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Inkarnationen

Inkarnationen

Titel: Inkarnationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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ihm.
    »Der Reihe nach«, sagte er. »Es ist lange her, daß wir zueinander sprachen - es war eine ganz andere Zeit, auch wenn die Geschehnisse, die uns damals wie jetzt zusammenführten, miteinander verwandt sind.«
    Sie verstand seine Andeutungen nicht.
    »Wann?« drängte sie. »Sagen Sie mir, wann!«
    »Wirklich näher kamen wir uns schon 1635 auf unserer Reise von Regensburg nach Heidelberg .«
    Er hielt inne und wartete auf ihre Reaktion.
    Sie biß die Zähne zusammen, als würden ihr Orte und Zeit nicht das Geringste sagen, keinerlei Echo in ihr erzeugen.
    »... und zum letzten Mal gesehen habe ich dich 1666 ... in London.«
    Sie zuckte zusammen. Doch als sie den Mund öffnete, fiel ihre Erwiderung anders aus, als Salvat es dem Verhalten nach erwartet hatte.
    »1635 ... 1666 ...« Sie löste den Blick von ihm und musterte nun sich. Ihre Hände, ihre Arme, von denen sie den Stoff der Kutte zurückschob. »Wie alt bin ich, wenn zwischen beiden Treffen 31 Jahre lagen? Welches Datum schreiben wir heute? Wenn ich schon erwachsen war, als wir uns kennenlernten, müßte ich heute . wie alt sein? Fünfzig? Aber meine Haut . Sie ist so glatt. So jugendlich .« Sie verstummte. Dann seufzte sie: »Wenn wenigstens der Spiegel dort in Ordnung wäre«, sie zeigte zu einem Spiegel, der in eine Schranktür eingelassen war, »aber damit stimmt etwas nicht, sonst wüßte ich vielleicht schon mehr über mich .«
    »Was stimmt damit nicht?« fragte Adrien von der Tür her. Er wirkte verwundert, näherte sich dem strittigen Objekt und rief wenig später: »Der Spiegel ist völlig in Ordnung. Ich wüßte nicht ...«
    Tatsächlich konnte auch die Frau von ihrem Platz aus das Abbild des alten Mannes erkennen.
    »Es war seltsam«, versuchte die Frau zu erklären, was sie als falsch daran empfunden hatte. »Auch ich sah die Möbel und alles übrige klar, nur mich selbst .«
    »Dich selbst?« fragte Salvat.
    ». verschwommen!«
    Salvat und Adrien tauschten Blicke, und als die Frau sich auf Schrank und Spiegel zubewegen wollte, hielt Salvat sie mit eisernem Griff zurück.
    Verblüfft schrie sie auf. »Sie tun mir weh!«
    »Ich fürchte«, erwiderte Salvat, und es klang ehrlich betrübt, »das ist erst der Anfang.«
    *
    Von einem Moment auf den anderen erfüllte die Stimme den Kerker.
    »Ich hatte ja versprochen, daß ich mich noch um dich kümmern würde - eines Tages«, sagte sie. »Und jetzt scheint mir ein guter Zeitpunkt dafür zu sein .«
    Bei den ersten Worten war der Kopf des Mannes ohne Gedächtnis herumgeruckt. Aber er sah niemanden. Er war immer noch allein. Die Stimme, die er zu hören geglaubt hatte, mußte seinem Wahn entsprungen sein. Dieser strangulierenden Verrücktheit, die ihn in ihren Klauen hielt und einfach nicht mehr loslassen wollte!
    Er stöhnte heiser und sank wieder in sich zusammen. Sein Hals tat weh, so oft und so laut hatte er geschrien, ohne daß sich eine Menschenseele seiner erbarmt hätte .
    »Was ist nur aus dir geworden?«
    Ein Fauchen löste sich aus seinem Rachen.
    Nein, dachte er, diesmal drehe ich mich nicht um! Diesmal bleibe ich stark!
    »Du bist nicht sehr höflich, zeigst mir die kalte Schulter. Aber ich mag dich. Ich mochte dich von Anfang an - irgendwie -, und daran hat sich nichts geändert, auch wenn ich nun weiß, wo und wann ich dir schon einmal gegenüberstand, lange bevor wir hier zusammentrafen .«
    Die Fingernägel des Mannes schabten über den harten Stein, als versuchten sie, sich hineinzubohren.
    Er konnte sich nicht länger beherrschen. Langsam drehte er den Kopf.
    Und da war dieser Junge, der mit verschränkten Armen die Schulter gegen eine der Wände lehnte und dem Mann am Boden grüßend wie einem alten Bekannten zunickte, ein Lächeln um den sinnlich verdorbenen Mund.
    »Hallo.«
    Der Mann kam auf die Beine. Er schnellte förmlich in den Stand.
    Ungerührt blickte der Junge ihn an. Ein Junge von ... elf oder zwölf Jahren.
    »Wer bist du? Wie kommst du hier herein?«
    »Willst du mich verulken?«
    »Was meinst du?«
    »Ich komme durch die Tür«, sagte der Junge. »Wie sollte ich sonst zu dir gelangt sein?«
    »Tür?« echote er. »Es gibt keine Tür!«
    »Ach - nein?«
    »Nein!«
    »Dann gibt es vielleicht auch mich nicht?«
    »Das wäre möglich.«
    Das Lächeln des Jungen wurde noch perfider. »Und dich? Was ist mit dir? Existierst wenigstens du?«
    Der Mann ging langsam auf ihn zu.
    »Warum haben sie dir keine Kleider gegeben?« wollte der Junge wissen. »Das hätten sie

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