In Liebe, dein Mörder: Thriller (German Edition)
Langeweile? Und wisst ihr eigentlich, was ihr da tut? Bei einem männlichen Orgasmus sind verdammt viele Botenstoffe beteiligt, mein Bester. Dopamin, Serotonin, Androgene, endogene Opioide ...«
Paul Martin heulte und zuckte.
»Sie kapieren das nicht, stimmt’s? Das passt nicht in Ihren Unterschichtenschädel, habe ich recht?«, fragte Vincent, während er sich massierte. »Kurz gesagt, stehen Sie im Moment der Ejakulation komplett unter Drogen. Und wie sagt man so schön?«
Er streckte sich und ergoss sich in die halbrunde Metallpfanne unter dem Pfahl. In seinem Kopf summte es, wobei er nicht verhindern konnte, vor Lust zu stöhnen. Er betrachtete das Ejakulat, das sich mit Kot, Blut und Sekreten des Gepfählten mischte und verstaute seinen Penis. Er verschränkte die Arme und legte den Kopf schräg. »Don’t drive with drugs!«
Paul Martin starb schneller, als Opfer, die während des Vorganges des Pfählens narkotisiert waren. Vermutlich war der Körper auf diese unmittelbare Weise einem zu großen Stress ausgesetzt, um mehrere Tage zu überleben, obwohl eben das in der Fachliteratur hin und wieder beschrieben wurde.
Vincent beschloss, die Arbeit am selben Tag zu beenden.
Mit einem Wasserschlauch duschte er die Leiche des Gepfählten, sowie den ganzen Keller aus. Gurgelnd verschwanden Blut, Exkremente und Sekrete in der Kanalisation.
So, wie er das Opfer auf den Pfahl gesetzt hatte, hob er es wieder herunter. Dabei floss noch mehr Blut, und es gab schmatzende Geräusche, als das Holz sein umhüllendes Fleisch preisgab. Vincent bugsierte die Vorrichtung über die flache Aluminiumwanne, wo eine Säge und mehrere Zangen bereit lagen. Er spülte die Leiche mit einer sehr stark verdünnten Lösung Natriumhypochlorid ab.
Dann schnitt er dem Toten mit einer Atika Kettensäge die Arme und die Beine ab. Sie hatte ein 38 cm langes Schwert und tat gute Dienste. Hierbei leistete Vincent sich den Luxus eines Motorradhelms, um keine Blut- oder Natriumspritzer in die Augen zu bekommen und vor dem Gestank des Benzinmotors geschützt zu sein. An den sich sammelnden Flecken auf dem Visier erkannte er seine Vernunft. Für das Entfernen einer flexiblen Extremität war die Säge ungeeignet, weshalb Vincent sich schon vor Jahren eine Krukenberg-Greifzange zugelegt hatte, mit der sich Knochen spielerisch durchtrennen ließen. Ziemlich ekelhaft war das Abtrennen des Kopfes, doch das Blut lief in die Wanne und in den Ausguss.
Während des gesamten Vorganges arbeitete Vincent enspannt und pragmatisch. In einem Regal lagen extradicke Müllsäcke, in die er die abgetrennten Glieder verstaute. Der ungefähr dreißig Kilogramm schwere Torso fand Platz in einem der Beutel, sodass er drei Tüten hatte, die entsorgt werden mussten.
Wie üblich würde er die Tüten verteilt in mehrere Berliner Gewässer werfen, eine Marotte, mit der er sich das Vergnügen desjenigen leistete, der ein Puzzle entwarf, das andere lösen sollten.
War der Keller gereinigt, und zwar so, dass er blitzte, blinkte und nichts mehr auf die Hinrichtung hinwies, zog Vincent sich aus und stopfte seine Kleidung in entsprechende Säcke, die er dem Kaminfeuer überantwortete.
Jedes Opfer hatte ein Anrecht auf einen jungfräulich wirkenden Todesraum.
Ihm war klar, dass selbst winzigste Hautpartikel durch die moderne Forensik oder Traumatologie auf den Täter schließen ließen. Dennoch war die Polizei noch nicht so weit, wie einen die verschiedenen CSI-Serien im Fernsehen weismachen wollten. Alleine die Erstellung eines toxikologischen Gutachtens geschah nicht über Nacht, sondern konnte Monate dauern. Inzwischen, hatte Vincent recherchiert, wurde in den USA schon von einem sogenannten CSI-Effekt gesprochen, bei dem Geschworene, die sich als Fans dieser Serien outeten, vor Gericht nicht zugelassen wurden.
Andererseits unterschätzte er die Macht der DNA und das mächtige Handwerkszeug, welches BKA und LKA damit handhabten, in keiner Weise. Obwohl die Forensik auch zu amüsanten Ergebnissen führen konnte.
Vor ein paar Wochen war ein Berliner Zwillingspaar aus der Untersuchungshaft freigelassen worden, das im Verdacht stand, ins Kaufhaus des Westens eingebrochen zu sein und eine Beute mit einem Wert in Millionenhöhe gemacht zu haben. Die Analyse von Spuren an einem am Tatort gefundenen Handschuh hatte eine Übereinstimmung mit der DNA beider Zwillinge ergeben. Obwohl feststand, dass mindestens einer der beiden am Tatort gewesen sein musste, konnte keinem der
Weitere Kostenlose Bücher