In Einer Zaertlichen Winternacht
absoluter Gewissheit, dass er sich bald auf die Suche nach ihnen
machen würde.
Ihre Augen
füllten sich mit Tränen.
Vermutlich
war sie bis dahin schon Mrs Lincoln Creed, und mit einem Ehemann an ihrer Seite
war es unwahrscheinlich, dass sie verhaftet werden würde. Doch wenn Mr Philbert
ihr Daisy und Billy-Moses wegnahm, konnte er ihr auch gleich das Herz
herausreißen.
»Juliana?«
Überrascht
stellte sie fest, dass Lincoln direkt vor ihr stand. Er berührte sie am
Ellbogen und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Lass sie ihr Weihnachtsfest
haben«, sagte er.
Entweder
war er unglaublich einfühlsam, oder er hatte die Sorge in ihrem Gesicht
gesehen.
Sie wischte
sich mit dem Handrücken über die Augen und nickte.
Es dauerte
den ganzen Nachmittag, bis der Christbaum fertig geschmückt war. Welch
herrlichen Anblick er bot mit dem feinen, mundgeblasenen Schmuck in allen
Formen und Farben und dem glitzernden Lametta. Selbst Juliana, die aus ihrer
Kindheit in dem Herrenhaus in Denver weitaus größere Bäume kannte, ergriff
eine gewisse Ehrfurcht.
Als die
Dämmerung hereinbrach, kam Tom zurück; er trug ein großes weißes Paket unter
einem Arm.
Juliana,
die gerade Kartoffeln schälte und fieberhaft überlegte, was sie sonst noch für
das Abendessen vorbereiten sollte, konnte nicht umhin, an ihm vorbeizusehen, ob
er den Friedensrichter mitgebracht hatte.
Zugleich
erleichtert und enttäuscht stellte sie fest, dass er allein gekommen war.
Er
lächelte, als hätte er schon wieder ihre Gedanken gelesen, dann legte er das
Paket auf dem Tisch ab. »Hühner«, erklärte er. »Schon fertig zerteilt und
bereit für die Pfanne.«
Ein wenig
verlegen erzählte Juliana ihm, dass sie morgens nach Rose-of-Sharon und dem
Baby gesehen hätte und es beiden gut ging. Tom sah glücklich aus.
Er nahm
Schmalz und eine große Bratpfanne aus dem Schrank und wälzte die Hühnerteile in
einer Schüssel Mehl, während Juliana die Kartoffeln zu Ende schälte und zum
Kochen aufsetzte. Sie arbeiteten nebeneinander in einvernehmlichem Schweigen.
Der Duft nach
brutzelndem Hühnerfleisch lockte die Kinder schnell in die Küche.
»Wir
brauchen heute einen Teller mehr«, verkündete Tom, als Theresa Teller und
Besteck abzählte. Seine dunklen Augen funkelten Juliana an. »Für den Pfarrer.
Er ist gerade draußen im Stall bei Lincoln.«
Beinahe
hätte sie laut nach Luft geschnappt, doch im selben Moment wurde die Hintertür
aufgestoßen. Lincoln kam herein, gefolgt von einem sehr dicken weißhaarigen
Mann in strenger, schwarzer Kleidung mit Priesterkragen.
Aus
hellblauen Augen blickte er Juliana freundlich an, und er eilte mit
ausgestreckter Hand auf sie zu.
»Das muss
die Braut sein!«, sagte er mit dröhnender Stimme.
Juliana
wurde feuerrot. Nervös und ohne Lincoln anzusehen, schüttelte sie dem Reverend
die Hand.
»Heute Morgen,
als ich in Papas Schlafzimmer kam ...«, begann Gracie strahlend.
Theresa
hielt ihr gerade noch rechtzeitig den Mund zu.
Der
Reverend wandte sich an Tom. »Rieche ich da etwa Brathähnchen?«
Tom nickte
lachend.
»Da komme
ich ja genau richtig«, stieß der Reverend begeistert aus.
In diesem
Moment schlich sich Daisy an die Seite des großen dicken Mannes und zupfte an
seinem Ärmel. »Bist du Santa Claus?«, fragte sie, erschrocken über ihre eigene
Courage.
Der
Reverend brach in schallendes Gelächter aus. Daisy zuckte zusammen, wich aber
nicht zurück.
»Gott segne
dich, mein Kind«, rief der Pfarrer. »Niemand hat diesen alten Bibelstreiter je
mit Santa Claus verwechselt!«
»Das ist
Reverend Dettly«, erklärte Gracie beflissen. »Santa Claus trägt immer Rot.«
»Sie
bleiben doch über Nacht, nicht wahr, Reverend?«, fragte Lincoln, während er dem
Pfarrer den Mantel abnahm. »Es ist bereits dunkel und mächtig kalt, trotz des
Tauwetters.«
»Ich
schätze mal, ich lege mich einfach ins Heu im Stall«, erwiderte Reverend
Dettly. »Den Bauch mit Toms Brathähnchen gefüllt, wird mir sicher nicht kalt
werden.«
»Bestimmt
finden wir ein Bett für Sie«, sagte Juliana schüchtern.
Der Pfarrer
lächelte sie an. »Ich möchte niemanden aus seinem Bett vertreiben. Wenn ein Stall
gut genug für unseren Herrn war, dann ist er ganz sicher auch für mich gut
genug.«
Kapitel 6
Als das
Abendessen fertig war, füllte Tom eine Schüssel, brachte sie in Rose-of-Sharons
und Bens Hütte und kam kurz darauf zurück. Alle saßen bereits um den Tisch
versammelt. Reverend Dettly wartete geduldig darauf, sein
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