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Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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sein konnte, aber nie kalt -, machte sich leise auf weichen Schwingen davon, und sie wusste, dass der weiße Gangster das hier nicht überleben würde. Aber Afrika ist ein zähes Luder. Es siegte am Ende doch. Sarah marschierte auf ihren Mann los, ihren Regenschirm, den blauen mit den weißen Tupfen, fest in der rechten Hand.
    Energisch schob sie ihn zur Seite und piekte dem am Boden Liegenden die Spitze des Schirms in die Kehle, nicht so, dass es ihn verletzte, doch so, dass es sehr unangenehm sein musste, denn er röchelte, fing an zu husten. »Wie viel Kinder hast du?«
    »He —«, krächzte der Mann und zeigte das Weiße seiner Augen, wie ein ängstliches Pferd, »was?«
    Sarah bleckte ihre Zähne. »Antworte, Käsegesicht!«
    j Vilikazi senkte seine
    Waffe. i »Bist du gesund?« Sie bohrte ein bisschen mit der Schirmspitze. Der Mann nickte mühsam. Seine Zähne klapperten. : Ein genießerisches Lächeln umspielte Sarahs Mundwinkel, ihre Augen sprühten mit diebischem Vergnügen, und Henrietta schöpfte Hoffnung, denn sie kannte diesen Gesichtsausdruck ihrer schwarzen Schwester. Sarah heckte irgendetwas aus. Ihr Herzschlag verlangsamte sich.

    »Hast du einen Garten?«, wollte Sarah wissen. Der Mann konnte offensichtlich nicht glauben, was er gehört hatte. »He?«, stieß er mit losen Lippen hervor.
    »Hast du einen Garten, ist die Frage zu schwer für dich?« Wieder piekste die Schirmspitze, und der Mann jaulte auf. »Ja«, wimmerte er.
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    »Kannst du mähen, Unkraut zupfen und so?« Henrietta unterdrückte ein irres Auflachen. O Sarah, udadewethu, ich danke den Göttern, die dich geschaffen haben! Der Mann nickte eifrig, und die Schirmspitze wurde zurückgezogen. »Ich brauche einen Gärtner, ich zahle dir fünfhundert Rand, dafür will ich aber, dass mein Garten aussieht, als hättest du ihn mit der Nagelschere geschnitten, verstanden, weißer Mann?« Henrietta hing hilflos kichernd an Jans Schulter, keiner sagte etwas, offenbar waren sie alle unfähig, ein Wort herauszubekommen, auch der Mann auf dem Boden konnte nur nicken. Vilikazi -
    nach einem langen Blick auf seine Frau - seufzte, steckte seine Waffe weg, pfiff seinen Bodyguards, und eine Minute später saß der Weiße als Häufchen Elend zwischen den Bodyguards auf der Rückbank des BMW. »Oh, ich glaub das nicht«, stöhnte Tita, die langsam wieder Farbe bekam, »das kann nicht wirklich passiert sein! Vilikazi, ich zahl euch für die nächsten zwei Jahre das Gehalt von dem Kerl!« Sarah hatte die Augen geschlossen, ihr Gesicht zum Himmel gehoben. Ein Ausdruck tiefster Zufriedenheit verklärte ihre Züge. »Oh, das war gut«, sagte sie, »das hat meiner Seele gut getan. Yebo, das war gut.« Sie öffnete ihre Augen, lachte, drehte eine kleine Pirouette, legte ein paar Tanzschritte ein, und während sie ihren Mann zum Auto zog, hüpfte sie alle paar Meter mit einem Schnalzer in die Höhe. »Yebo, das war gut, oh, war das gut«, hörte man sie singen, als sie einstieg.
    »Nkosi Sikelel' iAfrica«, flüsterte Henrietta inbrünstig, »Gott schütze Afrika.«
    Tita hatte ein Mittagessen in ihrem Haus vorbereitet. Twotimes öffnete ihnen das Tor. Die Jahre hatten Furchen in sein blauschwarzes Gesicht gemeißelt, die buschigen Haare waren grau. Er war immer ein schweigsamer, geheimnisvoller Mann gewesen, der alles mit seinen intelligenten, wachsamen Augen in sich hineinzutrinken schien, aber jede Gemütsbewegung hinter seinen wie aus Holz geschnitzten
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    Gesichtszügen verbarg. Doch jetzt erweckte ein breites Lächeln diese Maske zum Leben. »Sanibona«, grüßte er und hob seine rechte Hand. »Willkommen!«
    »Twotimes«, rief Henrietta, »wie schön, dich zu sehen! Wie geht es so? Gibt es etwas Neues?« Sie begrüßte ihn mit dem Dreiergriff. Er antwortete, wie es immer seine Art gewesen war. »Mit mir ist alles immer gleich, Madam, meine Tage fließen dahin wie ein ruhiger Strom. Wie ist es mit Ihnen?«
    Sie strahlte. »Mir geht es gut, auch in meinem Lebensfluss gibt es keine Hindernisse mehr«, antwortete sie ihm, unwillkürlich seine Sprechweise nachahmend. »Ich bin sehr glücklich.« »Das erfreut mein Herz«, antwortete Twotimes und neigte gravitätisch seinen Kopf, »wird dieser Fluss sein Bett in unserem Land finden?«
    Seine Frage hing zwischen ihnen, alle hatten sie gehört, alle hoben den Kopf.
    Niemand sagte etwas, alle schienen auf ihre Antwort zu warten.
    Seine Frage kribbelte wie ein leichter Stromschlag, lief ihre Nervenbahnen entlang

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