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In unsern Traeumen weihnachtet es schon

In unsern Traeumen weihnachtet es schon

Titel: In unsern Traeumen weihnachtet es schon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tucholsky Fallada , Co.
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Glitzergold und Äpflein fein
    und vielen bunten Kerzlein:
    Das war am Weihnachtsfest so grün,
    als fing es eben an zu blühn.
     
    Doch nach nicht gar zu langer Zeit,
    da stands im Garten unten,
    und seine ganze Herrlichkeit
    war, ach, dahingeschwunden.
    Die grünen Nadeln war’n verdorrt,
    die Herzlein und die Kerzlein fort.
     
    Bis eines Tags der Gärtner kam,
    den fror zu Haus im Dunkeln,
    und es in seinen Ofen nahm –
    hei! tats da sprühn und funkeln!
    Und flammte jubelnd himmelwärts
    in hundert Flämmlein an Gottes Herz.

STILLE HEILIGE NACHT

WEIHNACHTEN
    Johann Wolfgang Goethe
     
    Bäume leuchtend, Bäume blendend,
    Überall das Süße spendend,
    In dem Glanze sich bewegend,
    Alt und junges Herz erregend –
    Solch ein Fest ist uns bescheret,
    Mancher Gaben Schmuck verehret;
    Staunend schaun wir auf und nieder,
    Hin und her und immer wieder.
     
    Aber, Fürst, wenn dir’s begegnet
    Und ein Abend so dich segnet,
    Daß als Lichter, daß als Flammen
    Vor dir glänzten allzusammen
    Alles, was du ausgerichtet,
    Alle, die sich dir verpflichtet:
    Mit erhöhten Geistesblicken
    Fühltest herrliches Entzücken.

WEIHNACHTEN
    Joseph von Eichendorff
     
    Markt und Straßen stehn verlassen,
    Still erleuchtet jedes Haus,
    Sinnend geh ich durch die Gassen,
    Alles sieht so festlich aus.
     
    An den Fenstern haben Frauen
    Buntes Spielzeug fromm geschmückt,
    Tausend Kindlein stehn und schauen,
    Sind so wunderstill beglückt.
     
    Und ich wandre aus den Mauern
    Bis hinaus ins freie Feld,
    Hehres Glänzen, heil’ges Schauern!
    Wie so weit und still die Welt!
     
    Sterne hoch die Kreise schlingen,
    Aus des Schnees Einsamkeit
    Steigt’s wie wunderbares Singen –
    O du gnadenreiche Zeit!

WEIHNACHTEN
    Joachim Ringelnatz
     
    Liebeläutend zieht durch Kerzenhelle,
    Mild, wie Wälderduft, die Weihnachtszeit,
    Und ein schlichtes Glück streut auf die Schwelle
    Schöne Blumen der Vergangenheit.
     
    Hand schmiegt sich an Hand im engen Kreise,
    Und das alte Lied von Gott und Christ
    Bebt durch Seelen und verkündet leise,
    Daß die kleinste Welt die größte ist.

HOHEN-VIETZ
    Theodor Fontane

    HEILIGABEND 
     
    Es war Weihnachten 1812, Heiliger Abend. Einzelne Schneeflocken fielen und legten sich auf die weiße Decke, die schon seit Tagen in den Straßen der Hauptstadt lag. Die Laternen, die an lang ausgespannten Ketten hingen, gaben nur spärliches Licht; in den Häusern aber wurde es von Minute zu Minute heller und der »heilige Christ«, der hier und dort schon einzuziehen begann, warf seinen Glanz auch in das draußen liegende Dunkel.
    So war es auch in der Klosterstraße. Die »Singuhr« der Parochialkirche setzte eben ein, um die ersten Takte ihres Liedes zu spielen, als ein Schlitten aus dem Gasthof zum grünen Baum herausfuhr und gleich darauf schräg gegenüber vor einem zweistöckigen Hause hielt, dessen hohes Dach noch eine Mansardenwohnung trug. Der Kutscher des Schlittens, in einem abgetragenen, aber mit drei Kragen ausstaffierten Mantel, beugte sich vor und sah nach den obersten Fenstern hinauf; als er jedoch wahrnahm, dass alles ruhig blieb, stieg er von seinem Sitz, strängte die Pferde ab und schritt auf das Haus zu, um durch die halb offen stehende Tür in dem dunklen Flur desselben zu verschwinden. Wer ihm dahin gefolgt wäre, hätte notwendig das stufenweise Stapfen und Stoßen hören müssen, mit dem er sich, vorsichtig und ungeschickt, die drei Treppen hinauffühlte.
    Der Schlitten, eine einfache Schleife, auf der ein mit einem sogenannten »Plan« überspannter Korbwagen befestigt war, stand all die Zeit über ruhig auf dem Fahrdamm ,hart an der Öffnung einer hier aufgeschütteten Schneemauer. Der Korbwagen selbst, mutmaßlich um mehr Wärme und Bequemlichkeit zu geben, war nach hinten zu, bis an die Plandecke hinauf, mit Stroh gefüllt; vorn lag ein Häckselsack, gerade breit genug, um zwei Personen Platz zu gönnen. Alles so primitiv wie möglich. Auch die Pferde waren unscheinbar genug, kleine Ponies, die gerade jetzt in ihrem winterlich rauen Haar ungeputzt und dadurch ziemlich vernachlässigt aussahen. Aber wie immer auch, die russischen Sielen, dazu das Schellengeläut, das auf rot eingefassten breiten Ledergurten über den Rücken der Pferde hing, ließen keinen Zweifel darüber, dass das Fuhrwerk aus einem guten Hause sei.
    So waren fünf Minuten vergangen oder mehr, als es auf dem Flur hell wurde. Eine Alte in einer weißen Nachthaube, das Licht mit der Hand schützend, streckte den Kopf

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