In den Waeldern des Nordens - V3
kurz geworden. Die Seiten des umgekehrten V waren jetzt nur noch wenige Meter voneinander entfernt. Der Schnittpunkt befand sich wenige Schritte über ihm. Aber das goldhaltige Material mußte er aus immer größeren Tiefen schürfen. Früh am Nachmittag mußte er die Probelöcher fünf Fuß tief machen, ehe die Pfannen auch nur das geringste Gold aufwiesen.
Im übrigen waren es nicht mehr Goldkörner; der Boden bestand fast aus reinem Golde, und der Mann beschloß, hierher zurückzukehren und den Boden zu bearbeiten, sobald er die Tasche gefunden hatte. Aber der steigende Goldgehalt der Pfannen begann ihn zu ärgern. Spät am Nachmittag war der Goldinhalt der Pfannen auf drei bis vier Dollar gestiegen. Der Mann kratzte sich bedenklich den Kopf und ließ seinen Blick über die Felswand nach dem Manzanitastrauch schweifen, der ungefähr angab, wo die Spitze des umgekehrten V war. Er nickte und sagte in tiefsinnigem Orakelton: »Es gibt zwei Möglichkeiten, Bill. Zwei Möglichkeiten. Entweder hat die Tasche sich selbst über den ganzen Bergeshang verstreut, oder sie ist so verdammt reich, daß du vielleicht nicht imstande bist, sie auf einmal mit nach Haus zu nehmen. Und das wäre doch eine verfluchte Geschichte, nicht wahr?« Er lachte und belustigte sich bei dem Gedanken, möglicherweise vor einem so angenehmen Dilemma zu stehen.
Als die Dunkelheit hereinbrach, saß er am Ufer des Baches und starrte sich bei der schnell zunehmenden Dämmerung fast die Augen aus dem Kopfe bei dem Versuch, eine Probepfanne auszuwaschen, die für fünf Dollar Gold enthielt.
»Wenn ich nur elektrisches Licht hätte, um weiterarbeiten zu können«, sagte er.
In dieser Nacht wurde es ihm schwer, zu schlafen. Immer wieder veränderte er seine Lage und schloß die Augen, um einzuschlafen, aber sein Blut klopfte wild und fieberhaft, und immer wieder öffnete er seine Augen und murmelte müde: »Wenn die Sonne doch bald aufginge!«
Schließlich schlief er doch ein, als aber die ersten Sterne zu erblassen begannen, schlug er die Augen auf, und als die graue Morgendämmerung eintrat, hatte er schon gefrühstückt und war im Begriff, den Bergeshang zu erklimmen, um das Versteck der Tasche zu finden.
In der ersten Querreihe, die der Mann grub, war nur Raum für drei Löcher, so schmal war das goldhaltige Gebiet geworden und so nahe war er der Quelle des goldenen Stromes gekommen, die er seit vier Tagen suchte.
»Ruhig, Bill, nur ruhig«, ermahnte er sich, als er das letzte Loch dort grub, wo die Seiten des umgekehrten V schließlich in ihrem Schnittpunkt zusammenliefen.
»Jetzt hab’ ich dich zu fassen gekriegt, Tasche, und du entkommst mir nicht«, sagte er immer wieder, während er tiefer und tiefer grub.
Vier, fünf, sechs Fuß grub er in den Boden. Das Graben wurde immer schwieriger. Zuletzt klirrte seine Hacke auf den reinen Felsgrund. Er untersuchte den Felsen. »Verrotteter Quarz«, erklärte er, während er mit der Schaufel den Boden des Loches von losem Kies reinigte. Er bearbeitete den zermürbten Quarz mit der Hacke und schlug mit jedem Schlage etwas von dem verwitterten Felsgrund ab. Er setzte die Schaufel in die lose Masse. Seine Augen sahen einen goldenen Schimmer. Plötzlich warf er die Schaufel fort und hockte sich nieder. Und wie ein Bauer vor ausgegrabenen Kartoffeln, begann er von einem verwitterten Quarzstück, das er in beiden Händen hielt, die Erde zu reiben.
»Heiliger Himmel!« rief er. »Hier sind ja ganze Klumpen. Wahrhaftig, ganze Klumpen!«
Nur die Hälfte dessen, was er in der Hand hielt war Quarz. Das andere war reines Gold. Er ließ es in die Pfanne fallen und untersuchte ein anderes Stück. Von außen schien es nur wenig gelb, aber mit seinen starken Fingern zerrieb er den verwitterten Quarz, bis seine beiden Hände voll von schimmerndem Golde waren. Ein Stück nach dem anderen rieb er von Erde rein und warf es in die Goldpfanne. Das Loch war die reine Schatzkammer. Der Quarz war so verwittert, daß es weniger Quarz als Gold war. Hin und wieder fand er ein Stück, das ganz frei von Quarz – ein Stück, das durch und durch Gold war. Ein großer Klumpen, den die Hacke zerbrochen hatte, leuchtete wie eine Handvoll gelber Edelsteine. Mit schiefem Kopf betrachtete er ihn und drehte ihn langsam, um das strahlende Spiel des Lichtes darin zu beobachten.
»Die Leute reden so oft von reichen Goldfunden«, sagte er höhnisch. »Hiermit verglichen sind die meisten derartigen Funde nur armselige
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