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Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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es in der Lampe.« Demonstrativ schaltete sie das Licht ein. »Sieh, ich hab Recht, es brennt!«, rief sie triumphierend.
    Aber das Fernsehen war zu viel für ihre Vorstellungskraft. Henrietta, die selbst Mühe hatte, wirklich zu verstehen, wie die laufenden Bilder auf die Mattscheibe gelangten, stotterte eine komplizierte, gewundene Erklärung. Sarah hörte sich diese aufmerksam an, zuckte dann mit den Schultern, hob die Augen himmelwärts. »Zauber des weißen Mannes also«, befand sie knapp, und somit war es erklärt. An dem Sonntag im Oktober erschien sie dann ein wenig vor der festgesetzten Zeit, um ein paar Höflichkeiten mit ihren Gastgebern auszutauschen. Sie kam allein, denn Vilikazi konnte es sich nicht leisten, gesehen zu werden. »BOSS würde sich gern mit mir unterhalten«, meinte er grimmig zu lan, als er sich einmal wieder nach Einbruch der Dunkelheit zu ihnen geschlichen hatte, »ich bin aber noch nicht bereit. Ein wenig muss noch getan werden.«
    lan und Henrietta vermieden sorgfältig nachzufragen, was noch getan werden musste. Es war gesünder, das nicht zu wissen. Sarah erschien in einem neuen Kleid, weiß mit schwarzen Punkten, und in weißen Schuhen mit durchbrochenem Muster. Dazu trug sie eine schicke, selbst gehäkelte Mütze, auch in Weiß, die sie verwegen ins Gesicht gezogen hatte, und eine weiße Handtasche. Sie setzte sich nach Henriettas Aufforderung aber nur auf die Kante des Sessels - ihre Füße nebeneinander -, die Handtasche vor sich auf die 487
    Knie gestellt. Henrietta, die über ihre Shorts nur ein lockeres Hemd geworfen hatte, ließ sie kurz allein und erschien dann in einem schilf-farbenen Hemdblusenkleid und Schuhen mit hohen Hacken. Sie hatte Tee und Kuchen vorbereitet.
    Sarah kommentierte die Zeremonie unentwegt, argumentierte laut mitMantanzima, als er seine Rede hielt, und nippte dabei, die Untertasse in der einen, die Tasse elegant in der anderen Hand haltend, ihren Tee. Als alles vorüber war, stand sie auf, bedankte sich förmlich bei ihr und ging, aufrecht, ihre Tasche und Schuhe übereinander gelegt auf dem Kopf tragend, barfuß über den roten Sand des Feldweges durch das Zuckerrohr zur Bushaltestelle.
    Henrietta nahm den Brief wieder in die Hand. Vilikazi und ich warteten, bis unsere Nachbarn auch gewählt hatten, und dann machten wir uns gemeinsam auf den Weg nach Hause. Gestern haben wir gefeiert, denn da haben wir erfahren, wer gewonnen hat. Wir haben ein Feuer angezündet und alle Nachbarn kamen zusammen. Ich hatte eine große Menge Bier frisch gebraut, und Vilikazi hat eine Ziege geschlachtet. Danach haben wir getanzt und gesungen. Es war ein sehr schönes Fest, würdig für unser Land und unsere Familie, denn es kommt ein großes Ereignis auf uns zu, udadewethu, eins, das uns mit größtem Stolz erfüllt. Im-bali, unsere Tochter, wird in der neuen Regierung einen Posten übernehmen, im Erziehungsministerium. Am 10. Mai wird nicht nur unser neuer Präsident in sein Amt eingeführt, sondern es wird der stolze Tag, an dem •wir, unsere Familie, direkt daran teilhaben werden. Wir werden dorthin reisen, Vilikazi und ich, und Du wirst bei uns sein, denn Du hast Imbali als Baby das Leben gerettet. Ohne Dich könnte sie heute nicht sein, wo sie jetzt ist.
    Schalte Deinen Fernseher ein, ich werde hinten stehen und winken. Vielleicht können wir uns sehen!
    Henrietta starrte einen Moment in den Regen. Die Sonne war herausgekommen und malte einen Regenbogen über die Bäume. Sie faltete den Brief und legte ihn zu den anderen, die sie von ihrer schwarzen Schwester erhalten hatte. O Sarah, Sarah, dachte sie, aber dann
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    schnitt sie ihre Gedanken ab und ging in den Garten und rückte dem Unkraut zu Leibe.
    Sie hackte und grub, verfolgte das Dreiblatt erbarmungslos. Auf ihren Fersen sitzend, riss sie die langen Rhizome aus der Erde, stundenlang. Als sie Hunger verspürte, drückte sie sich aus der Hocke hoch. Ein Schmerz schoss ihr ins Knie, so durchdringend, dass sie sofort wusste, dass hier etwas ernsthaft nicht in Ordnung war. Sie wollte ins Haus gehen, aber kaum tat sie ein paar Schritte, explodierte etwas wie eine Splitterbombe in ihrem Knie, so dass sie sich keinen Zentimeter mehr rühren konnte. Sie stand in Schrittposition auf der Terrasse, und es ging weder vor noch zurück. Nach ein paar qualvollen Minuten gelang es ihr, durch Rufen Frau Brunckmöller, ihre Nachbarin, auf sich aufmerksam zu machen, die seit dem Golfkrieg wieder mit ihr

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