In einer heißen Sommernacht
nicht essen dürfen?« Sie stellte diese Frage jedem neuen Mieter, obwohl sie in seinem Fall den Anschein erwecken könnte, dass sie von seiner Krankheit wusste.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, schenkte er ihr ein mattes Lächeln. » Ich darf alles essen, und ich bin auch nicht wählerisch.«
» Haben Sie noch Fragen?«
» Wann kann ich einziehen?«
Da Ella sich noch nicht festlegen wollte, erklärte sie weiter: » Die Bettwäsche wird einmal in der Woche gewechselt. Ich bitte Sie, zwischen den Waschtagen maximal drei Handtücher zu benutzen. Halten Sie das Bad aus Höflichkeit gegenüber Mr Hastings sauber. Von ihm wird genau dasselbe erwartet. Falls Sie Beschwerden haben, wenden Sie sich an mich.
Ich erlaube keinen Alkohol im Haus. Ich erwarte grundlegende, allgemeine Höflichkeit und Rücksichtnahme gegenüber der Privatsphäre und dem Komfort der anderen Gäste. Besucher können Sie im vorderen Salon empfangen, aber melden Sie sie bitte vorher an. Es besteht die Möglichkeit, Besucher mit Erfrischungsgetränken zu versorgen. Für einen geringen Aufpreis kann Ihr Gast am Essen teilnehmen, aber nur, wenn ich vorher rechtzeitig informiert werde.«
» Ich werde keine Besucher empfangen und auch keine Gäste zum Essen mitbringen.«
Seine Augen leuchteten in demselben intensiven Blau wie die Zündflamme am Küchenherd. Ella war einen Moment davon gefangen, dann wandte sie den Blick ab. » Ich werde Ihnen die Postfachadresse geben, damit Sie sie an Ihre Familie und Freunde weitergeben können.«
» Es würde mich sehr wundern, wenn ich Post erhalte.«
» Nun, für den Fall, dass Sie doch welche bekommen, müssen Sie wissen, dass ich allein den Schlüssel für das Postfach habe. Ich werde Ihnen die Post ins Zimmer legen. Sie können sich auf meine Diskretion verlassen.«
» Daran habe ich keinen Zweifel.«
» Klingt das alles akzeptabel für Sie, Mr Rainwater?«
Nachdem er geduldig gewartet hatte, bis sie mit den Hausregeln durch war, wiederholte er: » Wann kann ich einziehen?«
Das war das dritte Mal, dass er fragte. Verständlicherweise. Zeit dürfte für einen Mann, der laut Doktor Kincaid nicht mehr viel davon besaß, ein Thema sein.
» Dienstag.«
» Heute ist Donnerstag.«
» Wie ich Ihnen bereits erklärt habe, muss das Zimmer erst gereinigt werden. Können Sie nicht so lange bei Doktor Kincaid und seiner Frau bleiben, bis es fertig ist?«
» Ich habe dort schon zwei Nächte verbracht. Die Kincaids waren so freundlich, mir das Kinderzimmer zur Verfügung zu stellen. Aber ich bereite ihnen Umstände, und die Jungs müssen auf Pritschen im Wohnzimmer schlafen. Am liebsten würde ich spätestens morgen einziehen.«
» Dann wird das Zimmer noch nicht fertig sein. Heute ist Waschtag. Margaret und ich können die Wäsche nicht liegen lassen, um ihr Zimmer vorzubereiten. Wir müssen die Möbel wegrücken, um den Boden zu schrubben. Die Matratze und die Kissen müssen draußen gelüftet werden.« Ärgerlich streifte sie eine Haarsträhne zurück, die an ihrer Wange klebte. » Ich kann das unmöglich bis morgen schaffen.«
» Unser neuer Prediger sucht Arbeit.«
Ella blickte zu Margaret. » Was?«
» Bruder Calvin«, erwiderte sie. » Er hat vor kurzem erst die Gemeinde übernommen. Aber wir können ihm nichts bezahlen. Er übernachtet momentan bei einem Mitglied der Gemeinde auf der Veranda, er wird dort auch mit Essen versorgt. Aber er braucht Geld, damit er sich ein Dach über dem Kopf leisten kann, und er möchte seine Frau zu sich holen. Sie ist unten in Südtexas bei ihren Eltern, er vermisst sie ganz fürchterlich. Für einen kleinen Obolus ist er sicher bereit, Ihnen ein paar Arbeiten abzunehmen, Miss Barron. Sie sollten sowieso nicht mehr so schwer tragen, und ich bekomme Rückenschmerzen bei der bloßen Vorstellung, die Matratze die Treppe herunterzuschleppen und anschließend wieder hoch. Warum lassen Sie mich nicht kurz nach Bruder Calvin schicken?«
Ella blickte Mr Rainwater an, der die Unterhaltung interessiert verfolgte. Er sagte: » Ich bin gerne bereit, die Kosten für Bruder Calvin zu übernehmen.«
Margaret lächelte zufrieden, als wäre die Sache beschlossen. Sie machte sich in Richtung Hausflur auf, wo das Telefon stand. » Ich rufe gleich mal drüben im Laden an.« An Mr Rainwater gewandt, fügte sie hinzu: » Mein Junge arbeitet in Randalls Krämerladen. Wenn er die nächste Lieferung macht, kann er kurz bei dem Prediger vorbeilaufen und ihm ausrichten, dass er hierher
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