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In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Meyer
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vermiesen lassen würden«, sagte er zärtlich und küsste sie. »Du weißt doch: in guten wie in schlechten Tagen!«
    Helena schloss die Augen und schmiegte sich an ihn und ihr Körper verschmolz mit seinem wie Schokoglasur auf einer Hochzeitstorte. Sie seufzte glücklich und Cara seufzte ebenfalls. Die große Liebe, von der alle träumten. Helena hatte sie gefunden.
    Und dann streckte ihre Mutter den Kopf in den Flur und machte mal wieder alles kaputt. »Helena. Kannst du eben kommen? Hier ist Isy für dich!«
    »Isy?« Helena hob ihren Kopf von Toms Schultern. »Ist sie etwa schon in Deutschland? Oh mein Gott!« Sie löste sich aus seiner Umarmung und rannte ins Wohnzimmer.
    »Oh mein Gott«, wiederholte Tom und zwinkerte Cara zu.
    Cara lachte und merkte, wie sie rot wurde. Zum Teufel aber auch, obwohl Tom und Helena nun schon monatelang zusammen waren, obwohl er in ihrem Haus aus und ein ging, fühlte sie sich jedes Mal unsicher, wenn sie allein mit ihm war, wenn er sie auch nur ansah. Vor zwei Jahren war er ihr Deutschlehrer gewesen und jetzt war er Helenas Verlobter. Vor zwei Jahren hatte sie ihn noch angehimmelt, genau wie der Rest ihrer Klasse, und jetzt gehörte er praktisch mit zur Familie.
    »Nervös?«, fragte Tom spöttisch.
    »Und du?«, fragte Cara zurück.
    Sein Gesicht wurde plötzlich ernst. »Total«, sagte er. »In meinem ganzen Leben war ich noch nie so aufgeregt.«
    Sie wollte etwas entgegnen, aber nun kam Helena wieder zurück in den Flur.
    »Schon fertig?«, fragte Tom, und dann sah er sie an. »Oh nein. Was ist denn jetzt los? Schlechte Nachrichten?«
    »Total schlechte Nachrichten!« Helena war tränenüberströmt. »Isy kann nicht kommen. Sie ist superkrank und darf nicht fliegen.«
    »Das gilt aber hoffentlich nur für den Junggesellinnenabschied«, sagte Cara betroffen. »Bis nächste Woche ist sie doch wieder fit!«
    »Sie hat den Flug schon gecancelt«, schluchzte Helena. »Sie hat sich irgendein fieses Virus eingefangen, sie konnte kaum sprechen. Ich könnte ausflippen, meine beste Freundin kommt nicht zu meiner Hochzeit!«
    Sie warf sich in Toms Arme und weinte. Obwohl sie gerade eben noch behauptet hatte, dass sie nichts mehr umhauen könnte.

2
    Die siamesischen Zwillinge hatte man Helena und Isy in der Schule immer genannt. Nicht weil sie sich so ähnlich sahen, Helena war groß und blond und schlank, Isy dunkelhaarig und viel kleiner. Aber seit der Grundschule waren die beiden unzertrennlich. Beste Freundinnen. Und nun das: Isy fehlte ausgerechnet bei Helenas Hochzeit.
    »Das ist der Supergau!«, jammerte Helena. »Isy sollte meine Trauzeugin werden. Und die erste Brautjungfer. Am liebsten würde ich alles verschieben!«
    »Nun mach aber mal halblang!« Inzwischen war auch ihre Mutter in den Flur gekommen. »Isy ist krank, aber sie liegt schließlich nicht im Sterben. Und du auch nicht.«
    Helena putzte sich die Nase. Tom wischte verstohlen über sein nassgeweintes Hemd. »Ich geh dann mal in mein Zimmer«, sagte Cara. Eine Person weniger bei der Abschiedsparty. Dadurch würde sich einiges verändern, sie musste noch mal durch den Ablaufplan gehen.
    »Warte!« Helena griff nach ihrem Arm und riss Cara zurück, mit einer solchen Wucht, dass sie fast gefallen wäre. »Jetzt musst du unsere Trauzeugin werden. Machst du das, ja?«
    »Na klar. Gerne.«
    »Na siehst du.« Tom legte Helena beruhigend die Hand auf die Schulter. »Alles wird gut.«
    Helena putzte sich die Nase und seufzte und putzte sich noch mal die Nase. Ihr Gesicht und die Augen waren rot, die Lider geschwollen vom Weinen und dennoch sah sie einfach bezaubernd aus. Dachte Cara. Dachte wohl auch Tom, denn nun zog er Helena wieder an sich.
    »Aber Isy wird mir ganz furchtbar fehlen.« Helenas Stimme klang dumpf, weil sie ihr Gesicht gegen Toms Hemd presste.
    »Ich weiß. Mein armer Schatz«, sagte Tom und massierte ihre Schultern.
    Was für ein Typ! Seit Monaten versuchte Cara, einen Fehler an Tom zu finden. Der ideale Mann existiert nicht, dachte sie, jeder hat irgendeine Macke. Ist eifersüchtig oder geizig oder hat Schweißfüße oder wird aggressiv, wenn er gesoffen hat. Aber Tom nicht. Tom war einfach mustergültig. Absolut perfekt.
    Ein Traummann, dachte Cara, während sie die Einkäufe in ihrem Kleiderschrank verstaute.
    Zwischen Helena und ihm hatte es im letzten Sommer gefunkt. Obwohl Helena in Münster studierte, leitete sie weiterhin die Hip-Hop-Company an der Schule, jeden zweiten Mittwoch im Monat fuhr sie

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