In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
gepolsterten Stuhl sitzen. Zu meiner Überraschung trug er Jeans und T-Shirt.
„Ich habe mich um alles gekümmert. Eure Eltern sowie Eure Lehrerin wissen, dass ihr in Sicherheit seid. Ruht Euch noch e twas aus.“
„Wo bin ich?“
„Immer noch in Hamburg. Als ich hörte, was geschehen ist, bin ich sofort hierhergeflogen. Entschuldigt meine Aufmachung.“ Er neigte den Kopf.
„Wie lange war ich weg?“
„Ein paar Stunden, Prinzessin.“ Der Vampir stand auf und kam auf mich zu.
„Elias?“
„Wir mussten ihn für eine Weile ruhigstellen.“ Er hockte sich neben mich ans Bett und musterte mich eingehend. Mir war nie aufgefallen, wie wunderschön sein Gesicht aussah. Dunkel und geheimnisvoll, aber schön. „Der Prinz hat die Kontrolle über seine Emotionen verloren, als er von der Sache mit dem Werwolf Thole erfuhr.“
„ Und Ana?“ Ich drehte den Kopf schwerfällig zu ihr hin.
„Er hat sie übel zugerichtet, aber morgen wird sie wieder auf den Beinen sein. Sie bekommt Blut über eine Infusionsnadel.“
Moment mal. Hatte er gesagt, dass er meinen Freund ruhiggestellt hatte? Ich schoss hoch und sofort wurde mir wieder Schwarz vor Augen.
„Langsam“, mahnte Heinrich und drückte mich mit seiner kü hlen Hand zurück in die Kissen.
„Was ist mit Elias?“
„Er wandert haarscharf an der Grenze zum Blutrausch. Er muss sich erst beruhigen.“
Ich wollte zu ihm und zwar sofort. Ich deckte mich auf und ve rsuchte noch einmal, mich aufzusetzen, diesmal aber langsamer.
„Ich muss zu ihm !“
„Nein, Prinzessin. Es ist zu gefährlich.“
„Wieso? Er wird mir nichts tun und ohne mich wird er sich nie beruhigen, das weiß ich ganz genau.“ Mir wurde schlecht bei dem Gedanken, dass er irgendwo einsam eingesperrt war.
„Schaut Euch an, was er mit seiner eigenen Schwester getan hat. Prinzessin, bitte nehmt Vernunft an.“ Er warf mir aus seinen schwarzen Augen einen eindringlichen Blick zu. Sie hatten etwas von einer Murmel. „Mit einem Blutrausch ist nicht zu scherzen, besonders nicht bei einem so jungen Vampir wie dem Prinzen.“
„Ist er alleine?“, fragte ich mit hängendem Kopf.
„Nein, Melissa bewacht ihn.“
Ich seufzte.
„Ihr solltet Euch ausruhen, schon dem Kind zuliebe.“
„Heinrich? Ich darf doch Heinrich sagen, oder?“
„Natürlich.“
„Wie lange wird das Kind auf mich warten?“
„So lange , wie Ihr es für nötig haltet. Sobald Ihr bereit seid, wird das Kind es auch wissen.“
„Aber woher weiß ich, ob ich bereit dafür bin?“ Ich streichelte über meinen Bauch und überlegte, ob ich Heinrich von dem wa rmen Gefühl berichten sollte. Ich behielt es aber erst mal für mich. Elias hatte ein Anrecht darauf, es zuerst zu erfahren.
„Es wird ein ähn liches Gefühl sein wie das, welches Ihr empfunden habt, als Ihr Euch dem Prinzen zum ersten Mal hingegeben habt.“
Mich ihm hin gegeben … eine schöne Umschreibung, wie ich fand.
„Bitte, ich muss mit Elias sprechen“, flehte ich und es schien Wirkung zu zeigen . Heinrich griff nach dem Telefonhörer auf dem Nachttisch neben mir.
Ich bin schon längst bei dir , hörte ich die geliebte Stimme in meinem Kopf.
„Schon gut , Heinrich“, stoppte ich den Vampir und tippte mir an den Kopf. „Er meldet sich gerade.“
„ Wunderbar. Ich lasse Euch kurz allein.“ Dann verschwand er, was sehr höflich von ihm war.
Elias, w ie geht es dir?
Wie geht es dir und Ana? , überging er meine Frage.
Ana schläft und wird laut Heinrich bald wieder fit sein. Mir geht es gut, ich fühle mich nur etwas schummerig. Wo bist du und was haben sie mit dir gemacht?
Sie haben mir etwas zur Beruhigung gegeben. Es tut mir leid, w enn ich dir Angst gemacht habe.
Es tut mir leid, dass ich diesen Be n in unser Leben gebracht habe. Wieso hatte ich Ben so geheim gehalten? Meine Eltern oder David hätten ihn vielleicht als Werwolf identifiziert.
Du konntest es nicht wissen. Selbst seine Gedanken waren ein Knurren.
Ruhig, Elias.
Wenn ich nur daran denke, dass er seine dreckigen Pfoten auf dir hatte!
Mam a und Papa haben Ben gar nicht kennengelernt. Er ist die Sorte Typ, die man seinen Eltern nicht vorstellen mag. Zu wild, zu ordinär.
Was fand est du an dem Kerl?
Ich überlegte . Ja, was?
Keine Ahnung, aber es würde dir auch nicht helfen, wenn ich es wüsste und es dir sagen würde. Für kurze Zeit herrschte absolute Stille. Wann darf ich zu dir?
Wenn ich nicht mehr gefährlich bin.
Du bist keine Gefahr für mich.
Miriam, ich
Weitere Kostenlose Bücher