In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
Gott sei Dank, nicht.“
„Elias?“ Ich sprach seinen Namen ganz zaghaft aus ; er sah mich an. „Wenn wir jetzt so viel Zeit miteinander verbringen, dann möchte ich, dass wir uns alles erzählen, ja?“ Dieser Wunsch lag mir auf dem Herzen, aber ich ließ ihn noch nicht antworten und sprach weiter. „Ich meine, ich habe dich gestern auch den ganzen Nachmittag vollgeheult, obwohl du derjenige mit dem Messer im Rücken warst. Ich will nur sagen: Wenn du reden willst, ich höre zu.“ Nachdem alles raus war, holte ich tief Luft und sah ihn an. Er schien mein Angebot zu überdenken und ich wünschte mir das Kissen zu sein, das er gerade fest an sein Herz drückte.
„Du bist das erstaunlichste Wesen, das mir je begegnet ist.“
Ich lächelte und wurde rot, aber ich verstand nicht, was er mir damit sagen wollte.
„Du bist so unglaublich mutig. Gestern bist du dageblieben und hast dich um mich gekümmert. Jeder andere wäre schreiend abgehauen – wie das Mädchen, dem ich vorher begegnet bin. Nicht nur, dass du einen verletzten, hungrigen Vampir im Arm hattest, nein, du machst dir auch noch mehr Sorgen um ihn statt um dich selbst. Ein Werwolf rennt da draußen rum und droht, uns zu töten, du aber kannst sogar neuen Mut in mich hineinlachen und mich trösten.“
„Ich kam mir gestern eher schwach vor, als ich dich und alle anderen wie ein kleines Mädchen nass geweint habe“, gestand ich und spielte mit einem der Knöpfe. „Dabei wurdest du verletzt und nicht ich.“
„Miriam … für mich war es, nachdem das Silber raus war, halb so schlimm. Du dagegen musstest alles miterleben und ansehen, wie ich bewusstlos wurde. Du musstest mich gegen die ganze Schule verteidigen und dafür möchte ich dir danken.“
„Gern geschehen“, seufzte ich.
„Anastasija sagte, dass du mich wie eine Wölfin verteidigt hast.“
„Ich weiß nicht mehr viel davon. Ich war so froh , als deine Schwester endlich da war, auch wenn ich dich nur ungern aus meinen Armen freigab.“
„Ich weiß gar nicht, wie i ch dir dafür jemals danken kann.“
„Das brauchst du nicht. Dazu sind Freunde schließlich da.“
Er lächelte und verfrachtete das Kissen an s Kopfende des Bettes.
„Dir das Versprechen zu geben , dass wir uns alles erzählen, fällt mir leicht. Und das meine ich ernst, ich würde dich nie anlügen.“
„Gut“, triumphierte ich und lächelte ihn an. „Müssen wir los?“
„Wohin?“
„Na, du musst doch trinken!“
Elias sah auf seine Armbanduhr und ich schielte an ihm vorbei auf meinen Wecker.
„Ja, wenn dir das nichts ausmacht?“
Wir verließen das Zimmer und gingen aus dem Haus. Elias zog mich zu einem silbernen Ford Focus mit schwarz getönten Scheiben und öffnete mir die Beifahrertür. Ich setzte mich rein, allerdings war mir nicht wohl dabei. Mit sechzehn konnte er noch keinen Führerschein haben!
„ Du hast doch gar keinen Führerschein!“, schimpfte ich, während ich mich festschnallte und er auf dem Fahrersitz Platz nahm.
„ Kein Vampir hat einen Führerschein“, erklärte er. Das war wohl wahr. Er ließ den Motor an und die Fahrt ging los, ohne dass er sich vorher angeschnallt hatte. Nach einer Weile des Schweigens sagte er plötzlich: „Wir treffen uns mit Ana.“
Elias parkte das Auto am Straßenrand in einer Gasse und wan dte sich mir zu. Ich schnallte mich ab und drehte mein Gesicht ebenfalls zu ihm hin.
„Was ist?“
„Wir sollen sie hier treffen“, sagte er und zog die Sonnenbrille vom Kopf.
„Sag mal , woher weißt du das denn jetzt?“
„Anastasija und ich haben beide die Gabe, uns in die Gedanken anderer einzuklinken . Wir können Gedanken hören, aber auch … wie soll ich es ausdrücken? Senden ist wohl ein gutes Wort.“
„Oh!“ , brachte ich heraus und starrte ihn an. Doch schnell hatte ich mich wieder gefangen und scherzte: „Und der Oscar für den besten Text geht an: Miriam! – Danke, danke! Ich danke meinen Erzeugern, meinen Großeltern und der ganzen Nachbarschaft!“
Elias lachte laut los und es dauerte eine ganze Weile , bis er sich wieder beruhigt hatte. Mit einem Mal wurde sein Blick ernst.
Den Oscar hast du wirklich verdient , hörte ich seine Stimme in meinem Kopf. Instinktiv umfasste ich ihn mit meinen Händen.
„Wie machst du das?“
Das kann man nicht erklären .
Verstehst du mich auch so? , versuchte ich über meine Gedanken mit ihm zu sprechen.
Natürlich, aber ich klinke mich jetzt wieder aus deinem Kopf aus, sonst kann ich meinen
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