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Insel meiner Traeume

Titel: Insel meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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Richtung und erwartete, Lady Joanna Hawkforte wäre verschwunden.
    Aber er irrte sich. Unglaublich... Sie kam schnurstracks auf ihn zu. Und wenn ihn nicht alles täuschte - und in diesem Moment misstraute er sogar seinen eigenen Augen -, benutzte sie ungeniert ihre Ellbogen, um verdutzte Gäste beiseite zu schieben und ihn zu erreichen.
    Was für ein grässlicher Mann! Wie konnte er es wagen, sie anzustarren, als wäre sie ein Insekt auf seiner Stiefelspitze? Nach all den Monaten voller Sorge, nach ihren erfolglosen Bemühungen um den Beistand der Leute, die es für eine Ehrenpflicht halten sollten, ihr zu helfen, musste sie jetzt auch noch die unerträglich arrogante Abfuhr dieses Lords ertragen. Offenkundig war er viel zu sehr an seine Privilegien und die unterwürfige Bewunderung seiner Mitmenschen gewöhnt. Nein, bei Gott, sie würde sein abscheuliches Benehmen nicht dulden.
    »Lord Darcourt...«
    Soeben hatte er ihr den Rücken gekehrt, um davonzu-schlendern. Sichtlich widerstrebend wandte er sich zu ihr um und schaute sie an. Im intensiven, durchdringenden Blau seiner Augen glaubte sie, das Licht eines Sommerhimmels zu sehen. Beinahe wäre sie verwirrt zusammengezuckt. Aber nur beinahe. Oh nein, sie würde sich nicht einschüchtern lassen.
    »Ich muss Sie sprechen, Lord Darcourt...«
    Abwehrend hob er eine Hand. Diese gebieterische Geste wirkte so natürlich, als wäre sie angeboren. Mit ausdruckslosem Ton erwiderte er: »Nein, Lady Joanna, ich kann Ihnen nicht zu Diensten sein. Das gab ich Ihnen deutlich genug zu verstehen.«
    Nur vage nahm sie die Leute wahr, die begierig lauschten, und sekundenlang erwiderte sie den Blick der schönen Lady Lampert, die sie erstaunlich mitfühlend ansah. Doch dies alles spielte keine Rolle, nichts zählte außer Lord Darcourts Grausamkeit. Mit wenigen Worten raubte er ihr die Hoffnung, an die sie sich monatelang geklammert hatte.
    So leicht gab sie sich nicht geschlagen. »Bitte, Sir«, flehte sie verzweifelt, »wenn ich Ihr Widerstreben auch verstehe...«
    Mit einer eiskalten Stimme, die mitten in ihr Herz schnitt, unterbrach er sie: »Nichts widerstrebt mir. Ich lehne Ihr Ansinnen ab.«
    Und damit wandte er ihr erneut seinen Rücken zu - seinen breiten, elegant gekleideten Rücken. Am liebsten hätte sie mit beiden Fäusten dagegen getrommelt.
    In ihren Schläfen pochte es schmerzhaft - wahrscheinlich weil sie mit den Zähnen knirschte. Bittere Enttäuschung schnürte ihr die Kehle zu. Sie hatte kläglich versagt. Und für Royce war alle Hoffnung verloren.
    Nein!
    Irgendwo musste sie neuen Halt finden. Und so taumel-te sie davon, nur weg von der Gästeschar, von diesen scharfzüngigen Vipern. Genüsslich begannen sie, die Klatschgeschichte auszuschmücken, die sie ihnen geliefert hatte. Am nächsten Tag würde sich ganz London über Lady Joanna den Mund zerreißen. Irgendwie erreichte sie den Absatz der geschwungenen Treppe, die zum Erdgeschoss hinabführte. Weil sie fürchtete, in ihrem beklagenswerten Zustand zu stolpern und zu stürzen, stützte sie sich auf das Geländer und stieg die Stufen hinunter - mitten hinein ins Getümmel zahlreicher Dienstboten. Hektisch rannten sie dahin und dorthin, viel zu beschäftigt, um sie zu beachten.
    Der qualvolle Druck, der auf ihrer Brust lastete, ließ ein wenig nach, als sie den nächstbesten Raum betrat - offensichtlich eine Bibliothek. In reich geschnitzten Regalen, die zwischen vergoldeten Säulen vom Boden bis zur Decke emporragten, reihten sich kostbar gebundene Bücher aneinander. Was immer man dem Prinzregenten vorwerfen mochte, er war wenigstens ein gebildeter Mann, der sich für die Literatur begeisterte. Trotzdem bezweifelte sie, dass diese Bücher genauso gewürdigt wurden wie die großartige Sammlung in Hawkforte. Dort hatte ihre Familie jeden einzelnen Band liebevoll gehegt und gepflegt, auch die kostbaren bebilderten Handschriften. Angeblich stammten manche aus dem neunten Jahrhundert, aus der Zeit, in der die Hawkforte-Dynastie gegründet worden war.
    Allmählich half ihr der Gedanke an ihr Zuhause und alles, was es für sie bedeutete, neue Kräfte zu sammeln und ihre innere Ruhe wiederzufinden. Neunhundert Jahre... Damit verglichen waren die gegenwärtig regierenden Hannoveraner Parvenüs, ebenso die meisten Gäste im Ballsaal des Carlton House. Darcourt natürlich ausgenommen, sagte sie sich. Vor ihrem müden geistigen Auge erschien sein Bild, und sie erschauderte bei der Erinnerung an das Debakel. Sicher glaubte

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