In tiefster Dunkelheit
verschwenden, wenn es um Spears ging. Er folterte und tötete ohne Abweichungen, ohne Ausnahmen.
Sie leckte sich über die Lippen. »Er wird sie so lange foltern, wie es ihn amüsiert. Das können Stunden, aber auch Tage sein. Dann wird er sie töten und sie so platzieren, dass wir sie finden.«
»Kranker Scheißkerl.« Burnett wurde blass.
»Das FBI versucht seit Jahren, den Spieler zu fassen. Wenn er nicht gefunden werden will, dann finden wir ihn auch nicht. Und wenn er einmal angefangen hat, wird er nicht eher aufhören, als bis er fünf oder sechs Frauen gefoltert, vergewaltigt und ermordet hat.«
»Gibt es keine Abweichungen«, fragte Burnett, »keine Hoffnung, dass sie überleben könnte?«
»Bisher ist er noch nie davon abgewichen.« Jess sah ihm tief in die Augen und gab ihm die einzige Hoffnung, die sie vielleicht hatten. »Aber dieses Mal ist es anders. Er ist schneller zurück ins Spiel gekommen. Aus irgendeinem Grund eskaliert sein Zyklus. Möglicherweise zieht das auch andere Veränderungen nach sich. Und ich glaube, ich kenne den Grund.«
Sie holte Luft und nahm ihren ganzen Mut zusammen. »Er hat etwas gefunden, das ihn mehr reizt als seine übliche Routine. Seine Neugier hat dieses perverse Bedürfnis geweckt. Diese neue Erregung gefällt ihm, und er will mehr davon.«
Burnett schüttelte den Kopf, als er begriff. »Das lasse ich nicht zu.«
»Es ist wahrscheinlich die einzige Chance, die wir haben, um sie lebend zurückzubekommen, und selbst das ist nicht sicher.«
Kein anderer Cop war Spears so nahegekommen. Als sie seine Identität aufgedeckt hatte – für die sie weiterhin keine Beweise hatte –, hatte sie ihn dicht an sich herankommen lassen. Er war fasziniert, neugierig und offensichtlich erregt. Wenn sie erreichte, dass er die Jagd weiterhin erregend fand, würde er vielleicht nicht Lori foltern müssen, um sich Lust zu verschaffen.
Burnett begann, zur Tür zu gehen. »Ich rufe meinen Kontaktmann beim FBI auf dem Weg an.«
Jess folgte ihm. Sie fühlte sich wie betäubt.
Daniel Burnett hatte keine Ahnung, wie übel diese Sache werden würde.
Der einzige Vorteil, den sie im Moment hatten, war, dass sie jetzt wussten, was Spears wollte.
Er wollte mit Jess spielen.
Wenn sie überhaupt eine Hoffnung hatten, Lori und die anderen Opfer, die folgen würden, zu retten, dann musste Jess ihn näher zu sich locken. Sie musste mitspielen.
Während Burnett Befehle über sein Handy gab, zückte Jess ihres. Sie rief die Kontaktdaten von
Peiniger
auf und drückte ein paar Tasten auf dem Display, ohne zu wissen, ob es klappen würde. Es war sehr gut möglich, dass er dieses Telefon schon seit Tagen entsorgt hatte. Trotzdem tippte sie auf Senden und betete, dass ihre SMS das Schwein erreichte.
Ich bin bereit zu spielen.
Noch bevor sie und Burnett das Gebäude verlassen hatten, vibrierte ihr Handy. Sie sah auf das Display.
Das wird deine Freundin freuen.
Heißer Zorn überkam Jess und verdrängte die Angst. Sie wartete, bis ihre Hände aufgehört hatten zu zittern, und tippte dann die Worte, von denen sie wollte, dass der Scheißkerl sie las und verstand.
Ich komme dich holen.
Was auch immer dazu nötig war. Dieses Mal würde sie ihn kriegen. Als sie die Vibration an ihrer Handfläche spürte, schloss sie die Finger um das Handy und hob es wieder an, um auf das Display zu sehen.
Darauf zähle ich.
Jess steckte das Handy in ihre Handtasche und stieg in Burnetts SUV . Sie schaltete alle Gefühle aus, die logisches Denken behinderten. Loris Leben hing davon ab.
Jess legte den Sicherheitsgurt an und blickte dann starr geradeaus.
Dieses Mal würde sie sich keine Sorgen um Beweiserhebung oder Strafprozessordnung machen, wenn sie dem Scheißkerl von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand.
Dieses Mal würde sie ihn töten.
Die Autorin
Autorenfoto: © David Phillips
Debra Webb wurde in Alabama geboren, wo sie auch heute wieder mit ihrer
Familie lebt. Nach einer Reihe von Tätigkeiten, unter anderem für die US-Armee in Berlin und das
Raumfahrtprogramm der NASA, veröffentlichte sie 1999 ihren ersten Roman. Seither schreibt sie äußerst erfolgreich
Thriller. Weitere Informationen unter: www.debrawebb.com
Weitere Bücher
Die Romane von Debra Webb bei LYX:
1. In tiefster Dunkelheit
2. Die Spur des Blutes (erscheint November 2013)
Weitere Romane der Autorin sind in Vorbereitung.
Die Originalausgabe erschien 2012 unter dem Titel
Obsession
bei
Pink House Press, Huntsville,
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