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In goldenen Ketten

In goldenen Ketten

Titel: In goldenen Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Erikson saß im Gefängnis
und erwartete ihren Prozeß, in dem sie der Mittäterschaft an einem Mord
angeklagt werden würde; und Eva Baer war, zumindest für mich, vom Erdboden
verschwunden. Auch Gerry Shoemaker hatte ich seit der grausigen Nacht nicht
mehr gesehen; aber jemand erzählte mir, er wolle in eine andere Stadt ziehen,
sobald er seine Angelegenheiten in Los Angeles geregelt habe. Die einzig
erfreulichen Nachrichten kamen aus dem Schönblick-Sanatorium. Carmens Erholung
machte großartige Fortschritte, die auch nicht durch den Schock über den Tod
ihres Bruders verzögert wurden. Und ich sollte bei der bevorstehenden Eheschließung
der Dedinis Trauzeuge sein. »Warum warten, Holman ?« hatte Dedini beim letztenmal , als ich ihn sah, gesagt, und der Schimmer der
Vorfreude in seinen Augen hatte sich sofort in einen tobenden Waldbrand
verwandelt.
    Ich verbrachte den Nachmittag
damit, die neuen Möbel in meinem Wohnzimmer zu bewundern und mich zu fragen,
wie ich sie je bezahlen sollte. Das ist der Vorteil, wenn sich herausstellt,
daß der Auftraggeber ein irrer Mörder ist, dachte ich mürrisch. Man bekommt
nicht nur keinen roten Heller, sondern man muß auch noch neues Mobiliar
anschaffen, um das zu ersetzen, was undankbarerweise durch den egoistischen Entschluß dieses Auftraggebers, hier im Wohnzimmer
umzukommen, ruiniert worden ist.
    Gegen sieben Uhr klingelte es
an der Haustür, und ich wurde von der plötzlichen, unwürdigen Hoffnung
befallen, Iris Dempsey möge vielleicht doch ihre Absichten geändert oder
zumindest beschlossen haben, sich noch einmal ein letztes Vergnügen zu
verschaffen. Aber als ich die Tür öffnete, stand auf der Vorveranda das Mädchen
mit dem blondgestreiften Haar, einen Ausdruck heiterer Zuversicht auf dem
Gesicht.
    »Ich dachte, Sie seien entweder
in einen Kaninchenbau gefallen oder angeln gegangen?« sagte ich.
    »Meine blauen Flecken sind
weg«, sagte sie ruhig. »Deshalb sind wir ja zum Essen verabredet, erinnern Sie
sich?«
    »Es ist Eva Baer!« sagte ich
triumphierend. »Ich hatte einige Schwierigkeiten, mich an das Gesicht zu
erinnern, aber die Kurven dieses Körpers sind quälend vertraut!«
    »Ich bin weggegangen«, sagte
sie, während sie an mir vorüberging und zwei — zwei? — Koffer im Eingangsflur abstellte. »Ich war völlig
erschlagen von all den Scheußlichkeiten dieser Nacht damals und von der
wahrhaft griechischen Tragödie von Ray Paxtons Leben
und Tod.«
    »Wenn das die erste Seite des
Romans ist, den Sie gerade geschrieben haben«, sagte ich vorsichtig, »wollen
wir uns dann nicht lieber hinsetzen und etwas trinken, während Sie mir den Rest
erzählen?«
    Ich goß die Drinks ein und
brachte sie zur Couch hinüber, auf der Eva in demselben seidenen Minikleid saß,
das sie am ersten Tag unserer Bekanntschaft getragen hatte. Der Saum war bis
zum oberen Teil ihrer goldenen Oberschenkel hinaufgerutscht, aber sie schien
sich nichts daraus zu machen; also wäre es unhöflich von mir gewesen, mir darüber
den Kopf zu zerbrechen.
    »Es ist schon mehr eine
Kurzgeschichte, Rick.« Sie nahm das Glas aus meiner Hand und nippte daran. »Das
ist ein guter Daiquiri ! Wissen Sie übrigens, daß ich
jetzt sogar Champagner trinken kann, ohne zusammenzuzucken? Es ist erstaunlich,
was drei Wochen des einfach Weiterlebens für die Moral eines Menschen tun
können!«
    »Es ist erstaunlich, was allein
das Hiersitzen und Sie Ansehen für meine Moral tut!« sagte ich heiser.
    »Ich habe heute
nachmittag Jackie Erikson besucht.«
    »Ich versuchte auch, sie zu
besuchen, aber sie hat es abgelehnt, mich zu sehen.«
    »Das ist, weil Sie ein Mann
sind«, sagte sie. »Es hat nur einen Mann in ihrem Leben gegeben, und das war
Ray. Erinnern Sie sich, daß ich Ihnen erzählte, er sei durchschnittlich fünf
Nächte pro Woche aus gewesen? Nun, da war er — bei ihr — jede einzelne Nacht.
Sie war so verrückt nach ihm, daß sie auf all seine wahnsinnigen Mordpläne
einging, nur weil er ihr Geliebter war.« Sie nippte erneut an ihrem Glas. »Und
wissen Sie noch was? Er bestand darauf, ihr übliches Honorar zu zahlen —
zweihundert Dollar für jede Nacht!«
    »Na schön, er war reich.«
    »Das war’s nicht.« Sie
schüttelte kurz den Kopf. »Jackie hat mir davon erzählt. Er sagte, die Vorstellung,
fünf Nächte pro Woche mit einer Zweihundertdollar-Nutte zu schlafen, sei für
ihn ungeheuer reizvoll gewesen! Wenn sie sein Geld nicht genommen hätte, so
hätte ihm das auf seltsame Weise den

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