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0108 - Mord auf Tonband

0108 - Mord auf Tonband

Titel: 0108 - Mord auf Tonband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord auf Tonband
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Es war genau 7.03 Uhr, als wir von dem Mord erfuhren. Das geschah auf eine recht merkwürdige Weise. Wir bummelten gerade durch Washington Street.
    Denken Sie nicht, wir seien so früh aufgestanden.
    Wir hatten in dieser Nacht unser Bett überhaupt nicht gesehen. Wir waren, wie man so sagt »übriggeblieben«, und nicht nur wir allein.
    Die Washington Street liegt in Greenwich Village, auf der Westseite von Manhattan, und bemüht sich seit Jahrzehnten vergeblich, ein zweites Montmartre zu werden. Es ist ein verhältnismäßig harmloses Künstler- und Studentenviertel mit unzähligen Kneipen, Cafés und Weinstuben, in denen man sich ganz gut und gar nicht übermäßig teuer amüsieren kann.
    In dieser Nacht hatten wir das Nützliche mit dem Angenehmen verbunden, aber davon später.
    Wir schlenderten also durch die Washington Street auf die Sixth Avenue. Wir waren müde und voll des süßen Weines.
    Aus Nummer 27 kam ein baumlanger Neger, der in einen weißen Leinenanzug gekleidet, also wohl ein Diener war.
    Im ersten Augenblick glaubte ich, er sei betrunken.
    Er stand vor der Haustür, verdrehte die Augen, sperrte den Mund auf und gab unartikulierte Töne von sich.
    Dann warf er plötzlich die Hände hoch und brüllte, als ob er gebraten werden sollte.
    Wir waren Stehengeblieben und betrachteten uns vergnügt das ulkige Bild.
    Dann fing er plötzlich an zu schreien. Was er schrie, war weniger vergnüglich.
    »Mord… Mord… Mord…!«
    Wir gingen auf ihn zu.
    Phil nahm ihn am obersten Knopf seiner Jacke und fragte, noch immer übermütig:
    »Wer hat denn dem lieben Jungen etwas getan?«
    »Der Professor…« stammelte der Schwarze. »Alles Blut… Uaah, Uahhh, Hu.«
    Ich warf einen Blick auf das Schild neben der Haustür. »Professor Frank Halverstone, Kunstexperte und Restaurator.«
    »Los!« sagte ich, schob den Neger aus dem Weg und ging hinein. »Wo ist es?« fragte ich.
    »Ganz oben, im Atelier.«
    Das Haus war alt und hatte nur zwei Stockwerke. Die Treppe war mit einem roten Läufer belegt, und an den Wänden hingen ein paar Aquarelle und chinesische Federzeichnungen. In der zweiten Etage stand eine Tür offen. Der Raum war sehr hell, zwei Wände und die Decke aus Glas. Eine Menge Bilder und Gemälde, teils mit, teils ohne Rahmen, und Skulpturen standen herum. In der Mitte war eine große, leere Staffeled, und davor lag Professor Halverstone auf dem Fußboden.
    Es war nicht schwer zu sehen, was passiert war. Jemand hatte ihm den Schädel eingeschlagen und die Mordwaffe liegengelassen. Es war ein ungefähr fünfzehn Zoll hohe bronzene Diana. Ein kleines Tischchen war umgefallen.
    Die Dinge, die darauf gelegen hatten, lagen überall verstreut, Messer, Schaber, Spachtel, ein paar Fläschchen, Pinsel und dergleichen. Auch der Professor hielt noch einen dieser Schaber in der rechten Hand.
    Der Boden ringsum war mit vielen kleinen, unregelmäßigen Blättchen und Splittern bedeckt, wie sie entstehen, wenn man eine bereits getrocknete Farbschicht abhebt. Der Tod mußte den Mann mitten in der Arbeit ereilt haben.
    Professor Halverstone war ein alter Herr mit grauer Haarmähne.
    Fast; wünschte ich, wir wären weitergegangen Ein Mord auf nüchternen Magen ist nicht gerade das, was ich schätze, aber wir hatten nun einmal angefangen und mußten wohl oder übel weitermachen.
    »Wo ist das Telefon?« fragte ich den Schwarzen, der an der Tür stehengeblieben war und sich augenscheinlich nicht herein wagte.
    »Unten, Mister«, sagte er und war sichtlich froh, eine Ausrede zu haben, um dem scheußlichen Anblick zu entrinnen.
    »Caesar! Caesar! Wo bist du denn!« schrillte eine Frauenstimme durch das Treppenhaus, und gleich darauf hörte man das Schlurfen und Klappen von Pantoffeln.
    Eine kleine, schmale alte Dame kam die Stufen herauf.
    »Was wollen Sie hier? Wer sind die Herren, Caesar?… Frank! Frank! Wo bist du?«
    Wie ein Wiesel flitzte sie an uns vorbei und durch die offene Tür. Dann kam, was kommen mußte. Sie schrie wie am Spieß und fiel um. Sie sank genau gegen Phil, der sie umklammerte wie ein Jüngling seine Braut.
    »Wer ist das?« fragte ich, während wir beide die Ohnmächtige auf eine schmale Couch in der Ecke des Ateliers betteten.
    »Miß Milly, des Professors Schwester«, sagte Caesar.
    Das klärte die Sache. Ich ließ Phil zurück und eilte mit dem Neger hinunter, um die Mordkommission anzurufen. Leutnant Crosswing hatte Nachtdienst gehabt und wollte gerade nach Hause gehen.
    Er fluchte wie ein Türke,

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