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In unsern Traeumen weihnachtet es schon

In unsern Traeumen weihnachtet es schon

Titel: In unsern Traeumen weihnachtet es schon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tucholsky Fallada , Co.
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dachte an all die Unglücklichen, für die kein Vater grade zur rechten Stunde am Weihnachtstag einsprang, sie in Fest und Freiheit zu führen, und ich dachte auch daran, wie ich durch meine eigene Dummheit beinahe um all dies gekommen wäre.
    Vater sagte mir das auch. Er meinte, grade wenn man ein Pech sei und heiße, habe man die Pflicht, einem widrigen Schicksal entgegenzuwirken und es nicht durch Unbedachtheit und Torheit zu unterstützen. Ich möge gefälligst einmal an die Todesangst denken, die ich der ganzen Familie Pech, der Mutter zuvor, eingejagt hätte; und daß sie auf den Gedanken gekommen wären, den als vermißt gemeldeten Sohn erst einmal unter den Polizeigefangenen zu suchen, das hätte ich allein meinem Bruder Paul zu verdanken, dem grade zur rechten Zeit meine Weihnachtsbaumbesorgung eingefallen sei!
    Daß unser Weihnachtsfest 1945 kein voller Erfolg war, kann sich jeder denken. Petta und Palma fanden, daß ein Tannenzweig, mit drei Lichtlein besteckt, kein Ersatz für einen funkelnden Weihnachtsbaum ist, und wir Großen standen alle noch zu sehr unter dem Eindruck der Angst, die wir in den letzten zwei Wochen ausgestanden hatten. Ich denke, Weihnachten 1946 wird in jeder Hinsicht ein größerer Erfolg werden.
    Mir selbst war es gar nicht so unrecht, daß es keinen Weihnachtsbaum gab, ich hätte ihn nicht ohne Selbstvorwürfeansehen können. In diesem Jahre haben wir, da ich diese Zeilen schreibe, bereits unser Bäumchen – von Pamela besorgt. Es steht, damit die Zwillinge es nicht vor der Zeit sehen, um die Ecke herum auf dem Küchenbalkon, und ich besuche das Fichtchen dann und wann, mein Herz an seinen Anblick zu gewöhnen. Dann denke ich an den Lieblingsplatz von Frau Gärtnereibesitzerin Hoppe, der durch mich seiner geschlossenen Schutz- und Zierwand beraubt ist, und ich schwöre mir wieder einmal zu, mehr Obacht auf die Schlingen zu geben, die das Leben auch dem Redlichen, besonders heute, stellt.
    Aber ich hätte – trotz alles mir fehlenden Weihnachtsgeldes – diese kleine Geschichte nicht erzählen dürfen, wenn ich ihr nicht auch in einem andern Punkte einen Abschluß geben könnte. Ja, ich habe im Jahre 1946 an zwei Tagen dem Schulunterricht fernbleiben müssen, wie man sagt, aus Gründen, die nicht gesundheitlicher Natur waren. An einem Tage mußte ich wieder mal ins Polizeigefängnis, und dort wurde mir ein alter Schnauz gezeigt –: »Er ist es!« rufe ich, denn auch das Nasentröpfchen fehlte nicht, obwohl wir Juni schrieben.
    »Nischt!« sagte Nasentröpfchen gekränkt. »Den jungen Mann kenn ick jar nich! Nie jesehn!«
    Und auch als ich auf Wunsch des Kriminalbeamten noch einmal die ganze blamable Geschichte erzählt hatte, blieb er bei seinem »Nischt«.
    Das zweitemal blieb ich dem Unterricht fern im August, um der Verhandlung gegen Nasentröpfchen beizuwohnen. Ich habe dieser Verhandlung von der ersten bis zur letzten Minute gelauscht, soweit dies meine Zeugeneigenschaft zuließ, und ich habe dabei erfahren, welch häßlicher Wolf im Schafspelz dieser Alte war.
    Das einzige Mal, daß Nasentröpfchen etwas tat und sagte,was meine Zustimmung fand, war, als der Richter ihn am Schluß der Verhandlung fragte, was er etwa zur Entlastung vorzubringen habe.
    »Nischt!« antwortete Nasentröpfchen.

WEIHNACHTEN
    Arno Holz
     
    Und wieder nun läßt aus dem Dunkeln
    die Weihnacht ihre Sterne funkeln!
    Die Engel im Himmel hört man sich küssen
    und die ganze Welt riecht nach Pfeffernüssen   …
     
    So heimlich war es die letzten Wochen,
    die Häuser nach Mehl und Honig rochen,
    die Dächer lagen dick verschneit
    Und fern, noch fern schien die schöne Zeit.
    Man dachte an sie kaum dann und wann.
    Mutter teigte die Kuchen an,
    und Vater, dem mehr der Lehnstuhl taugte,
    Saß daneben und las und rauchte.
    Da plötzlich, eh man sichs versah,
    mit einmal war sie wieder da.
     
    Mitten im Zimmer steht nun der Baum!
     
    Man reibt sich die Augen und glaubt es kaum   …
    Die Ketten schaukeln, die Lichter wehn,
    Herrgott, was gibts da nicht alles zu sehn!
    Die kleinen Kügelchen und hier
    die niedlichen Krönchen aus Goldpapier!
    Und an all den grünen, glitzernden Schnürchen
    all die unzähligen, kleinen Figürchen:
    Mohren, Schlittschuhläufer und Schwälbchen,
    Elefanten und kleine Kälbchen,
    Schornsteinfeger und trommelnde Hasen,
    dicke Kerle mit roten Nasen,
    reiche Hunde und arme Schlucker
    und alles, alles aus purem Zucker!
    Ein alter Herr mit weißen Bäffchen
    hängt grade unter

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