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Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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steckte sie wie eine rotgoldene Krone auf ihrem Kopf fest.
    Das Konzert war überraschend gut besucht, der Gemeindesaal überfüllt. Helfer hatten bereits das Gestühl beiseite geschoben, um Platz 479
    fiiir alle zu schaffen. Zwischen den in nordeuropäisch gedeckten Farben gekleideten Menschen tummelten sich ebenso viele farbenprächtig gewandete Afrikaner.
    Die zehn Männer, zwei davon Trommler, und fünf Frauen der Band waren mitreißend gut. Es gelang ihnen mühelos, alle Anwesenden in Schwingungen zu versetzen, und Henrietta fühlte sich an einen Abend zurückversetzt, der mehr als fünfundzwanzig Jahre zurücklag, den Abend in Kwa Mashu, der Township vor Durban. Aber das war anders gewesen. Das war Afrika - ursprüngliches, unverfälschtes Afrika, und lan und sie waren die einzigen Weißen gewesen. Das hier war, obwohl viele der Zuschauer mittlerweile mittanzten, trotz allem eine Show. Auch sie summte die Melodien mit, die sie kannte, stampfte mit den Füßen im Rhythmus der Trommeln, wagte auch gelegentlich ein paar Tanzschritte. Aber es war nicht Kwa Mashu. Mit einem Krachen flog plötzlich die Tür zu dem Saal auf, und ein paar junge Männer in Lederjacken mit blanken Nieten, hohen Schnürstiefeln und kahl rasierten Schädeln stapften breitbeinig herein, einer wirbelte eine Fahrradkette herum. Ein einsames Haarschwänzchen wippte auf seinem geschorenen Kopf. »Oho«, sagte lan halblaut, »hier kommt Ärger. Wie gut bist du im Nahkampf, Lukas?«
    Lukas grinste unangenehm. »Richtig gut, ich hab alle schmutzigen Tricks drauf, und meine Freunde hier ebenfalls!« Er rief ein paar Worte in Zulu, und zwei der Sänger lösten sich aus der Gruppe. Sie krempelten die Ärmel ihrer weiten afrikanischen Hemden hoch und entblößten beeindruckend muskulöse Arme. Der einzige weiße Sänger, ein massiger, hünenhafter Mann, zog sein Hemd aus und rieb sich in offensichtlicher Vorfreude die Hände.
    lan warf Henrietta sein Jackett zu. »Mädels, verzieht euch ein bisschen! -
    Lukas, auf in den Kampf, einer für alle, alle für einen!« Isabella löste das Tuch, das Themba auf ihrem Rücken hielt, und drückte ihn Henrietta in den Arm.
    »Das sind doch kleine Jungs, an denen könnt ihr euch nicht vergreifen, lasst mich mal«, protestierte sie und schob ihren überraschten Mann und lan zur Seite, bahnte
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    sich mit ein paar Schritten den Weg durch die unruhig murmelnde Menge und ging auf die Eindringlinge zu. Die jungen Männer in den Nietenlederjacken glotzten sie an, die Fahrradkette wirbelte. Dicht vor ihnen blieb sie stehen. »Wollt ihr damit etwa tanzen?«, fragte sie mit strenger Stimme, zeigte auf die schweren Springerstiefel. »Wir lassen hier nicht jeden rein, nur wer mitmacht, ist willkommen. Du da«, sie packte einen der Skinheads am Arm und zog ihn auf eine freie Fläche, rief der Band etwas in Zulu zu. »Oh, yebo!«, antwortete einer der Trommler mit breitem Lachen und begann einen harten Takt zu schlagen. Ein Zucken lief durch die Sänger, sie duckten sich, unter dumpfem, rhythmischem Gesang sprangen sie ein paar Schritte in einem kraftvollen Scheinangriff vorwärts, die Skinheads wichen unwillkürlich zurück, murrten.
    Isabella hielt ihren Tänzer fest. Wie eine Woge bewegten sich die Sänger vor und zurück, die Trommeln wurden lauter, die Frauen trillerten schriller, die afrikanischen Zuschauer klatschten den Rhythmus, sangen mit, einige tanzten auf der Stelle.
    »Runter!«, schrie Isabella und zwang dem völlig überrumpelt wirkenden jungen Mann ihre Bewegungen auf. »Vor und zurück, vor und zurück - ja, so ist es richtig!« Er gehorchte. Sein Haarschwänzchen flatterte. Sie winkte den anderen. »He, kommt her, alle in einer Linie aufstellen -!« Sie tanzte ihnen ein paar Schritte vor, ihre Haarkrone schimmerte, Augen und Zähne blitzten.
    »So... und so... seht ihr?« Sie drehte sich, ihr Gewand entfaltete sich wie eine Blume. Der Rhythmus war bezwingend, die Afrikaner gerieten in Bewegung, auch die jungen Unruhestifter konnten sich ihm offensichtlich nicht entziehen.
    Die Fahrradkette verschwand in einer Hosentasche, Füße scharrten unentschlossen, das Murren verstummte. Zögerlich stampften sie ein paar Takte, ungelenk ahmten sie Isabellas Schritte nach, und ein paar Minuten später dröhnten die Springerstiefel im Takt der Trommeln. Nach und nach gesellten sich auch die restlichen Zuschauer dazu, die weißen. So wurde es doch noch ein richtig afrikanischer Abend. Wie in Kwa Mashu.
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    Henrietta

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