schwer erkennen.
    »Hab’ ihn noch nie gesehen«, sagte der Goldgräber, als er ihn ein wenig angesehen hatte, »ein ganz gewöhnlicher Dieb, der Teufel soll ihn holen! Mich in den Rücken zu schießen! In den Rücken!«
    Er öffnete sein Hemd und befühlte seine linke Seite vorn und hinten.
    »Ist glatt hindurchgegangen, hat aber nichts getan!« rief er triumphierend. »Ich möchte wetten, daß er gut zielte, hat nur beim Abdrücken den Revolver bewegt – der elende Bursche! Aber ich hab’s ihm gegeben!«
    Er befühlte das Loch, das die

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