Insel meiner Traeume
entschied Joanna.
Noch besser wäre es, wenn sie an ihn herankäme - ein schwieriges Unterfangen, denn er wurde ständig von Bewunderern und Speichelleckern umringt. Nicht einmal der Gastgeber genoss so viel Aufmerksamkeit. Das müsste dem Prinzregenten missfallen. Aber man behauptete, er würde Darcourt sogar noch höher schätzen als den martialischen Wellington oder den gefeierten Modehelden Brummel. Kein Wunder, dass der Marquess, der Bälle und Partys zu meiden pflegte, an diesem Abend im Carlton House erschienen war... Andernfalls hätte er Prinny zutiefst gekränkt, und das musste er gewusst haben. Und so hatte er aus Rücksicht auf seine Pflichten - was immer man auch dafür halten mochte - seine allgemein bekannte Abneigung gegen gesellschaftliche Ereignisse überwunden.
Offensichtlich freute sich der Prinzregent über Darcourts Anwesenheit ebenso wie alle Gäste, Männer und Frauen gleichermaßen. Es gab kaum jemanden, der sich nicht um ein Gespräch mit ihm bemühte. Hin und wieder drängte sich Joanna etwas näher an ihn heran. Doch sie wurde jedes Mal von einer undurchdringlichen Menschenmenge daran gehindert, ihr Ziel zu erreichen.
Um Mitternacht fühlte sie sich entmutigt und erschöpft. Die meisten Gäste würden am nächsten Tag bis zwölf Uhr im Bett liegen. Doch das widerstrebte ihr - insbesondere seit ihr die wachsende Sorge um Royce den Schlaf raubte. Die Reise nach London war ihre letzte Hoffnung gewesen, aber das Ministerium verweigerte ihr jede Unterstützung und gestand nicht einmal ein, der junge Mann könnte in Gefahr schweben. In ihrer Verzweiflung hatte sie einen kühnen Plan geschmiedet. Um ihn durchzuführen, brauchte sie Darcourts Hilfe. Aber obwohl sie in seiner Nähe stand, blieb er außerhalb ihrer Reichweite.
»Also wirklich, Lord Darcourt, abgesehen von der Stellung, die Wellington in Lissabon hält, verstehe ich nicht, womit er all die Lobeshymnen verdient. Unsinniges Geschrei, wenn Sie mich fragen.«
Alex hatte sich noch nie für Diskussionen über militärische Angelegenheiten interessiert, ein äußerst heikles Thema, auf das er trotz seiner besonderen Sachkenntnis nicht eingehen wollte. Andererseits durfte er den hoch gewachsenen, schlanken Mann nicht ignorieren, der sich durch das Gedränge einen Weg zu ihm gebahnt hatte. Charles, der zweite Earl of Grey, ein einflussreiches Mitglied der liberal-konservativen Whig-Partei, war ein enger Vertrauter des Prinzregenten. Deshalb vermutete man, er würde das Amt des Außenministers übernehmen, wenn das Parlament die Machtbefugnisse des Regenten ausweiten würde, was in diesem Jahr geschehen sollte. Natürlich vorausgesetzt, der geisteskranke George III. würde nicht hinlänglich genesen, um die Regierungsgeschäfte wieder zu übernehmen.
»Immerhin zermürbt Wellington die Franzosen«, erwiderte Alex in ruhigem Ton. »Napoleon wird aus dem Kräfteverschleiß seiner Truppen und dem Materialverlust Konsequenzen ziehen und sich woandershin wenden.«
Grey warf ihm einen kritischen Blick zu, den er sofort hinter einem höflichen Lächeln verbarg. »Etwa nach England, Sir? Rechnen Sie damit?«
Alex dachte eingehend über die Frage nach, die er eigentlich nicht beantworten mochte. Aber er respektierte Grey. Außerdem würde ihm der angesehene Aristokrat vielleicht helfen, eine Botschaft zu übermitteln. Die Whigs hofften, eine neue Regierung zu bilden, wenn Prinny die konservativen Torys seines Vaters ausbootete. An einen solchen Erfolg glaubte Alex nicht, was er wohlweislich für sich behielt. Doch es würde nicht schaden, die Partei in ihrem Streben zu bestärken.
»Nach Russland«, erwiderte er. »Nichts anderes würde Napoleons Verluste im Kampf bei Abukir wettmachen.«
Vor lauter Verblüffung schrie Grey auf, was er mit einem Hustenanfall zu überspielen suchte. »Da Russland Bonapartes Verbündeter ist, meinen Sie das sicher nicht ernst, Lord Darcourt.«
»Ein unsicheres Bündnis, nicht wahr? So als würde man zwei Stiere unter ein Joch zwingen.«
»Vielleicht... Stimmt das nicht mit dem akoranischen Standpunkt überein? Wird das jenseits der Herkulessäulen nicht erwartet?«
Die Brauen hochgezogen, wich Alex einer direkten Antwort aus. »Für Akora spreche ich nicht, Lord Grey. Bedenken Sie bitte - ich erfülle keinen diplomatischen Auftrag, und meine Anwesenheit am Hof ist inoffiziell.«
»Was gewisse Leute anders sehen... Man glaubt, Sie würden sehr wohl Ihren Halbbruder repräsentieren, den Vanax. Vermutlich noch
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