Inmitten der Unendlichkeit
dem Sternenkobold – meinen Sie, er hat versucht, uns mit gleicher Münze zurückzuzahlen?«
»Ich hoffe doch. Ich hasse die Vorstellung, daß wir ihm nicht genug beigebracht haben…«
Fenelly
Jon Kories erstes Schiff war ein Neubau. Die LS-714 wurde von Kapitän Kia Miori befehligt, einer kleinen Asiatin, die ihre Mannschaft mit ausgesuchter Höflichkeit und Respekt behandelte. Die LS-714 war nur ein Bindeglied in einer ausgedehnten Kette von Schiffen, die einige kleinere Kolonien weit jenseits des Abgrunds mit Post und Vorräten belieferten, des Sternenlosen Grabens, der die große Mehrzahl Alliierter Welten von den unbekannten Gebieten der Morthan-Solidarität trennte. Korie war jedesmal vier Monate am Stück von zu Hause weg, und zwischen den einzelnen Fahrten hatte er nur zwei Wochen frei.
Wenn Carol wegen seiner langen Abwesenheit unglücklich war, dann ließ sie sich jedenfalls nichts davon anmerken. Sie gab sich die allergrößte Mühe, jeden Augenblick ihrer kurzen gemeinsamen Zeit wie neue Flitterwochen zu gestalten. Sie beschwerte sich nie, lauschte seinen Geschichten und stellte sicher, daß er bei seiner Abreise stets fröhliche Erinnerungen mitnahm, damit er gerne wieder nach Hause zurückkehrte.
Korie diente dreizehn Monate als Zahlmeister und Offizier vom Dienst in der Schiffsfarm und vergrößerte die Effizienzbewertung des Schiffs jeden Monat an Bord um einen ganzen Punkt. Das Büro von Admiral Coon stellte ihm anschließend ein Empfehlungsschreiben ausund zahlte zur Belohnung einen dreifachen Bonus.
Nach der dritten Reise über den Abgrund beantragte Korie Zeit für seine Familie. Er wurde vorübergehend an die Akademie versetzt, wo er andere junge Offiziere in der komplexen Materie der Buchhaltung an Bord von Raumschiffen unterrichtete. Er war ein sehr effizienter Lehrer, und am Ende der dreimonatigen Dienstzeit bot man ihm eine permanente Stelle an.
Carol ließ nicht zu, daß er annahm. Die vergangenen Wochen waren mit ihre glücklichsten Tage (und Nächte) gewesen, doch Carol war zu klug, um zu verlangen, daß es immer so bleiben würde. »Du wirst nicht zufrieden sein, bis du die Kapitänssterne an deinem Kragen trägst«, sagte sie zu ihm. »Und du wirst allmählich nervös und unruhig, Jon. Es ist Zeit für dich, wieder in den Raum zu gehen.«
Jon Kories zweites Schiff war die LS-911. Er diente als Zweiter Offizier und Astrogator. Er hatte mitgeholfen, das Schiff zu bauen. Er hatte die Farm eingerichtet und war später Mitglied der Mannschaft gewesen, die den Singularitätsantrieb einjustierte. Stolz zeigte er dem Kapitän seine eingravierten Unterschriften auf der Innenseite der Hülle. Es stellte sich heraus, daß er damit einen Fehler begangen hatte.
Kapitän Jack Fenelly war ein harter, rauher und kompromißloser Mann. Er blickte auf eine lange, erfolgreiche Karriere in der Flotte zurück, und er besaß seine eigenen Vorstellungen, wie ein Schiff zu führen war. Die neu formierte Alliierte Flotte machte ihn alles andere als glücklich. Das beschleunigte Schiffsbauprogramm produzierte Hunderte neuer Kapitäne, und Fenelly ging es gegen den Strich, daß so viel jüngere Männer so früh im Leben und auf so einfache Weise ihre eigenen Kommandos erhielten. In Fenellys Augen war Kories Stolz auf das Schiff und sein Enthusiasmus für Pflege und Wartung kein Vorzug, sondern eine Bedrohung für seine eigene Karriere.
Korie arbeitete hart. Er wußte, daß er viel von Kapitän Fenelly lernen konnte. Aber Fenelly schenkte Kories Anstrengungen nie auch nur die geringste Beachtung. Egal wie gut Korie einen Auftrag erledigte – Fenelly fiel immer etwas ein, was man hätte besser machen können.
Korie zog sich in sich selbst zurück und versank in zyne- Meditationen. Er tat alles, um zu verhindern, daß die äußeren Umstände die Kontrolle über seine Emotionen gewannen. Während dieser Zeit verfaßte er eine ausführliche Arbeit über die Natur der Befehlsgewalt. Er gab seinem Werk den Namen Die Psychologie des Dienens.
Grundlage von Kodes These war der Gedanke, daß Kommandogewalt alleine nicht ausreichte, um Loyalität zu erzeugen. Sie mußte erst verdient werden. Bevor ein Schiffskommandant die Loyalität seiner Besatzung erwarten konnte, mußte er sein kompromißloses Engagement für ihr Wohlergehen unter Beweis stellen. Die Qualität der Arbeit, die eine Mannschaft leistete, war nach Kories Überzeugung ein direktes Spiegelbild der Leistungen des Kapitäns.
Dieser
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