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Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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»Hamburger Abendblatt« eine Verkaufsanzeige für schwarze Halbsiamesenkätzchen. Nun saß sie in Shorts und ärmellosem blauem Oberteil im Garten, von einem großen Schirm gegen die Augustsonne geschützt, auf den Knien eine Schreibmaschine, und schrieb an Julia. Zwischen ihren Füßen lag aufgerollt ein winziger, schwarzer Fellkloß mit leuchtend blauen Augen. Katinka hieß das Kätzchen, wie die andere Katinka, die sie von Bob Knox, dem Eigentümer des Oyster Box, zum Einzug in das Don-ga-Haus geschenkt bekommen hatte. Zweimal war Katinka mit ihnen zwischen Afrika und Deutschland hin- und hergezogen, ehe sie mit einundzwanzig Jahren in dem heißen Sommer 1982 in Hamburg gestorben war.
    »Wenn ich irgendwo wieder sesshaft werde, kauf ich mir wieder eine Katinka«, hatte sie immer gesagt, und jetzt, so hatte sie fest beschlossen, war es soweit. Was das für lan bedeutete, konnte sie allerdings nicht ermessen. Er baute einen großen Kratzbaum für Katinka, schnitt eine Katzenklappe in die Terrassentür und bepflanzte ein Beet mit Katzenminze. »Damit sie sich hier richtig wohl fühlt«, sagte er mit Hoffnung in der Stimme, denn er meinte nicht nur die kleine Katze.
    Sie zog Julias Brief zu sich heran. Er war sehr anschaulich und lebendig geschrieben, man fühlte sich sofort nach Natal versetzt, und mittlerweile fürchtete sie diese Briefe. Auf schmerzhafteste Weise riefen sie ihr die verzauberte Zeit wieder in Erinnerung, als sie selbst Afrika entdeckt hatte, machten ihr den Verlust noch unerträglicher. Ihr Blick blieb an einem Absatz hängen, in dem Julia von dem Haus berichtete, das sie sich mit Titas Hilfe in dem alten Teil von Umhlanga gemietet hatten.
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    Wir haben einen Swimmingpool, stell Dir das nur vor, schrieb sie, und in wenigen Minuten sind wir zu Fuß am Strand! Ein paar Webervögel nisten in unserem Garten, sogar ein roter ist dabei, ein Kardinal, und neulich landete bei Sonnenaufgang ein Kronenkranich. Jeden Morgen stehen wir mit der Sonne auf und laufen zusammen am Strand. Cathy, unser schwarzes Hausmädchen - eine Perle, sag ich Dir! -, passt aufOlivia auf. Tita hat sie mir vermittelt.

    Entschlossen übersprang Henrietta den Rest, las erst weiter, wo Julia von Olivia erzählte. Die mitgesandten Fotos zeigten ein bildhübsches, lachendes Kleinkind, das sich bereits am Couchtisch hochzog und ihrer Mutter verblüffend ähnlich sah.
    Es ist so unglaublich schön, hatte sie mit der Hand unter den Brief geschrieben, jetzt verstehe ich endlich, was Afrika für Dich bedeutet! Karsten plant, seinen Vertrag auf unbestimmte Zeit zu verlängern. Im Wohnzimmer legte lan den Camcorder-Film, den Karsten aufgenommen hatte, in den Videorecorder.
    »Komm her, Liebling, sieh dir das an - die haben schon wieder neue Apartments in Umhlanga gebaut, fürchterlich, nicht wahr? Sie verderben die Küste, es sieht aus wie Klein-Miami! Scheußlich.« Er sagte es ohne innere Bewegung, eine beiläufige Bemerkung zu einem unwichtigen Thema. Nie war deutlicher, wie groß sein innerer Abstand zu ihrer alten Heimat geworden war.
    Die Kamera schwenkte über die Brandung und die auslaufenden Wellen, die die blauschwarz glänzenden, seidig glatten Basaltfelsen überspülten, die einst als glühende Lava dort ins Meer leckten, und blieb an einer mächtigen Felsengruppe ein paar Hundert Meter weiter vor dem Leuchtturm hängen. In ihrer Mitte, zwei Meter über den Übrigen, erhob sich ihr Felsen, rund geschliffen von der ewigen Brandung, ockerfarben wie der Sand, aus dem er vor Millionen von Jahren gepresst worden war, warm und mütterlich - ein Teil von Afrika. Schneeweiße Gischt spritzte an ihm hoch, die hauchfeine Salzkristallschicht, die sie hinterließ, glitzerte in der Nachmittagssonne. Der Anblick tat ihr weh, wie ein Schnitt durch ihre Mitte. Ich will das nicht sehen, wollte sie ihm sagen, bitte, ich kann es nicht.
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    Aber sie biss die Zähne zusammen, kniff ihre Augen zu schmalen Schlitzen, und öffnete sie weit nur, wenn Julia und Olivia zu sehen waren. »Sie hat Julias Haare«, versuchte sie, sich abzulenken, »ganz golden ...«
    »Und ihre Augen«, ergänzte lan. »Hoffendich besuchen sie uns bald, sonst verpassen wir die schönste Zeit ihrer Kindheit.« Olivia saß in einem Felsenteich an Umhlangas Strand, einen kornblumenblauen Sonnenhut auf dem Kopf, und spielte im seichten Wasser. Das weiße Hemdchen klebte an ihrer zartgebräunten Haut und zwischen ihren prallen Beinchen huschten winzige, silberglänzende

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