Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
Vom Netzwerk:
möglicherweise auf ein Toxin in der Luft? Er untersuchte seine Nase, beide Ohren und sah sich die Fingernägel an, doch er fand nichts.
    Langdon sah sich um. Er war noch immer allein auf dem Steg.
    Er betrachtete die Pfütze eingehender, und diesmal bemerkte er ein winziges Rinnsal, das die Lache zu seinen Füßen hatte entstehen lassen. Offenbar war der Steg leicht abschüssig, und das Blut rann von weiter oben zu ihm herab.
    Da ist jemand verletzt , dachte er. Langdon blickte noch einmal zu Brüder hinaus, der sich allmählich dem äußeren Rand der Lagune näherte, dann folgte er dem Verlauf des Rinnsals. Die Blutspur wurde immer breiter. Was zum …? Jetzt war sie schon zwei Finger breit. Langdon folgte dem Rinnsal bis zu einer Wand, wo der Steg unvermittelt endete.
    Im Zwielicht fand er eine rote Lache, die so groß war, als wäre jemand niedergemetzelt worden.
    Dann bemerkte er, dass ein Teil der Flüssigkeit vom Steg ins Wasser der Zisterne tropfte. Schlagartig begriff er, dass der erste Eindruck getrogen hatte.
    Das ist kein Blut .
    Die überall aufgestellten Scheinwerfer hatten die Flüssigkeit schwarzrot erscheinen lassen und die Illusion erzeugt.
    Das ist nur Wasser .
    Doch diese Erkenntnis erfüllte Langdon nicht mit Erleichterung … sondern blanker Furcht. Er starrte auf die Lache hinunter, auf die Spritzer am Geländer. Und die Fußspuren.
    Irgendjemand ist hier aus dem Wasser geklettert .
    Langdon fuhr herum, um Brüder eine Warnung zuzurufen, doch der SRS -Agent war schon zu weit entfernt und die Musik ohrenbetäubend laut. Plötzlich fühlte Langdon eine Präsenz in der Nähe.
    Ich bin nicht allein .
    Wie in Zeitlupe drehte er sich zur Wand um, wo der Steg endete. Wenige Meter entfernt, in den Schatten, erspähte er eine unförmige Gestalt, die in ein schwarzes Tuch gehüllt zu sein schien. In ein triefnasses Tuch, wie die Pfütze unter ihr verriet.
    Und dann bewegte sie sich.
    Die Silhouette streckte sich, und ein Kopf erhob sich aus der schwarzen Masse.
    Das ist jemand in einer schwarzen Burka !
    Das traditionelle islamische Kleidungsstück bedeckte jeden Zentimeter Haut seines Trägers, doch als der verschleierte Kopf sich nun drehte, sah Langdon plötzlich in zwei dunkle Augen, die seinen Blick erwiderten.
    Langdon erkannte die Augen sofort.
    Blitzschnell sprang Sienna Brooks aus ihrem Versteck. Im Bruchteil einer Sekunde stieß sie Langdon zu Boden und rannte über den Laufsteg davon.

KAPITEL 93
    Draußen in der Lagune war Agent Brüder stehengeblieben. Der Halogenstrahl seiner Stiftlampe war gerade von etwas Metallischem auf dem Zisternenboden reflektiert worden.
    Brüder atmete flach und trat behutsam einen Schritt vor, um keine Turbulenzen zu erzeugen. Nun konnte er durch das klare Wasser hindurch ein Rechteck aus Titan erkennen, das mit Nieten am Boden befestigt war.
    Zobrists Tafel.
    Als sich das klare Wasser beruhigte, konnte Brüder den Text lesen:
AN DIESEM ORT, UND AN DIESEM TAG,
WURDE DIE WELT FÜR IMMER VERÄNDERT.
    Das werden wir ja sehen , dachte Brüder mit wachsendem Selbstbewusstsein. Wir haben noch mehrere Stunden, um das zu verhindern .
    Er rief sich Zobrists Video ins Gedächtnis zurück und richtete den Strahl seiner Lampe auf eine Stelle etwas weiter links von der Tafel. Genau dort war der Beutel im Video zu sehen gewesen. Verblüfft kniff Brüder die Augen zusammen.
    Kein Beutel?
    Er leuchtete noch weiter nach links.
    Noch immer nichts.
    Aber … Aber er war doch genau hier!
    Brüder knirschte mit den Zähnen, wagte sich einen weiteren Schritt vor und ließ den Lichtstrahl langsam über das Areal wandern.
    Da war kein Beutel. Nur die Tafel.
    Für einen kurzen Moment hegte er die irrationale Hoffnung, dass die Bedrohung – wie so vieles andere an diesem Tag – auch nur eine Illusion gewesen war.
    War das alles vielleicht nur ein schlechter Scherz?
    Wollte Zobrist uns nur Angst einjagen?
    Und dann sah er es.
    Links neben der Tafel, kaum sichtbar auf dem schlammigen Boden, lag ein Stück Schnur. Sie sah aus wie ein lebloser Wurm. An dem einen Ende der Schnur befand sich eine Kunststoffklammer, aus der ein paar Fetzen Solublon-Plastik ragten.
    Brüder starrte auf die Überbleibsel des durchsichtigen Beutels. Zusammen mit der Schnur sahen sie aus wie die Reste eines geplatzten Geburtstagsballons.
    Die Erkenntnis drehte ihm den Magen um.
    Wir sind zu spät .
    Brüder stellte sich vor, wie der Beutel sich aufgelöst hatte … wie sein tödlicher Inhalt ins Wasser

Weitere Kostenlose Bücher