In einer kleinen Stad
die Sie aus sind, eine Vergütung, eine Provision, ein Finderlohn, ein Schlag aus dem Saucenkessel, wie immer Sie es nennen wollen, so kann ich das verstehen, und ich werde gern zahlen. Aber Sie müssen einsehen, daß dies eine geschäftliche Angelegenheit ist, keine juristische...««
»Sie haben betrogen!« schrie Polly. »Sie haben betrogen und gelogen und die Leute beschwindelt!«
Gaunt warf ihr einen gequälten Blick zu, dann wendete er sich wieder an Alan. »Das habe ich nicht getan. Ich habe gehandelt, wie ich es immer tue. Ich zeige den Leuten, was ich zu verkaufen habe – und lasse sie dann selbst entscheiden. Also – wenn ich bitten darf...«
»Ich glaube, ich werde sie behalten«, sagte Alan gelassen. Ein Lächeln umspielte seinen Mund. »Nennen wir es einfach Beweismaterial, ja?«
»Ich fürchte, das können Sie nicht, Sheriff.« Gaunt trat vom Gehsteig auf die Straße herunter. Kleine rote Lichter glühten in seinen Augen. »Sie können sterben, aber mein Eigentum können Sie nicht behalten. Nicht, wenn ich es an mich zu nehmen gedenke. Und das tue ich.« Er setzte sich auf Alan zu in Bewegung, und die roten Stecknadelköpfe in seinen Augen vertieften sich. Er hinterließ einen Stiefelabdruck in einem hafermehlfarbenen Klumpen von Ace’ Gehirn.
Alan spürte, wie sein Magen sich zu verkrampfen begann, aber er bewegte sich nicht. Statt dessen, getrieben von einem Instinkt, den zu verstehen er gar nicht erst versuchte, brachte er vor dem linken Scheinwerfer des Kombis die Hände zusammen. Er legte sie in Form eines Vogels übereinander und begann, die Handgelenke schnell zu bewegen.
Die Sperlinge fliegen wieder, Mr. Gaunt, dachte er.
Ein großer, projizierter Schattenvogel – eher ein Habicht als ein Sperling, und für einen ungreifbaren Schatten verstörend realistisch - flatterte plötzlich über die Fassade von Needful Things. Gaunt nahm ihn aus dem Augenwinkel heraus wahr, wirbelte herum, keuchte und wich wieder zurück.
»Verschwinden Sie aus der Stadt, mein Freund«, sagte Alan. Er legte seine Hände anders zusammen, und nun schlich ein großer Schattenhund – vielleicht ein Bernhardiner – in dem vom Scheinwerfer des Kombis erzeugten Lichtkreis über die Fassade von You Sew and Sew. Und irgendwo in der Nähe – vielleicht war es ein Zufall, vielleicht auch nicht – begann ein Hund zu bellen. Ein großer Hund, dem Geräusch nach.
Gaunt wendete sich in diese Richtung. Jetzt machte er einen leicht gequälten Eindruck; es war zu spüren, daß er die Fassung verlor.
»Sie haben Glück, daß ich Sie laufen lasse«, fuhr Alan fort. »Aber unter welcher Anklage könnte ich Sie schon verhaften? Der Diebstahl von Seelen mag in dem Strafgesetzbuch vorkommen, mit dem Brigham und Rose zu tun haben, aber ich glaube nicht, daß ich ihn in meinem finden werde. Dennoch rate ich Ihnen, zu verschwinden, solange Sie es noch können.«
»Geben Sie mir meine Tasche!«
Alan starrte ihn ungläubig und verächtlich an. »Haben Sie immer noch nicht verstanden? Begreifen Sie das nicht? Sie verlieren . Haben Sie vergessen, wie man das macht?«
Eine lange Sekunde musterte Gaunt Alan, dann nickte er. »Ich habe gewußt, daß ich gut daran tat, Ihnen aus dem Weg zu gehen«, sagte er. Er schien fast ein Selbstgespräch zu führen. »Ich habe es genau gewußt. Also gut. Sie gewinnen.« Er begann, sich abzuwenden. Alan entspannte sich ein wenig. »Ich verschwinde...«
Er fuhr herum, seinerseits so schnell wie eine Schlange, so schnell, daß Alan neben ihm träge wirkte. Sein Gesicht hatte sich wieder verwandelt; der menschliche Aspekt war vollständig verschwunden. Jetzt war es das Gesicht eines Dämons mit tief eingefallenen Wangen und eingesunkenen Augen, in denen ein orangefarbenes Feuer loderte.
»... ABER NICHT OHNE MEIN EIGENTUM!« schrie er und tat einen Satz auf die Tasche zu.
Irgendwo – dicht neben ihm oder tausend Meilen entfernt – schrie Polly: » Alan , paß auf!« Aber zum Aufpassen hatte er keine Zeit mehr; der Dämon, stinkend wie eine Mischung aus Schwefel und glimmendem Sohlenleder, war über ihm. Jetzt hatte er nur Zeit zu handeln oder Zeit zu sterben.
Alan fuhr mit der rechten Hand über die Innenseite seines linken Handgelenks, tastete nach der unter seinem Uhrarmband herausragenden winzigen Schlinge. Ein Teil von ihm war davon überzeugt, daß das niemals funktionieren würde, diesmal würde selbst ein weiteres Verwandlungswunder ihn nicht retten; der Trick mit den erblühenden Blumen
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