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In unsern Traeumen weihnachtet es schon

In unsern Traeumen weihnachtet es schon

Titel: In unsern Traeumen weihnachtet es schon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tucholsky Fallada , Co.
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einem Äffchen.
    Und hier gar schält sich aus seinem Ei
    ein kleiner, geflügelter Nackedei.
    Und oben, oben erst in der Krone!
    Da hängt eine wirkliche, gelbe Kanone
    und ein Husarenleutnant mit silbernen Tressen –
    ich glaube wahrhaftig, man kann ihn essen!
     
    In den offenen Mäulerchen ihre Finger,
    stehn um den Tisch die kleinen Dinger,
    und um die Wette mit den Kerzen
    puppern vor Freuden ihre Herzen.
    Ihre großen, blauen Augen leuchten,
    indes die unsern sich leise feuchten.
    Wir sind ja leider schon längst »erwachsen«,
    uns dreht sich die Welt um andre Achsen
    und zwar zumeist um unser Bureau.
    Ach, nicht wie früher mehr macht uns froh
    aus Zinkblech eine Eisenbahn,
    ein kleines Schweinchen aus Marzipan.
    Eine Blechtrompete gefiel uns einst sehr,
    der Reichstag interessiert uns heut mehr;
    auch sind wir verliebt in die Regeldetri
    und spielen natürlich auch Lotterie.
    Uns quälen tausend Siebensachen.
    Mit einem Wort, um es kurz zu machen,
    Wir sind große, verständige, vernünftige Leute!
     
    Nur eben heute nicht, heute, heute!
     
    Über uns kommt es wie ein Traum,
    ist nicht die Welt heut ein einziger Baum,
    an dem Millionen Kerzen schaukeln?
    Alte Erinnerungen gaukeln
    aus fernen Zeiten an uns vorüber,
    und jede klagt: Hinüber, hinüber!
    Und ein altes Lied fällt uns wieder ein:
    O selig, o selig, ein Kind noch zu sein!

UNTER DEM TANNENBAUM
    Theodor Storm

    EINE DÄMMERSTUNDE 
     
    Es war das Arbeitszimmer eines Beamten. Der Eigentümer, ein Mann in den Vierzigern, mit scharf ausgeprägten Gesichtszügen, aber milden, lichtblauen Augen unter dem schlichten, hellblonden Haar, saß an einem mit Büchern und Papieren bedeckten Schreibtisch, damit beschäftigt, einzelne Schriftstücke zu unterzeichnen, welche der danebenstehende alte Amtsbote ihm überreichte. Die Nachmittagssonne des Dezembers beleuchtete eben mit ihrem letzten Strahl das große schwarze Tintenfass, in das er dann und wann die Feder tauchte. Endlich war alles unterschrieben.
    »Haben Herr Amtsrichter sonst noch etwas?«, fragte der Bote, indem er die Papiere zusammenlegte.
    »Nein, ich danke Ihnen.«
    »So habe ich die Ehre, vergnügte Weihnachten zu wünschen.«
    »Auch Ihnen, lieber Erdmann.«
    Der Bote sprach einen der mitteldeutschen Dialekte; in dem Tone des Amtsrichters war etwas von der Härte jenes nördlichsten deutschen Volksstammes, der vor wenigen Jahren, und diesmal vergeblich, in einem seiner alten Kämpfe mit dem fremden Nachbarvolk geblutet hatte. – Als sein Untergebener sich entfernte, nahm er unter den Papieren einen angefangenen Brief hervor und schrieb langsam daran weiter.
    Die Schatten im Zimmer fielen immer tiefer. Er sah nicht die schlanke Frauengestalt, die hinter ihm mit leisen Schritten durch die Tür getreten war; er bemerkte es erst,als sie den Arm um seine Schulter legte. – Auch ihr Antlitz war nicht mehr jung; aber in ihren Augen war noch jener Ausdruck von Mädchenhaftigkeit, den man bei Frauen, die sich geliebt wissen, auch noch nach der ersten Jugend findet. »Schreibst du an meinen Bruder?«, fragte sie, und in ihrer Stimme, nur etwas mehr gemildert, war dieselbe Klangfarbe wie in der ihres Mannes.
    Er nickte. »Lies nur selbst!«, sagte er, indem er die Feder fortlegte und zu ihr emporsah.
    Sie beugte sich über ihn herab; denn es war schon dämmerig geworden. So las sie, langsam wie er geschrieben hatte:
    »Ich bin wieder gesund und arbeitsfähig – glücklicherweise; denn das ist die Not der Fremde, dass man den Boden, worauf man steht, sich in jeder Stunde neu erschaffen muss. So schlecht es immer sein mag, darin habt Ihr es doch gut daheim; und wer wäre nicht gern geblieben, wenn er nur ein Stück Brot und jenes unentbehrliche ›sanfte Ruhekissen‹ des alten Sprichworts sich hätte erhalten können.«
    Sie legte schweigend die Hand auf seine Stirn, während er, der ihren Augen gefolgt war, das Blatt umwandte. Dann las sie weiter:
    »Der guten und klugen Frau, die Du vorige Weihnachten bei uns hast kennenlernen, bin ich so glücklich gewesen, durch die Vermittlung eines Vergleichs mit ihrem Gutsnachbarn, einen wirklichen Dienst zu leisten; der schöne, so sehr von ihr begehrte Wald ist seit kurzem endlich in ihren Besitz gelangt. Hätten wir morgen für Deinen Freund Harro nur eine Tanne aus diesem Walde; denn hier ist viele Meilen in die Runde kein Nadelholz zu finden. Was aber ist ein Weihnachtsabend ohne jenen Baum mit seinem Duft voll Wunder und Geheimnis!«
    »Aber du«,

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