In Liebe verführt
Hof dem hellen Licht von Lampen nicht standhalten würde. »Ich werde versuchen herauszufinden, was los ist. Ihr solltet alle ins Bett gehen. In vier Stunden müssen wir schon wieder die Feuer entzünden.« Nach dieser Anweisung verschwand er in seinen eigenen Räumen im Untergeschoss.
Die lange Standuhr im Salon schlug eins. Meg gähnte und lehnte ihren Kopf gegen die hohe Rückenlehne des Sessels, in dem sie saß. Sie betrachtete den Colonel mit ironisch gehobenen Augenbrauen. »Colonel, würdet Ihr mir bitte erklären, warum ich die ganze Nacht hier im Sitzen verbringen soll?«
Montaine, der selbst gähnte, rückte sich mit Mühe auf dem Sofa aufrecht. »Ich erwarte eine Nachricht, Madame.«
»Ich wünschte, Ihr könntet mir sagen, warum Ihr sie ausgerechnet hier in meinem Haus erwarten müsst«, beschwerte sie sich. Sie stand auf und ging zum Fenster, zog den Vorhang zurück und schaute hinaus auf die Straße.
Wo war Cosimo? War er am Leben… oder lag er schon in irgendeinem Verließ? Oder gar schwer verwundet irgendwo im Graben?
Sie wusste, was sie tun sollte, wenn Cosimo nicht bis Mitternacht zum Treffpunkt im Stall kam. Aber sie konnte seine Anweisung nicht befolgen – nicht mit diesem Colonel im Zimmer, der genau jede ihrer Bewegungen beobachtete. Selbst jetzt spürte sie seinen Blick im Rücken.
Und dann öffnete sich die Tür. »Madame, kann ich Euch vielleicht einen frischen Kaffee bringen… oder einen Cognac für den Colonel?«
Da stand Cosimo, makellos in seiner schwarzen Haushofmeisterkleidung, ein Tablett in der Hand. Er verbeugte sich höflich vor dem Colonel, trat vor und stellte das Tablett auf die Anrichte.
Meg blieb ohne nennenswerte Reaktion. Sie wandte sich zur Anrichte. »Danke, Charles. Das ist sehr aufmerksam von Euch. Hattet Ihr einen angenehmen Abend?«
»Ja, sehr, danke, Madame.« Er griff nach der Cognackaraffe und zwinkerte ihr kurz, aber ernst zu.
»Colonel, möchtet Ihr einen Cognac?«, fragte Meg, die nicht sicher war, was das Zwinkern bedeuten sollte, aber sicher, dass sie irgendetwas tun sollte.
Montaine war so gelangweilt, besorgt und frustriert, dass er jemanden hätte erwürgen können. Man hatte ihm bisher nur die allernotwendigste Gastfreundschaft angeboten, und der Cognac hatte seinen Reiz. »Ja, danke«, sagte er knapp.
Cosimo hielt ein winziges Fläschchen über den Schwenker, und vier braune Tropfen fielen in das Glas. Er goss eine großzügige Menge Cognac darüber und gab Meg den Schwenker. »Der Kaffee für Madame«, stellte er fest und goss ihr eine Tasse ein. Obwohl sie die Lage so ausweglos fand und sie innerlich aufgewühlt war, musste sie ein kleines Grinsen unterdrücken. Sie durfte heute Nacht keinen Cognac trinken, mit oder ohne Tropfen, nur eine ordentliche Portion Kaffee, die sie wach halten würde.
»Colonel.« Sie stellte das Glas auf den Beistelltisch an seinem Ellenbogen und setzte sich neben ihn aufs Sofa. »Vielleicht sollten wir Backgammon spielen, um uns die Zeit zu vertreiben. Charles, würdet Ihr uns das Backgammonbrett bringen?«
Montaine zuckte mit den Schultern und griff nach seinem Glas. »Ich bin kein guter Spieler, Madame.«
»Um diese Tageszeit bin ich das auch nicht«, stellte Madame Giverny säuerlich fest, als ihr Haushofmeister ein Tischchen mit dem Backgammonbrett vors Sofa stellte und dann einen Sessel dem Colonel gegenüber. »Aber wenn ich nicht hier im Sitzen einschlafen soll, muss ich irgendetwas tun.« Sie setzte sich auf den Sessel und trank ein Schlückchen von ihrem Kaffee.
Montaine trank einen wesentlich größeren Schluck von seinem Cognac und beugte sich über das Brett. Der Haushofmeister stellte sich als perfekter Bediensteter neben die Tür.
Meg bewegte ihren ersten Stein, während die Fragen in einem wilden Durcheinander durch ihren Kopf schossen.
Cosimo lebte! War also Bonaparte tot? Wie war Cosimo der Falle aus dem Weg gegangen, die Montaine garantiert für ihn gestellt haben musste? Und das hatte er bestimmt getan, denn sie hier festzuhalten war nur sinnvoll, wenn der Plan des Colonels ein paar weitere Facetten hatte. Aber wenn Bonaparte tot war, würde Cosimo nicht hier stehen. Ganz sicher hätten sie ihn festgenommen… oder getötet.
Aber sie durfte sich nicht von sinnlosen Spekulationen ablenken lassen. Sie musste sich auf das Spiel konzentrieren, das sie jetzt spielten, und das war nicht Backgammon.
Sie hielt den Blick auf den Colonel gerichtet, während sie ihren Kaffee trank, und bemerkte,
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