Inmitten der Unendlichkeit
obwohl es sich eigentlich um den Leerraum zwischen innerer und äußerer Hülle handelt.
In der Sternenwolf war der Abstand zwischen innerer und äußerer Hülle nicht überall gleich. Im Durchschnitt betrug die Lücke etwa sechs Meter. An manchen Stellen, insbesondere in der Umgebung der Fluktuatorsäulen, wuchs die Lücke bis auf zehn oder gar fünfzehn Meter an. An anderen Stellen wiederum, beispielsweise bei den Luftschleusen, verengte sie sich auf teilweise weniger als einen Meter.
Obwohl nicht auf den ersten Blick erkennbar, war die Innere Hülle in luftdichte Sektoren unterteilt. Alle zehn Meter gab es Schotten, und der Zugang erfolgte durch Sicherheitsschleusen der Klasse römisch fünf. Klasse V war die niedrigste Integritätsstufe und bot lediglich sofortige Versiegelung und Sicherheit gegen explosive Dekompression, aber kaum mehr. Klasse V gewährleistete ausreichende Lebenserhaltungsfunktionen für diesen Raum, aber sie hatte sich letztendlich als beklagenswert inadäquat erwiesen, als es darum gegangen war, einen Morthan-Assassinen aufzuhalten, der seinen Weg an Bord der Sternenwolf gesucht hatte. Sowohl auf Kories als auch auf Leens Liste der zu erledigenden Dinge stand seitdem die Aufgabe, (eines Tages) jede einzelne Schleuse und jedes Schott auf Klasse III oder besser aufzurüsten. Vorzugsweise besser.
Die Innere Hülle war – im Gegensatz zu dem, was Grundratten oftmals annahmen – kein leerer, dunkler, mysteriöser Raum voll geheimnisvoller Schrecken. Im Gegenteil. Auf den meisten Schiffen war es in der Inneren Hülle erstaunlich hell. In erster Linie diente sie natürlich der Versteifung der Schiffsstruktur. Der innere Rumpf (also die eigentliche innere Hülle, auch Primärflasche genannt) wurde von einem Netzwerk aus Pfeilern, Kabeln und Tauen sicher gehalten. Die Innere Hülle bot bequemen Zugang zu diesen strukturellen Stützen. Ein verwirrendes Labyrinth von Laufstegen, Leitern, Plattformen, Rungen, Gitterrosten, Zugangsplattformen, Werkzeugbuchten, Rohren aller Größen und glänzender Lichtleiterbahnen schien den größten Teil des freien Raums um die Primärflasche herum auszufüllen. Es herrschte ein verwirrendes Chaos von Schleusen, Schotten, numerierten Paneelen, Stäben, Trägern, Decks und scheinbar einfach irgendwo abgestellten und dann vergessenen Maschinen. Alles war mit Arbeitslichtern und Monitorschirmen übersät. Alle drei Meter hingen irgendwelche Sensoren.
Zusätzlich war ein Teil der autonomen Sekundärsysteme des Raumschiffes durch die Primärflasche hindurch in den Bereich der Inneren Hülle verlagert worden. Frischwasser, Luft, Abwässer und Informationen flossen durch vielfach redundante Kanäle. Und indem alle Rohre über die Oberfläche der Primärflasche geführt wurden, bot sich ein einfacher Zugang für Wartung und Reparaturen. Wie alles andere auch waren die Kanäle hell erleuchtet und deutlich sichtbar numeriert.
Die Innere Hülle diente außerdem als Speicher für Ausrüstungsteile und Vorräte. Wenn es während einer Fahrt Todesfälle gab, dann wurden die Leichname ebenfalls in der Inneren Hülle aufbewahrt, was zur Folge hatte, daß einige Besatzungsmitglieder Teile der Inneren Hülle so gespenstisch fanden, daß sie sich niemals dort aufhielten.
Die Gerüchte behaupteten, daß der Geist Kapitän Lowells noch immer in der Inneren Hülle der Sternenwolf umherwanderte; es hatte seit seinem Tod so viele Veränderungen, Umbauten, Ergänzungen und Zusätze gegeben, daß der Geist angeblich den Ausgang nicht mehr finden konnte.
Es gab noch zwei weitere wichtige Funktionen, die die Innere Hülle erfüllte. Beide hatten etwas mit Lebenserhaltung zu tun. Die erste war – eigenartig genug -Erholung und Freizeit.
Ein Raumschiff der Zerstörerklasse lief manchmal für die Dauer mehrerer Monate keine Basis an. Die Besatzung brauchte einen Ort der ›Wildnis‹, eine Gelegenheit, sich an einen Platz zurückzuziehen, der etwas weniger geordnet war.
Hier konnte man selbstgebaute Annehmlichkeiten finden, wie zum Beispiel ein halbes Basketballfeld, das auch als Handballfeld diente; einen ziemlich seltsam geformten Swimmingpool (der als Versorgungstank für den Reservetrinkwassergenerator diente), eine Joggingbahn, eine rotierende Kletterwand sowie eine ganze Reihe kleinerer Winkel und Ritzen von genau der richtigen Größe für die intimeren Formen der Erholung. Die allgemeine Verhaltensregel in der Inneren Hülle war ganz einfach: Mach keinen Ärger. Gelegentlich
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