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Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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geschnitzt, und aus seinen Schädel tränken die Toquis bis heute Muday. Duwirst fragen, weshalb ich auf der grauenvollen Schilderung von Cecilias Dienstmagd beharre und nicht die andere, gnädigere glaube, nach der Valdivia durch einen Knüppelhieb über den Schädel hingerichtet wurde, wie es der Dichter schrieb und wie es bei den Indios des Südens Sitte war. Ich will es Dir sagen, Isabel. In jenen unheilvollen drei Tagen im Dezember des Jahres 1553 war ich todsterbenskrank. Es war, als wüßte meine Seele, wovon mein Geist noch nichts ahnte. Wie in einem Albtraum, aus dem es kein Erwachen gibt, zogen grauenhafte Bilder vor meinen Augen vorbei. Ich sah die Körbe voller abgetrennter Hände und Nasen hier in meinem Haus, durch meinen Hof schleppten sich Indios in Ketten, andere starben auf Pfähle gespießt; es roch nach versengtem Menschenfleisch, und abends trug der Wind das Knallen von Peitschen zu mir. Unermeßliches Leid hat diese Eroberung gekostet … Niemand kann all die Grausamkeit verzeihen, schon gar nicht die Mapuche, die eine Erniedrigung sowenig vergessen wie einen Gefallen, den man ihnen tut. Die Erinnerung marterte mich, ich war wie von einem Dämon befallen. Du weißt, Isabel, mein Herz schlägt manchmal aus, doch ansonsten bin ich durch Gottes Güte mein Lebtag gesund gewesen, und so habe ich keine andere Erklärung für die Krankheit, die mich damals niederwarf: Während Pedro sein schreckliches Ende durchlitt, war meine Seele bei ihm und weinte um ihn und um all die Gemarterten jener Jahre. Ich brach zusammen, übergab mich in Krämpfen und glühte im Fieber, daß man um mein Leben bangte. In meiner Raserei hörte ich ganz deutlich, wie Pedro de Valdivia vor Schmerzen schrie und dann ein letztes Mal sagte: »Leb wohl, Inés meines Herzens …«

    Chroniken der Doña Inés Suárez,
der Kirche der Dominikaner von ihrer Tochter,
Doña Isabel de Quiroga,
zur Obhut und Aufbewahrung übergeben,
im Monat Dezember, A. D. 1580,
Santiago de la Nueva Extremadura,
Königreich Chile.

Hinweis und Danksagung der Autorin
    In diesem Roman habe ich meine Vorstellungskraft spielen lassen, jedoch ist jede Ähnlichkeit mit den Geschehnissen während der Eroberung Chiles und den daran beteiligten Personen kein Zufall.
    Die Taten der Inés Suárez, die bei den Chronisten ihrer Zeit Erwähnung finden, sind von den Historikern über vierhundert Jahre fast vergessen worden. Auf diesen Seiten schildere ich die Ereignisse, wie ich sie belegt fand. Ich habe sie nur durch ein wenig Phantasie zu einer Erzählung verknüpft.
    Meine Freunde Josefina Rossetti, Vittorio Cintolesi, Rolando Hamilton und Diana Huidobro unterstützten mich bei den Recherchen zur Epoche der Eroberung Chiles und vor allem zur Person von Inés Suárez. Malú Sierra sah durch, was ich über die Mapuche geschrieben hatte. Juan Allende, Jorge Manzanilla und Gloria Gutiérrez korrigierten das Manuskript. William Gordon behütete und ernährte mich in den stillen Monaten des Schreibens. Mein Dank gilt den wenigen Historikern, die auf die Bedeutung von Inés Suárez eingehen; ohne ihr Werk hätte ich diesen Roman nicht schreiben können.
    Für die Recherchen zu diesem Roman habe ich vier Jahre wie ein Nimmersatt gelesen. Dabei führte ich über die Geschichtsbücher, belletristischen Werke und Artikel, die ich las, um in die Zeit und die Charaktere meiner Figuren einzutauchen, keine Listen, denn der Gedanke, eine Bibliographie anzufügen, kam erst auf, als mein Buch bereits weitgehend fertig war. Nachdem meine Agentin Gloria Gutiérrez das Manuskript gelesen hatte, meinte sie, ohne einige bibliographische Hinweise müsse es wirken wie dieAusgeburt einer krankhaften Phantasie (die man mir häufig unterstellt hat). Vieles, was sich im Leben von Inés Suárez und während der Eroberung Chiles zugetragen hatte, schien ihr unglaublich, und ich mußte ihr belegen, daß es sich um historische Ereignisse handelte. Einige der Bücher, die ich zu Rate zog und die sich noch in dem Häuschen hinten in meinem Garten stapeln, in dem ich schreibe, möchte ich hier nennen.
    Um mich der Geschichte Chiles allgemein zu nähern, hatte ich glücklicherweise zwei klassische Werke zur Hand: Die Crónicas del reino de Chile (El Ferrocarril, Santiago de Chile 1865) von Pedro Mariño de Lovera und die grundlegende Historia de Chile aus dem Jahr 1884 von Diego Barros Arana, die im ersten Band die wichtigsten Ereignisse der Eroberung behandelt. Aus jüngerer Zeit stammt die Historia

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