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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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Jahren beim Konsortium hatte Knowlton eine Vielzahl seltsamer Aufträge ausgeführt, die meisten davon irgendwo zwischen unmoralisch und illegal. Die Arbeit in allen möglichen Grauzonen war Alltag beim Konsortium, einer Organisation, die nur eine einzige ethische Maxime kannte: um jeden Preis das Versprechen einzuhalten, das sie ihrem jeweiligen Klienten gegeben hatte.
    Wir bringen es zu Ende. Ohne Fragen zu stellen. Koste es, was es wolle.
    Die Aussicht jedoch, dieses Video hochladen zu müssen, erweckte in Knowlton eine tiefe Unruhe. In der Vergangenheit hatte er das Grundprinzip der Aufträge stets verstanden. Ganz gleich wie bizarr: Die Motive und erwünschten Ergebnisse waren ihm klar gewesen.
    Dieses Video hingegen war zutiefst verstörend.
    Irgendetwas daran war anders .
    Ganz anders.
    Er rief die Datei erneut auf, in der Hoffnung, die Botschaft beim zweiten Mal besser zu verstehen. Er regelte die Lautstärke hoch und lehnte sich für die neunminütige Aufzeichnung zurück.
    Wie zuvor begann der Film mit dem leisen Schwappen kleiner Wellen in der unheimlichen, mit Wasser gefüllten Kaverne, die in düsterem roten Licht erstrahlte. Und wie zuvor tauchte die Kamera in das leuchtende Wasser ein und fuhr bis vor die Tafel am Grund, in die eingraviert stand:
AN DIESEM ORT UND AN DIESEM TAG
WURDE DIE WELT FÜR IMMER VERÄNDERT.
    Schon allein die Tatsache, dass der Klient die Tafel unterzeichnet hatte, war befremdlich. Dass das Datum der morgige Tag war, machte Knowlton ein wenig nervös. Doch das, was sich an diese Bilder anschloss, beunruhigte ihn zutiefst.
    Die Kamera schwenkte nach links und erfasste ein verblüffendes Objekt, das gleich neben der Tafel unter Wasser zu schweben schien: Eine wallende, wogende Kugel aus dünnem Plastik, mit einer kurzen Schnur am Boden neben der Tafel verankert. Wie eine zarte, überdimensionale Seifenblase schwebte das transparente Gebilde im Wasser … nicht mit Luft gefüllt, sondern mit einer gelatinösen braunen Flüssigkeit. Die aufgeblähte, amorphe Blase hatte einen Durchmesser von vielleicht dreißig Zentimetern, und die braune Flüssigkeit in ihrem Innern wirbelte träge durcheinander wie ein sich langsam zusammenbrauender Sturm.
    Himmel , dachte Knowlton beklommen. Beim zweiten Ansehen wirkte das Gebilde noch unheilvoller.
    Die Szene endete, und der Schirm wurde schwarz.
    Ein neues Bild erschien – die feuchte Wand der Kaverne mit den tanzenden Spiegelungen der sich kräuselnden Wellen. Ein Schatten tauchte auf … der Schatten eines Mannes, der in der Kaverne stand.
    Sein Kopf war missgestaltet … grotesk missgestaltet.
    Statt einer Nase besaß er einen langen Schnabel, als wäre er zur Hälfte Vogel.
    Als er sprach, klang seine Stimme dumpf. Er redete mit einer schaurigen Eloquenz, in gemessenem Tonfall … wie der Erzähler in einem elisabethanischen Theater.
    Knowlton saß reglos da und wagte kaum zu atmen.
Ich bin der Schatten.
Wenn ihr dies seht, ist meine Seele endlich zur Ruhe gekommen.
In den Untergrund getrieben, in das Exil einer düsteren Kaverne, in deren blutrotem Wasser sich nie spiegeln die Sterne, bin ich gezwungen, tief aus der Erde zu aller Welt zu sprechen.
Doch dies ist mein Paradies … der perfekte Schoß für mein fragiles Kind.
Inferno.
Bald schon werdet ihr erfahren, was ich euch hinterlassen habe.
Gleichwohl: Selbst hier spüre ich die Schritte jener ignoranten Kreaturen, die mich verfolgen und die vor nichts und niemandem Halt machen, um meine Pläne zu durchkreuzen.
Vergib ihnen, könnte man sagen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Doch es kommt der Augenblick in der Geschichte, in dem Ignoranz nicht länger ein verzeihlicher Fehler ist … der Augenblick, in dem allein Weisheit die Erlösung bringt.
Mit reinem Gewissen habe ich Euch allen das Geschenk der Hoffnung vermacht, der Erlösung, des Morgen.
Und trotzdem jagen sie mich wie einen tollen Hund, angetrieben von der selbstgerechten Überzeugung, ich sei ein kranker Irrer. Da ist die silberhaarige Schönheit, die es wagt, mich ein Monster zu nennen! Wie die blinden Kleriker, die für den Tod des Kopernikus gestimmt haben, schimpft sie mich einen Dämon, voller Angst, ich könne die Wahrheit durchschaut haben.
Doch ich bin kein Prophet.
Ich bin eure Erlösung.
Ich bin der Schatten.

KAPITEL 10
    »Setzen Sie sich«, sagte Sienna. »Ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    Als Langdon die Küche betrat, fühlte er sich bereits viel sicherer auf den Beinen. Er trug einen

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