In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
jemand mit der Kneifzange in die weiche Haut meines Oberschenkels zwicken – und das gleich zweimal. Jedes Saugen von ihm war eine riesige Schmerzwelle, die mein ganzes Bein durchfuhr.
Ich versuchte ruhig zu bleiben, um blaue Flecke n zu vermeiden, aber ich fürchtete, dass mir das nicht gelang. Elias entspannte sich spürbar mit jedem Schluck. Gieriges Stöhnen und Schmatzen waren das Einzige, was ich von ihm hörte. Da ich nicht wusste, was ich tun sollte, streichelte ich ihm den Kopf. Nach einer gefühlten halben Ewigkeit ließ er von mir ab. Er leckte zögerlich über die Wunde, was gut tat, denn seine Zunge war schön kühl. Mein Bein schmerzte, aber ich merkte, wie die Wunde sich schloss. Er sah mich mit einem merkwürdigen Blick an.
„Was? Hat’s nicht geschmeckt?“ , fragte ich.
„Doch, viel zu gut“ , gestand er. „Es tut mir leid, ich konnte dich nicht mehr hypnotisieren. Du hast mich viel zu verrückt gemacht. Hat es sehr wehgetan?“ Er verzog sich wieder, kuschelte sich richtig in seinen Sitz hinein und starrte auf mein blau werdendes Bein. „Du hättest das nicht tun sollen. Es wird sehr schmerzen.“ Dennoch wirkte sein Blick sehnsüchtig, er sah aus wie eine schnurrende Katze, die geschmust werden wollte.
„Ei n Indianer kennt keinen Schmerz“, jaulte ich tapfer.
„Miriam, ich mag dich wirklich sehr gern. Bitte glaube nicht, dass ich immer so ausflippe. Bitte.“ Dieser Welpenblick! „Und schon hab ich das Vertrauen deiner Mutter missbraucht.“
„Schon gut . Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß. Ich habe dich ermutigt, mich zu beißen. Müssen wir immer noch jagen gehen?“
Betreten sah er wieder auf seine Hose und seufzte.
„Es muss dir nicht peinlich sein. Du hast noch Durst, oder?“
Er sah mich an und verzog das Gesicht. „Ich habe nicht mehr das Gefühl zu verdursten und ich spüre, wie meine Kraft zurückkommt. Aber jetzt habe ich erst recht Durst.“
Ich nahm seine Hand und sah ihn verständnisvoll an. War sie wärmer als üblich? Ich verwarf den Gedanken. „Schon gut, gehen wir jagen.“
Herr im Himmel ! Mir wurde bewusst, dass ich gewollt hatte, dass er von mir trank. Dass er seinen Durst an mir stillte. Ich fühlte so etwas wie Stolz in mir aufkeimen, als das Gesicht seiner wunderschönen Schwester an der Fensterscheibe hinter ihm erschien.
Ich stieg aus und verfrachtete mich selbst nach hinten, aber auch Elias stand auf und kam zu mir auf den Rücksitz. Anastasija begrüßte mich und schmiss eine gepackte Tasche auf den Beifahrersitz. Dann brauste sie los.
Kapitel 5
In den letzten Tagen war eindeutig zu viel passiert. Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. Kurz darauf spürte ich , wie Elias’ Hand sich meinem Gesicht näherte, aber sich dann entmutigt zurückzog .
Anastasija fuhr die Rheinuferstraße Richtung Innenstadt. Es hatte aufgehört zu regnen und ich fragte mich, wohin es wohl ging und welche armen Seelen den beiden Vampiren heute als Nahrung dienen mussten. Als ich mir vorstellte, wie Elias mit dem gleichen sehnsüchtigen Stöhnen wie bei mir an dem Arm einer anderen hing, stiegen Wut und Eifersucht in einer tödlichen Mischung in mir auf.
Plötzlich wurde mir schwarz vor Augen, doch aus dieser Dunkelheit traten zwei leuchtend grasgrüne Augen in Mandelform hervor. Sie starrten mich an und ich erschrak so sehr, dass ich einen lauten und zugleich erstickten Ton von mir gab, welcher vorerst das Letzte war, was ich hörte. Danach war ich wohl für ein paar Sekunden komplett weg.
Irgendwann drang Tageslicht wieder zu mir durch und ich blickte i n Elias’ besorgtes Gesicht. Seine Hände umfassten meinen Kopf und ich sah an seinen Lippen, dass er mit mir sprach, hörte aber nur ein Rauschen in meinen Ohren.
Das Auto hielt an und Anastasijas wunderschönes Gesicht huschte in mein Blickfeld. Die beiden Vampire schienen sich zu streiten, was mir überhaupt nicht gefiel. Ich spürte ein merkwü rdiges Vibrieren in meiner Brust und das Geschwisterpaar stoppte sofort seinen Streit und sah mich staunend an. Elias schob Anastasijas Gesicht weg und zog mich zu sich ran. Seine Nähe beruhigte mich unheimlich und mein Gehör kam langsam, aber sicher zurück. Der Wagen wurde gewendet und ich hörte, wie die Vampirin sprach.
„Wir müssen sie nach Hause bring en.“
„Nein, nein , schon gut“, sagte ich etwas unbeholfen. „Ich bin wieder bei Sinnen.“ Ich sortierte meinen Körper auf meinen Platz zurück und schnallte mich an. Elias
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