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In tiefster Dunkelheit

In tiefster Dunkelheit

Titel: In tiefster Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Webb
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war?
    Tief durchatmen
. Sie streckte die Hand nach der Tür mit der Aufschrift Daniel T. Burnett aus. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
    »Guten Tag, Agent Harris.« Die junge Frau – Tara Morgan stand auf dem Namensschild auf ihrem Schreibtisch – lächelte. »Willkommen in Birmingham.«
    Da Jess sich nicht vorgestellt hatte, musste der Chief wohl seine Angestellten auf ihren Besuch vorbereitet haben. »Danke. Ich möchte gerne zu Chief Burnett.«
    »Ja, Ma’am. Wenn Sie bitte Platz nehmen würden, ich lasse den Chief wissen, dass Sie jetzt da sind.«
    Endlich. Doch das sagte Tara höflicherweise nicht. Jess kam zu spät, zwölf Minuten, die sie gebraucht hatte, um den nötigen Mut aufzubringen, sich den letzten Turbulenzen des emotionalen Hurrikans zu stellen, der über ihr Leben hinweggefegt war. Die Sekretärin bot ihr Wasser oder Limonade an. Jess lehnte ab. Es war unwahrscheinlich, dass sie irgendetwas an dem dicken Kloß in ihrem Hals vorbeibekommen würde. Und vollkommen unmöglich, es unten zu behalten.
    Jess nutzte die Wartezeit, um die Veränderungen zu betrachten, die der neue Chief von Birmingham seit seinem Amtsantritt vorgenommen hatte. Der Marmorboden, der Teppich und die Wände in klassischem Beige – der ruhige Empfangsraum wirkte kaum wie das Vorzimmer eines Polizeichefs, eher wie das Wartezimmer eines renommierten Chirurgen. Auch wenn sie seit dem Karrieretag in der Highschool nicht mehr hier gewesen war, die Möbel und die Deko muteten viel zu neu an, um mehr als ein paar Jahre auf dem Buckel zu haben.
    Auf dem Tisch lag ein ordentlicher Stapel aus Polizeizeitschriften und politischen Magazinen. Der Bezug der beiden Polstersessel erinnerte an einen europäischen Wandteppich und verriet deutlich den gehobenen Geschmack seiner Mutter. Offenbar genügte es ihr nicht, auf die Inneneinrichtung der palastartigen Residenzen ausgesuchter Mitglieder von Birminghams Elite Einfluss zu nehmen, was sie durch Soireen vollbrachte, auf denen das gesamte Who-is-Who der Stadt zu Gast war. Katherine setzte den Goldstandard für alle, die auf ihre vornehmen Nachbarn schielten.
    Ob die braven Bürger von Birmingham wohl mit dieser Verschwendung ihrer Steuergelder einverstanden waren? So wie sie Katherine Burnett kannte, hatte die Frau die Renovierung womöglich aus eigener Tasche bezahlt und sich dann auf der ersten Seite des Lifestyle-Teils der
Birmingham News
damit gebrüstet.
    Nur ein weiteres Indiz dafür, dass sich hier nichts verändert hatte. Jess stellte ihre Umhängetasche auf einen Sessel und streckte die von der Reise verkrampften Muskeln. Acht strapaziöse Stunden auf der Straße am Dienstag und vier heute Morgen forderten ihren Tribut: Sie war erschöpft. Bequemer wäre es gewesen, den Flieger zu nehmen, aber sie wollte über ein eigenes Auto verfügen, solange sie hier war. Das machte es einfacher, notfalls schnell die Flucht zu ergreifen.
    Aber eigentlich hatte sie vor allem Zeit gebraucht, um nachzudenken.
    »Du hast es geschafft.«
    Ob es der Klang seiner Stimme war oder die Tatsache, dass er trotz der aktuellen Umstände besser aussah als an Weihnachten vor zehn Jahren: Auf einmal fühlte sie sich sehr verletzlich und unzweifelhaft alt. Sein dunkles Haar war immer noch dicht und ohne jede Spur von Grau. Der elegante marineblaue Anzug brachte das Blau seiner Augen zum Leuchten. Aber es war sein Gesicht, schmaler als früher, aber nicht weniger attraktiv, das ihrer angeknacksten Psyche am härtesten zusetzte.
    Auf einmal spürte sie das Gewicht der letzten zweiundsiebzig Stunden so heftig, dass ihr die Knie weich wurden. Der Boden unter ihren Füßen neigte sich, und sie verspürte den flüchtigen, aber heftigen Drang, sich in seine starken Arme zu flüchten oder einfach in Tränen auszubrechen. Aber sie war nicht mehr dieses kleine Mädchen. Und sie … sie waren beinahe Fremde füreinander.
    Sie brachte ein steifes Nicken zustande. »Ja, da bin ich.«
    Komisch, wie sie es beide vermieden, den anderen beim Namen zu nennen. Gar nicht komisch hingegen war die Tatsache, dass fünf Sekunden in seiner Gegenwart genügten, damit ihr Südstaatenakzent wieder durchkam.
    Sie räusperte sich. »Ich kann mich gleich an die Arbeit machen. Als Erstes würde ich gern Einsicht in die Akten erhalten.«
    »Natürlich.« Er bot ihr die Hand an, zog sie dann wieder zurück und vollführte eine linkische Geste, als wäre ihm zu spät eingefallen, dass Körperkontakt keine gute Idee war. »Sollen wir in mein Büro

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