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In den Waeldern des Nordens - V3

Titel: In den Waeldern des Nordens - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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viel Sinn, das weiß ich«, murmelte er, sich gleichsam entschuldigend. »Aber ich glaube nicht, daß es mir jemand übelnehmen wird, wenn ich das Mittagessen um eine Stunde verschiebe.«
    Wenige Fuß hinter der Lochreihe, wo er seine Probepfannen gefüllt hatte, begann er eine neue Reihe zu graben. Die Sonne sank im Westen, und die Schatten wurden immer länger, aber der Mann arbeitete weiter. Er begann eine dritte Reihe von Probelöchern. Allmählich zum Berg hinaufsteigend, legte er eine Reihe von Probelöchern quer über den Hang. Das mittlere Loch in jeder Reihe ergab die reichste Ausbeute, während die Löcher zu beiden Enden der Reihe nicht das geringste Goldkörnchen in der Pfanne ergaben. Und je höher er stieg, desto kürzer wurden die Reihen. Die Regelmäßigkeit, mit der sie sich abkürzten, zeigten deutlich, daß die letzte Reihe irgendwo oben auf dem Hang so kurz wurde, daß man überhaupt nicht mehr von einer Länge sprechen konnte und daß sie schließlich in einem Punkt enden mußten. Die Zeichnung nahm die Form eines umgekehrten V an. Die zusammenlaufenden Linien dieses V bildeten die Grenzen des Gebietes, innerhalb dessen sich die goldhaltige Erde befand.
    Die Spitze dieses V war offenbar das Ziel des Mannes. Er ließ seinen Blick oft die konvergierenden Linien entlang und weiter den Hang hinauf schweifen, um zu erraten, wo die Spitze des umgekehrten V, der Punkt, wo der goldhaltige Boden aufhörte, sein würde. Dort war die »Tasche«, und der Mann rief: »Komm her, Tasche! Sei brav und komm herunter!«
    »Also schön!« sagte er kurz darauf in resigniertem, aber festem Ton. »Also schön, Tasche, ich merke schon, daß ich ganz hinaufkommen und dich an den Ohren zupfen muß. Aber dazu bin ich auch der Rechte. Verlaß dich drauf«, fügte er nach einer kurzen Pause hinzu.
    Jede Pfanne brachte er ans Wasser hinunter und wusch sie aus, und je höher er den Hang hinaufkam, desto reicher wurde der Inhalt der Pfannen, so daß er schließlich begann, das Gold in eine leere Backpulverdose zu schütten, die er nachlässig in die Hosentasche steckte. Er war so von seiner Arbeit in Anspruch genommen, daß er nicht die Dämmerung bemerkte, die den Eintritt des Abends verkündete. Erst als er die Goldkörner auf dem Boden der Pfanne nicht mehr erkennen konnte, merkte er, daß es spät geworden war. Er richtete sich plötzlich auf und sagte zögernd, mit einem komisch verwunderten und erschrockenen Gesichtsausdruck: »Gottverdammich! Vor lauter Arbeit hab’ ich ganz das Mittagessen vergessen!«
    Er stolperte in der Dunkelheit über den Bach und zündete das Reisig an, das er lange zuvor gesammelt und zurechtgelegt hatte. Das Abendessen bestand aus Pfannkuchen, Speck und aufgewärmten Bohnen. Hinterher rauchte er an dem ausgehenden Feuer eine Pfeife, lauschte auf die Laute der Nacht und freute sich über den Mondschein, der die Schlucht erleuchtete. Schließlich packte er das Bettzeug aus, zog sich die schweren Stiefel von den Füßen und wickelte sich gut in die Decke ein. Sein Gesicht leuchtete weiß im Mondlicht und erinnerte an das einer Leiche. Aber es war eine Leiche, die nach Wunsch aufstehen konnte, denn plötzlich stützte sich der Mann auf den einen Ellbogen und starrte nach dem Hang hinüber.
    »Gute Nacht, Tasche«, murmelte er schläfrig. »Gute Nacht!«
    Er schlief die ganze Nacht und die ersten grauen Morgenstunden. Erst als die fast senkrechten Strahlen der Morgensonne auf seine geschlossenen Lider fielen, erwachte er mit einem Ruck und sah sich um, bis ihm klar war, wer und wo er war.
    Seine Toilette bestand hauptsächlich darin, daß er sich die Stiefel anzog. Er ließ den Blick von der Feuerstätte nach der Bergwand streifen, schwankte unschlüssig einen Augenblick, überwand aber die Versuchung und machte sich daran, das Feuer anzuzünden.
    »Immer ruhig, Bill, immer ruhig«, ermahnte er sich. »Wozu die Eile? Es hat ja keinen Zweck, sich zu erhitzen und zu schwitzen. Die Tasche wartet schon noch auf dich. Die läuft nicht weg, ehe du dein Frühstück gegessen hast. Nein, Bill, was du brauchst, ist ein bißchen Abwechslung auf der Speisekarte. Da mußt du wohl sehen, etwas zu fassen zu kriegen.«
    Am Ufer des Teiches schnitt er sich einen kurzen Stock ab und zog eine Schnur sowie eine ramponierte Fliege, die einst bessere Tage gesehen hatte, aus einer seiner Taschen.
    »Früh am Morgen beißen sie vielleicht an«, murmelte er, indem er die Schnur auswarf. Und einen Augenblick später rief er

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