In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
„Pack sie!“, befahl sie Werwolf Nummer Zwei.
Er kam auf mich zu und grinste dreckig. Dieses Wesen hatte die Statur von einem Mann, der eindeutig gerne und viel zu viel aß; dazu war er behaart wie ein Affe und stank auch so.
Aller Ekel half nichts, ich musste mich irgendwie gegen ihn ve rteidigen. Aber wie? Nervös kauerte ich mich in eine Ecke, knurrte und versuchte zum Sprung anzusetzen, als plötzlich Elias hinter ihm auftauchte. Mein Vampir taumelte, schaffte es aber, dem Werwolf das Genick zu brechen. Er sank zu Boden. Elias konnte mich noch kurz ansehen, bevor er über den toten Werwölfen zusammenbrach.
„Nein!“, schrie die Hexe. „Wie konnte er? Wie konnte er me inem Bann entkommen?“
Nun war ich mit ihr alleine , aber sie konnte mir mit ihrem Zauber nichts anhaben. Sie war mir unterlegen und das wusste sie. Bevor sie losrennen konnte, hatte ich sie schon mit meinen Tatzen auf den Boden gepresst. Ich sammelte meine ganze Wut und biss fest zu. Sie starb sofort, worauf ihr Zauber brach und meine beiden Gefährtinnen aufwachten – was das nächste Problem darstellte. Anastasija war immer noch im Blutrausch. Ich verwandelte mich zurück, um mit ihr zu sprechen. Ich wusste, dass es verdammt gefährlich war, ausgerechnet jetzt Menschenform anzunehmen, aber ich konnte Melinda nicht der Vampirin ausliefern.
„Ana!“, rief ich und zeigte auf die tote Frau. „Schau her, das ist die Hexe. Sie ist an allem schuld! Trink von ihr!“, redete ich auf sie ein.
Melinda fuchtelte nervös mit der Pistole vor Anastasijas Augen herum und begann leise etwas zu säuseln. Der Blick der Vampirin schoss abwechselnd zu mir und zu Melinda.
„Komm , trink schnell von ihr! Dein Bruder braucht Hilfe!“
Anastasija knurrte und stürzte sich auf die tote Hexe. Während sie trank, stolperte ich rüber zu Elias. Ich drehte seinen Körper um, bis sein Kopf in meinem Schoß lag. Seine Augen waren weit aufgerissen und vollkommen leblos. Hätte der Zauber nicht auch von ihm abfallen müssen?
„Melinda, der Zauber liegt noch auf ihm!“
„Nein, hier ist keine Magie mehr am Werk“, antwortete diese.
Anastasija gab furchtbare Geräusche von sich , schließlich kam sie wieder zu Sinnen.
„Aber was ist dann mit ihm los?“ Ich brach in Tränen aus und versuchte an seiner Brust zu lauschen, auch wenn es keinen Sinn machte. Sein Herz würde ich nicht hören können.
Anastasija huschte zu uns und suchte den Körper ihres Bruders ab. Sie sah aus wie einem Horrorfilm entsprungen.
„Silber, hier muss irgendwo Silber in ihm stecken.“
Wir rissen Elias die Kleidung in Fetzen und suchten ihn ab.
„Atmet er?“, fragte ich.
Anastasija nickte. „Sehr flach, aber er atmet.“
Ich ließ meinen Blick schweifen. In der Garage war eine Werkbank, auf der ein kleiner Kochtopf mit einem Campingkocher stand. Außerdem befand sich hier noch ein Stuhl, aber viel mehr war in diesem Raum nicht. Ein Reifen hing noch an der Wand und darunter … darunter lag eine Spritze.
„Eine Spritze !“, schrie ich und Anas Blick fuhr von ihrem Bruder hoch. „Da hinten! An der Wand unter dem Reifen!“
Die Vampirin lief dorthin und hob sie auf.
„Sie haben es irgendwie geschafft, ihm flüssiges Silber zu spritzen. Die Nadel muss sehr stabil sein.“
„Und jetzt?“, fragte ich schluchzend.
„Nichts“, sagte Ana und ließ die Schultern fallen. Eine Träne rollte ihre Wange herunter.
„Wie , nichts?“, kreischte ich. „Wir können ihn doch nicht sterben lassen!“
„ Wenn er Glück hat, wird er das nicht.“ Trotzdem begann Anastasija fürchterlich zu schluchzen. „Das Silber ist in seinem Blut … vielleicht schafft sein junger Körper, es abzubauen.“
„Und wenn nicht?“
„Dann stirbt er oder behält Lähmungen zurück. Aber sollte das Silber ein lebenswichtiges Organ schwächen.“ Sie brach im Satz ab und fing beinahe an, zu hyperventilieren. „Ich rufe Oma und Opa.“
Ich zog Elias noch näher an mich heran und schloss seine Augen, damit sie nicht austrockneten.
„Bitte“, flüsterte ich in sein Ohr, „stirb mir nicht weg !“
Es war neun Uhr morgens, als wir bei mir daheim ankamen. Meine Eltern hatten uns so früh noch nicht erwartet, denn sie dachten, wir würden nach dem Ball erst mal lange schlafen. Sie staunten nicht schlecht, als ich nur mit einer Decke bekleidet und gestützt von einer fremden Vampirin das Haus betrat. Mama war sofort beunruhigt und brach in Panik aus, als sie Opa Groza erblickte, der
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