090 - Der Verlorene der Todeswelt
Er hockte in der Ecke eines riesigen Aquariums, verlor sich darin beinahe. Man konnte die Leute, die ihn in diesen Behälter gesetzt hatten, für verrückt halten.
So ein kleines Tier in solch einem großen Aquarium - das war die reinste Platzverschwendung. So sah es aus, aber es stimmte nicht, denn unter gewissen Voraussetzungen war Sono in der Lage, mit seiner Größe den gesamten Behälter auszufüllen. Außerdem war er alles andere als ein Tier.
Er hatte Ähnlichkeit mit einem kleinen bunten Spielball, schien an Harmlosigkeit nicht zu übertreffen zu sein, aber der Schein trog. Sono war äußerst gefährlich, deshalb wurde er auch rund um die Uhr bewacht.
Die Glasaugen von Videokameras beobachteten ihn ständig, und es gab einige hochempfindliche Sensoren, die auf jede Veränderung im Aquarium ansprachen.
Sono konnte nichts tun, ohne daß man es sofort registrierte. Seine Haut hatte eine braungoldene Färbung, und eine smaragdgrüne Zeichnung spannte sich darüber.
Das war das Gesicht des Dämons.
Furchterregend sah es aus, auch im Kleinen, einem Hahnenkopf nicht unähnlich. Sonos finsterer Blick ließ keinen Zweifel darüber, daß er ein grausames Wesen war.
Natürlich war sich Sono dieser Grausamkeit nicht bewußt. Das war einfach seine Art zu leben, er wurde damit lediglich seiner Bestimmung gerecht.
Er war ein Krakenwesen mit muskulösen Fangarmen, in denen sich sehr viel Kraft befand. Auch das sah man ihnen nicht an, denn im Moment wirkten sie nur mehr wie Fäden, die leblos herabhingen.
Man hatte den Dämon ruhiggestellt, und er gab sich tatsächlich friedlich. Wenn er wollte, konnte er das Aquarium jederzeit verlassen. Er konnte im Wasser genauso existieren wie draußen. Er konnte sich schwimmend, kriechend oder schwebend fortbewegen und sich allen Lebensbedingungen, die es auf der Erde gab, anpassen.
Klein und unscheinbar hockte er jetzt in der Ecke des Aquariums. Es hatte den Anschein, als würde er auf etwas warten. Doch nicht nur Sono wartete.
Auch die Menschen, die für ihn verantwortlich waren, harrten in Ungeduld aus. Sie warteten auf Professor Mortimer Kull, der hier in Kürze eintreffen sollte.
***
Efrem Murdock verließ mit zwei Mitarbeitern sein Büro. Sie trugen weiße Arbeitsmäntel; man hätte sie für Ärzte halten können. Aber Murdock war Wissenschaftler. Seit Jahren träumte er davon, die Ernährungsprobleme der übervölkerten Welt zu lösen, indem er mit Substanzen experimentierte, die ein rapides Zellenwachstum bewirkten.
Man hatte ihm Sono für seine Versuche zur Verfügung gestellt. Daß es sich bei diesem Kopffüßler um einen Dämon handelte, wußte Efrem Murdock nicht.
Niemand sagte ihm, woher dieses Tier stammte. Er hatte es aufgegeben, danach zu fragen, machte seine Tests mit dem merkwürdigen Kraken und trug die Ergebnisse in seine Bücher ein.
Alle Fakten wurden auf Magnetbändern gespeichert und standen Mortimer Kull für weitere Berechnungen zur Verfügung. Er konnte sich in die Testreihe jederzeit einschalten und Murdocks Arbeit beeinflussen.
Kurz vor Kulls Eintreffen wollte sich Murdock noch schnell vergewissern, daß in der Station alles in Ordnung war, denn Mortimer Kull konnte in seinem Zorn äußerst unangenehm sein.
Der Wissenschaftler durchschritt mit seinen Begleitern mehrere Schleusen und Sperren. Murdock war nicht groß, und sein Gesicht glich einem Lederapfel. Es war fahl und faltig. Er arbeitete zuviel, sah kaum einmal das Tageslicht, hielt sich fast immer im Herzen der Station auf, in die kein Sonnenstrahl zu dringen vermochte.
Murdock betrat den Kontrollraum, der mit zwei Mann besetzt war. An den Wänden blinkten Lämpchen. Jedes einzelne überwachte die Funktion wichtiger Apparaturen. Davor gab es lange Schaltpulte, und darüber waren zahlreiche Monitore zu sehen.
»Na, wie geht es unserem Baby?« fragte Murdock.
»Er regt sich nicht«, antwortete einer der beiden Kontroll-Leute.
Murdock trat näher an die Bildschirme heran. »Er scheint den letzten Test verhältnismäßig gut überstanden zu haben. Ich hatte schon Bedenken, ob wir ihm damit nicht zuviel zumuten.«
Der Kontrollmann lachte. »Also ich kann mir nicht vorstellen, daß den überhaupt irgend etwas umzubringen vermag. Der Kleine ist ungemein robust.«
»Wenn es uns gelingt, seine Zellen nicht nur zu erweitern, sondern auch zu teilen, sind wir einen Riesenschritt weiter. Dann wird es Hunderte von seiner Sorte geben.«
»Mir ist der eine schon nicht geheuer.«
»Man kann ihn
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