"Ich laufe, um zu laufen ...": Eine Frauen-Laufen-Anthologie (German Edition)
Vorwort
Anders als das Foto des Buchumschlags eventuell vermuten ließe, geht es hier nicht um Spitzenleistungen wie die von Sabrina Mockenhaupt (Startnummer 1) und Ingalena Heuck (2), sondern um die facettenreiche Selbstdarstellung laufender Frauen. Die erhobenen, klatschenden Hände am Start des Avon-Frauenlaufs in Berlin 2010 vermitteln die Begeisterung der Frauen für ihren Sport. „Mockis“ offenes Lachen spricht Bände. Der Untertitel ist bewusst hölzern und in seiner Schreibweise „Frauen-Laufen-Anthologie“ widerspenstig gewählt. Er gibt den Inhalt dennoch exakt wieder. Im Zentrum steht das Laufen, darum herum wird spezifiziert: Es ist eine Anthologie von Autorinnen, die meist über eigene Erfahrungen schreiben. Sie setzt das Phänomen „Frauen laufen“ authentisch, vielschichtig in Szene. Unterschiedlichste Läuferinnentypen kommen zu Wort, die einem Aufruf in der LAUFZEIT 02/11 gefolgt sind. Texte jeder Couleur sind dabei, vom einfachen Elfchen über Laufberichte bis hin zu Kurzgeschichten.
Das erste Foto innerhalb des Buches illustriert bereits einen inhaltlichen Aspekt. Inga Böge-Krol schreibt selbstbewusst über den doppelten Umfang ihrer Oberschenkel im Vergleich zu denen der „schnellen Hirsche“ am Start des TUI Palma-Marathons. Sie läuft langsam und feiert bei Wettkämpfen ihren Spaß am Laufen.
Im vorliegenden Buch geht es um unterschiedlichste Beweggründe zum Laufen und um dessen positive Auswirkungen zur aktiven Lebensbewältigung. Einige Frauen laufen, um ihr Gewicht zu halten, andere lieben die abwechslungsreiche Laufgemeinschaft. Einige müssen immer wieder ihren inneren Schweinehund überwinden, fürandere gehört es zum Lebenselexir. Diese Frauen gehen gerne an ihre Grenzen und darüber hinaus. Auch werden landläufige Behauptungen widerlegt, dass Frauen nie auf Zeiten schielen, sondern nur aus Spaß laufen, wobei das Eine das Andere natürlich nicht ausschließt. Die Herausforderung „der erste Marathon“ scheint ein allgemein beliebtes Thema, ein einschneidendes Erlebnis. Aber auch diese Erfahrung wird neben den allgemeinen Schwierigkeiten ab Kilometer 30 natürlich ganz individuell erlebt und beschrieben. Darüber hinaus scheint der Rennsteiglauf, der dieses Jahr sein 40. Jubiläum feiert, eine besondere Faszination auszuüben. Kein anderer Wettkampf wird hier mehrfach bezwungen und gleichsam „besungen“.
Oft wird mit dem Laufen dem „Schicksal“ die Stirn geboten und die Lebensqualität dadurch erheblich verbessert. Das Schreiben unterstützt dabei. Die Autorin Joanna Zambon hat eine Ausbildung zur Lauftherapeutin in Bad Lippspringe absolviert. Bei einem ihrer Beiträge handelt es sich um einen autobiografischen Leistungsnachweis innerhalb ihrer Ausbildung, bei dem anderen um eine Kurzgeschichte. Ich selbst habe auch die Gelegenheit genutzt, hier eine Prüfungsleistung von der Alice-Salomon-Hochschule mit einfließen zu lassen. Die Kurzgeschichte ist frei erfunden.
Dieses Buch hat keinerlei feministischen Anspruch, gerne sind natürlich auch Männer als Leser willkommen. Frauen sind insgesamt durch die Geschichte hindurch noch nicht so lange in der Laufszene vertreten. Die Teilnahme von Frauen an Wettkämpfen ist anteilig immer noch geringer als die der Männer, besonders bei Läufen über zehn Kilometer hinaus. Erst im Herbst 1971 war z.B. die Teilnahmevon Frauen am Marathon offiziell erlaubt. Diesem Fakt soll das Buch Rechnung tragen und das Phänomen laufender Frauen einmal gesondert berücksichtigen wie auch das laufender und darüber schreibender Frauen.
Die Zeitschrift Textart 1/2011 berichtet über die sich gegenseitig befruchtende Beziehung zwischen dem Laufen und Schreiben. Immer mehr Schriftsteller schätzen die kreative Kraft des Laufens. Der japanische Bestsellerautor Haruki Maurakami hat ein eigenes Buch über diese Beziehung geschrieben. „Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede“. (Auch dieser Titel ist recht hölzern gewählt.) Nur durch Willen und Selbstbestimmung wird man nach Murakami zum Läufer wie auch zum Autor. Ebenso benötige man als Langstreckenläufer wie zum Schreiben die Fähigkeit, allein sein zu können. Bei beidem sei auch auf Entspannung und Ruhe zu achten. Der meditative Aspekt beim Laufen, die Leere, die beim Laufen im Kopf entstehe, sei die Voraussetzung für neue kreative Gedanken. Um weitere zu nennen, die sich die Wechselwirkung zu eigen gemacht haben: John von Düffel, John Irving und Frank Schätzing Selbst Joschka
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