In Liebe, dein Mörder: Thriller (German Edition)
seine Brille ab, die beschlagen war. Aus kurzsichtigen Augen starrte er Prenker an. »Was sagen deine Ex-Kollegen vom LKA dazu?«
Prenker zögerte nur kurz, dann antwortete er: »Das ist auf meinem Mist gewachsen. Schließlich war auch ich lange genug Bulle. Was hättest du davon, wenn das LKA den Mörder festsetzt, und wir sind nicht dabei? Warum der ganze Stress, wenn es andere übernehmen? Die haben Padock nicht im Visier. Dafür ist der Mann zu mächtig und spielt Golf mit den richtigen Leuten.«
Ice lachte hart und starrte Prenker an. »Wow – du bist ja doch ein kalter Arsch, Mann. Also willst du, dass wir die Sache alleine erledigen?«
»Du nicht?«
Ice enthielt sich einer Antwort und suchte weiter im Internet. Nachdem Prenker eine zweite Cola Light getrunken hatte, schlug der Nerd mit der flachen Hand neben die Tastatur. »Padocks Vater starb, als der Junge sechzehn war. Er stürzte besoffen über den Balkon. Zwei Jahre später starb Padocks Mutter. Der Junge erhielt zwei Auszahlungen aus einer Lebensversicherungen und machte sich daran, die Welt aus den Angeln zu heben. Bis dahin war er weder ein besonders guter Schüler gewesen, noch jemand, der übermäßig viel Ehrgeiz gezeigt hatte.«
» Armer Kerl«, sagte Prenker. »Als seine Mutter starb, war er volljährig, also konnte er tun und lassen, was er wollte. Mit Erfolg, wie man weiß. Ich werde das Gefühl nicht los, wir verfolgen ein Phantom. Es gibt nicht ein einziges Indiz gegen Padock, mal abgesehen von dem Glassplitter, der aber auch nicht wirklich als Hilfstatsache zu sehen ist.«
» Als der Lkw-Fahrer ermordet wurde, war Padock in den USA?«
Prenker grinste. »Gute Frage, Ice.«
» War er?«
» Es ließ sich ziemlich genau feststellen, wann Paul Martin getötet wurde, aber ich habe die Reisedaten geprüft und siehe da ...«
Ice starrte den Ermittler an.
»Er war zweimal in Deutschland. Jeweils für zwei Tage.«
Ice kicherte. »Und du willst mir sagen, deine Ex-Kollegen vom LKA haben das nicht recherchiert? Kein Alibiabgleich nach dem Glassplitter?«
Prenker zuckte die Achseln. »Wie gesagt, sie haben Padock nicht auf dem Radar. Und das gibt mir zu denken. Bessere Bullen als die beim LKA Berlin findest du kaum. Das sagt mir, dass wir uns vermutlich in was verrennen.«
16
Eva tippte den Text in die Tastatur.
VEREHRTER HERR PADOCK,
WIR GRÜSSEN SIE AUS DER HÖLLE
Mark Tristan
Lorenz Weber
Werner Dankartz
Michael Platow
Claus Halvermann
Ernst Siebert
Paul Martin
Gerne überbringen wir Ihnen die Grüße persönlich.
Treffen Sie uns Mittwoch um 14 Uhr am Borchardt.
Es hatte nur drei Minuten gedauert, und sie hatte die Namen der Opfer im Internet gefunden, weitere drei Minuten, und sie hatte den Text ausgedruckt. Sie faltete das Schreiben und steckte es in einen Briefumschlag, den sie mit Vincent Padocks Privatadresse versah. Morgen, vor der Schule würde sie ihn einwerfen, sodass Vincent ihn Dienstag bekam. Zeit genug, sich für Mittwoch vorzubereiten.
In ihrem Kopf hämmerten Schmerzen.
Vor ihren Augen pulste es rot. Tränen liefen über ihre Wangen. Ihr Zimmer schien sich über sie zu wölben. Sie hoffte inständig, sich zu irren, empfand alleine die Vorstellung, sie könne Recht haben, als so aberwitzig, dass sie am liebsten gelacht hätte, was sie unter Tränen dann auch tat, Tränen, die seit Paul Martins Tod reichlich flossen.
Sogar in ihren eigenen Ohren hörte sie sich an wie eine Irre.
Sie warf sich aufs Bett und schluchzte.
Und flüsterte: »Papa, warum bin ich nicht bei dir? Papa, warum bist du nicht bei mir? Thomas, warum ausgerechnet du? Ich lebe, weil ich ungehorsam war. Nein, nein. Ich will nie wieder ungehorsam sein. Ich will nicht mehr leben. Papa, hole mich zu dir. Das habe ich verdient. Das habe ich verdient. Ich bin kein böses Mädchen, nein, das bin ich nicht!«
Übergangslos sprang sie auf, schnaubte in ein Taschentuch, trocknete die Tränen und starrte auf das Metallica-Poster. In ihren Ohren rauschte es, und eine Eiseskälte überfiel sie.
Da waren die Bücher, die sie gesehen hatte. Bücher mit Gepfählten auf der Titelseite, Geschichten über Vlad Tepes, dem echten Dracula.
Und Blutflecken vor einer Kellertür.
Nasenbluten habe er gehabt, hatte Vincent gesagt, und in seiner Stimme hatte ein falscher Ton geschwungen.
Wenn sie den Tod von Dad und Tom schon nicht gutmachen konnte, würde sie auf Mom aufpassen, so viel stand fest. Mom sollte es gut haben. Sie würde ab sofort
Weitere Kostenlose Bücher