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In weißer Stille

In weißer Stille

Titel: In weißer Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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mach auf!« Marc. Was machte er denn hier? Sie ging, am ganzen Körper bebend, durch den Flur und öffnete.
    »Caro. Was ist los? Tanja Wiezorek hat mich völlig aufgelöst angerufen. Sie dachte, du bringst dich um. Warum gehst du nicht ans Telefon?« Er zog sie an sich. »Ich hatte eine Scheißangst, weißt du das?«
    Sie spürte seinen Herzschlag, das Vibrieren seines Körpers an ihrem und brach in Tränen aus.
    Caroline zog die Tür zu und wischte sich über das Gesicht. »Komm rein. Es ist alles in Ordnung.«
    »Das sehe ich, Caro. Warum kannst du nicht einmal zugeben, wenn etwas nicht in Ordnung ist, wenn es dir schlechtgeht, wenn du nicht alles im Griff hast? He, Schatz, ich habe eine starke Schulter zum Anlehnen und Ausheulen, die verkümmert, wenn sie nicht gebraucht wird, und dann ist es vorbei mit meiner Athletenfigur, dann werde ich zu Quasimodo.« Wie zum Beweis krümmte er den Rücken und ging, ein Bein nachziehend, einige Schritte durch den Flur.
    Sie erinnerte sich, wie er den Bahnsteig entlanggelaufen war, erinnerte sich an die Sekunde, in der sie erkannt hatte: Mit ihm wollte sie alt werden.
    »Mit dieser Schuld kannst du nicht leben.« Marc richtete sich wieder auf, kam lächelnd auf sie zu und wies auf seine Schulter.
    Sie lehnte den Kopf daran. Seine Arme umfingen sie, und es fühlte sich gut und richtig an. Noch immer schuldete sie ihm eine Antwort. »Lass uns nach Hause gehen.«
    »Zu dir oder zu mir?«
    »Zu uns.«
    * * *
    Dühnfort erreichte Münsing. Gleich würde er bei seinem Boot sein. Inzwischen wusste er, wie er es nennen würde.
    Den Freitag und auch noch den halben Samstag hatte er mit Alois und Gina zugebracht, um den Fall Heckeroth abzuschließen und gerichtsfest zu machen. Danach war er mit dem sicheren Gefühl, dass er und seine Leute gute Arbeit geleistet hatten, ins Krankenhaus Rechts der Isar gefahren, um Christine Meingast zu besuchen. Sie war auf dem Weg der Besserung und machte sich schlimme Vorwürfe über ihr spontanes und unüberlegtes Verhalten. Daher hatte er ihr alle Vorhaltungen erspart, bis auf eine. »Wenn Sie zur Kripo wollen, müssen Sie Ihre Gefühle in den Griff bekommen.«
    »Die Lektion habe ich gelernt«, hatte sie erwidert. Anschließend war er einkaufen gegangen. Eine Daunenjacke mit eingearbeitetem Windbreaker, eine Wollmütze, ein Paar feste Stiefel mit rutschfester Profilsohle und ebenfalls winddichte Handschuhe für seinen ersten Segeltörn seit fünf Jahren. Anschließend hatte er sich Kartenmaterial für den Starnberger See besorgt, das er am Wochenende studieren und mit dessen Hilfe er eine Route festlegen wollte. Er war bisher auf der Alster, der Elbe, aberhauptsächlich in der Nordsee gesegelt. Nach so langer Zeit ohne Planken unter den Füßen stellte jedoch auch ein bayerischer See eine Verlockung dar. Mit Tüten beladen hatte er noch ein Geschäft für Babyausstattung aufgesucht und für seine Nichte einen rosa Strampelanzug und winzige Stoffschühchen gekauft. Wegen des Taufgeschenks wollte er sich noch mit seiner Schwägerin Victoria besprechen.
    Als er sie am Abend angerufen hatte, war Julius am Telefon gewesen. Es war ein nettes, beinahe unbefangenes Gespräch geworden, alle Rivalität war wie weggeblasen. Julius schien sich von dem Schlachtfeld, das Dühnfort schon vor Jahren verlassen hatte, zurückgezogen zu haben, um endgültig das Siegerpodest zu betreten. Er war derjenige, der Vater das ersehnte Enkelkind geschenkt hatte. Die Gewissheit des errungenen Triumphes verlieh ihm nun Gelassenheit und Großmut und ließ ihn versöhnliche Töne anschlagen. »Ich freue mich, dich in vier Wochen zur Taufe hier zu sehen.«
    Der Sauerbraten am Sonntag war trocken und geschmacklos gewesen, vermutlich hatte Ginas Mutter ihn nicht lange genug in die Beize gelegt und auch nicht richtig angebraten. »Ich verstehe das nicht«, hatte sie gesagt und ratlos mit den Schultern gezuckt. »Das Zeug ist drin.« Mit Zeug meinte sie vermutlich die Zutaten. Aber Dühnfort war nicht in Erwartung eines guten Essens gekommen, sondern Ginas Rat in Bezug auf den Umgang mit netten Menschen folgend. Und da war er nicht enttäuscht worden. Wie eine große Familie hatten sie am Tisch gesessen und sich über Gott und die Welt unterhalten, nur über den Fall Heckeroth nicht. Da hatten sowohl Gina als auch er abgeblockt. Beim Abschied hatte er Ginas Mutter viel Erfolg beim Vorstellungstermin gewünscht. »Na, geht doch«, hatte Gina gesagt und ihm nachgeblickt.
    Er fuhr durch

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