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Insel aus Stein: Mittsommerglück (German Edition)

Insel aus Stein: Mittsommerglück (German Edition)

Titel: Insel aus Stein: Mittsommerglück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
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vorzuziehen, hatte Dale energisch protestiert. Als ob ein wenig Frischluft ihn beim Schreiben behindern würde!
    Eigentlich wusste Malin, dass es im Grunde keinen wirklichen Anlass zur Besorgnis gab. Sie kannte Dales Eigenarten, wenn er kurz vor der Beendigung eines Romans stand. Er verfiel dann in einen regelrechten Arbeitswahn, war von seinem Schreibtisch gar nicht mehr wegzulocken. Nur, dass etwas Derartiges schon eine ganze Weile nicht mehr vorgekommen war.
    Still in sich hineinlächelnd stieg Malin die Stufen zum Erdgeschoss hinunter. Sie hatte ja gleich gewusst, dass Cassie Dorkins genau die richtige Medizin für Dale sein würde. Er hatte sich schon viel zu lange von der Außenwelt abgekapselt. Diese lebendige und energische junge Frau hatte endlich geschafft, was Malin selbst nicht gelungen war: Sie hatte frischen Wind nach Svergå gebracht und dafür gesorgt, dass die Schatten der Vergangenheit sich langsam aufzulösen begannen.
    Und jetzt schien es ihr sogar, als würde sich sogar ihr allergrößter Wunsch erfüllen. Dale und Cassie verstanden sich nämlich neuerdings ausnehmend gut. Sicher, es gab immer wieder zwischendurch kleinere Reibereien, doch die waren stets schnell aus der Welt geschafft. Davon abgesehen bildeten die beiden ein richtig gutes Team. Gut genug, um irgendwann mehr füreinander zu sein als eine bloße Zweckgemeinschaft. Vielleicht eines Tages sogar mehr als Freunde?
    Malin seufzte. Dale war ein guter Mann, er verdiente es, endlich wieder glücklich zu sein. Zu lange trauerte er nun schon um Annika. Sie verstand seinen Schmerz durchaus, doch auf Dauer war es für keinen Menschen gut, allein zu bleiben. Und wenn Cassie nun …
    Hör auf, jetzt schon Luftschlösser zu bauen, rief die Haushälterin sich zur Ordnung. Was passiert, passiert. Und wenn Cassie und Dale, woran sie fest glaubte, tatsächlich von einer höheren Macht füreinander bestimmt waren, würden sie ihrem Schicksal ohnehin nicht entrinnen können.
    “Vielleicht könnten wir am Ende noch einen kurzen Epilog einfügen, damit der Abschluss ein wenig runder klingt”, sagte Dale und gähnte hinter vorgehaltener Hand. “Was meinen Sie?”
    Seit Stunden waren sie nun schon an der Arbeit. Keiner von ihnen hatte in den vergangenen Tagen mehr als ein paar Stunden Schlaf bekommen, und entsprechend erschöpft waren sie beide. Dennoch, die Arbeit mit Cassie bereitete Dale überraschenderweise großes Vergnügen. Und das, obwohl er immer davon überzeugt gewesen war, nur für sich allein schreiben zu können.
    Als Cassie zusammenzuckte, erkannte er, dass sie kurz eingenickt gewesen sein musste. Er lachte. “Hey, ist das neuerdings die englische Auffassung von Arbeitsmoral? Während der Arbeit wird nicht geschlafen, Miss Dorkins, hat man Ihnen das denn niemals beigebracht?”
    “Als das Thema im Unterricht durchgenommen wurde, muss ich gefehlt haben”, erwiderte Cassie lächelnd. Verschlafen strich sie sich über die Augen. “Aber im Ernst: Ich bin hundemüde. Meinen Sie, wir könnten vielleicht ein paar Minuten Pause machen?”
    Dale warf einen Blick auf die Uhr und erschrak. “Lieber Himmel, es ist ja schon wieder nach zwei! Ich war so bei der Sache, dass ich gar nicht bemerkt habe, wie spät es schon ist.” Plötzlich wurde er ernst. “Aber das bedeutet leider auch, dass uns die Zeit davonläuft. Wir haben nur noch ein paar Stunden, und es liegt noch eine Menge Arbeit vor uns.”
    “Sie haben recht”, seufzte Cassie. “Lassen Sie uns also weitermachen. Ich schlage vor, ich beschäftige mich schon einmal mit den Korrekturen, die wir vorhin abgesprochen haben, während Sie sich voll und ganz auf das Happy End konzentrieren.”
    Dale begann mit der Arbeit. Oder besser, er versuchte es, denn es gelang ihm einfach nicht, sich zu konzentrieren. Ständig wanderten seine Blicke zu Cassie herüber. Tief über das Manuskript gebeugt saß sie da, ihre langen, dunklen Locken ergossen sich auf das Papier. Im matten Licht der Schreibtischlampe schimmerte ihr Haar wie Ebenholz.
    Verzaubert beobachtete er, wie Cassie einen Arm hob und es mit einer unbewussten Bewegung über die Schultern zurückstrich, gleich einem Vorhang aus schwarzem Samt. Wie schön sie war. Es schien Dale, als würde er sie jetzt, in diesem Augenblick, zum ersten Mal richtig wahrnehmen. Das milchige Weiß ihrer Haut, die leicht geröteten Wangen und ihre außergewöhnlich grünen Augen, die von langen, dichten Wimpern beschattet wurden. Nein, Cassie war nicht nur

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