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In unsern Traeumen weihnachtet es schon

In unsern Traeumen weihnachtet es schon

Titel: In unsern Traeumen weihnachtet es schon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tucholsky Fallada , Co.
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neugierig in die Straße hinaus; dann kam der Kutscher mit Mantelsack und Pappkarton; hinter diesem, den Schluss bildend, ein hochaufgeschossener junger Mann von leichter vornehmer Haltung. Er trug eine Jagdmütze, kurzen Rock und war in seiner ganzen Oberhälfte unwinterlich gekleidet. Nur seine Füße steckten in hohen Filzstiefeln. »Frohe Feiertage, Frau Hulen«, damit reichte er der Alten die Hand, stieg auf die Deichsel und nahm Platz neben dem Kutscher. »Nun vorwärts, Krist; Mitternach sind wir in
Hohen-Vietz
. Das ist recht, dass Papa die Ponys geschickt hat.«
    Die Pferde zogen an und versuchten es, ihrer Natur nach, in einen leichten Trab zu fallen; aber erst als sie die Königsstraße mit ihrem Weihnachtsgedränge und Waldteufelgebrumm im Rücken hatten, ging es in immer rascherem Tempo die Landsberger Straße entlang und endlich unter immer munterer werdendem Schellengeläut zum Frankfurter Tore hinaus.
    Draußen umfing sie Nacht und Stille; der Himmel klärte sich, und die ersten Sterne traten hervor. Ein leiser, aber scharfer Ostwind fuhr über das Schneefeld, und der Held unserer Geschichte,
Lewin von Vitzewitz
, der seinem väterlichen Gute
Hohen-Vietz
zufuhr, um die Weihnachtsfeiertage daselbst zu verbringen, wandte sich jetzt, mit einem Anflug von märkischem Dialekt, an den neben ihm sitzenden Gefährten. »Nun, Krist, wie wär’ es? Wir müssen wohl einheizen.« Dabei legte er Daumen und Zeigefinger ans Kinn und paffte mit den Lippen. Dies »wir« war nur eine Vertraulichkeitswendung; Lewin selbst rauchte nicht. Krist aber, der von dem Augenblick an, wo sie die Stadt im Rücken hatten, diese Aufforderung erwartet haben mochte, legte ohne Weiteres die Leinen in die Hand seines jungen Herrn und fuhr in die Manteltasche, erst um eine kurze Pfeife mit bleiernem Abguss, dann um ein neues Paket Tabak daraus hervorzuholen. Er nahm beides zwischen die Knie, öffnete das mit braunem Lack gesiegelte Paket, stopfte und begann dann mit derselben langsamen Sorglichkeit nach Stahl und Schwamm zu suchen. Endlich brannte es; er tat, indem er wieder die Leine nahm, die ersten Züge, und während jetzt kleine Funken aus dem Drahtdeckel hervorsprühten, ging es auf Friedrichsfelde zu, dessen Lichter ihnen über das weiße Feld her entgegenschienen.
    Das Dorf lag bald hinter ihnen. Lewin, der sich’s inzwischen bequem gemacht und durch festeren Aufbau einiger Strohbündel eine Rückenlehne hergerichtet hatte, schien jetzt in der Stimmung, eine Unterhaltung aufzunehmen. Ehe des Kutschers Pfeife brannte, wär’ es ohnehin nicht rätlich gewesen.
    »Nichts Neues, Krist?«, begann Lewin, indem er sich fester in die Strohpolster drückte. »Was macht Willem, mein Päth?«
    »Dank schön, junger Herr, he is ja nu wedder bi Weg.«
    »Was war ihm denn?«
    »He hett’ sich verfiert. Un noch dato an sinen Gebortsdag. Et is nu en Wochner drei; ja, up’n Dag hüt, drei Wochen. Oll Doktor Leist von Lebus hett’em aber wedder torecht bracht.«
    »Er hat sich verfiert?«
    »Ja, junger Herr, so glöwen wi all’. Et wihr wol so um de fiefte Stunn’, as mine Fru seggen däd: Willem geih, un hol uns en paar Äppels, awers von de Renetten up’n Stroh, dicht bi de Bohnenstakens. Un uns’ Lütt-Willem ging ooch, un ick hürt’em noch flüten un singen un dat Klapsen von sine Pantinen ümmer den Floor lang. Awer dunn hürt’ ick nix mihr, un as he nu an de olle wackelsche Döör käm un in den groten Saal rinnwull, wo uns’ Äppels liggen un wo de Lüt’ seggen, dat de oll’ Matthias spöken deiht, da möt’ em wat passiert sinn. He käm nich un käm nich; un as ick nu nahjung un sehn wull, wo he bliwen däd, da läg he, glieks achter de Schwell, as dod up de Fliesen.«
    »Das arme Kind! Und Eure Frau   … «
    »De käm ooch, un wi drögen em nu torügg in unse Stuv’ un rewen em in. Mine Fru hätt ümmer en beten Miren-Spiritus to Huus. As he nu wedder to sich käm, biwwerte em de janze lütte Liew, un he seggte man ümmer: ›Ick hebb’ em sehn.‹«
    Lewin hatte sich zurechtgerückt. »Es geht also wieder besser«, warf er hin, und wie um loszukommen von allerhand Bildern und Gedanken, die des Kutschers Erzählung in ihm angeregt hatte, fuhr er hin und her in Erkundigungen, worauf Krist mit so viel Ausführlichkeit antwortete, wie ihm die Raschheit der Fragen gestattete. Dem Schulzen Kniehase war einer von seinen Braunen gefallen; bei Hoppen-Marieken hatte der Schornstein gebrannt; bei WitweGräbschen hatte

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