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Inselwaechter

Inselwaechter

Titel: Inselwaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob M. Soedher
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der Belastung dieser Auseinandersetzung in das Gespräch gehen.«
    »Was fanden Sie vor?«
    »Ja. Sie lehnte da in der Dunkelheit an der Brüstung. Ich habe schon gemerkt, dass etwas nicht in Ordnung ist und habe sie mehrfach angesprochen. In meinem Ohr hat es auf einmal derart gerauscht und plötzlich stand da dieser Kerl neben mir. Ich bin sehr erschrocken und auf und davon. Glauben Sie mir, ich war völlig neben mir. Ich bin schließlich auf der Insel herumgeirrt bis in den Morgen und habe mich dann erst wieder in den Hafen getraut. Und da stand dann der Leichenwagen …«
    »Wieso haben Sie niemanden verständigt, die Polizei, oder wenigstens Ihre Kollegen?«
    »Ich war dazu nicht in der Verfassung, das müssen Sie mir glauben. Und später … zuerst wollte ich es Grohm und Claire ja sagen. Doch dann hatte ich Angst, dieser Mann würde behaupten, ich wäre es gewesen. Schrecklich. Und als Sie dann kamen und so gar nichts wussten. Da habe ich eben geschwiegen.«
    »Der Nachtportier hat nicht gesehen, dass Sie das Hotel verlassen haben.«
    »Ich habe den Ausgang nach hinten genommen. Die Mädchen nehmen den immer, wenn sie zum Rauchen gehen. Man kommt kurz hinter dem Teeladen heraus.«
    »Ah, ja, in der Ludwigstraße hinter dem Teebazar ist das. Gut – und von dort aus sind Sie zum Segelhafen gegangen?«
    »Ja.«
    »Auf welchem Weg genau?«, fragte Wenzel.
    »Ja, diese … Ludwigstraße entlang bis zum Theater und dann ist man doch schon dort.«
    »Wir wollen es schon genau wissen. Sind Sie vor dem Theater oder nach dem Theater nach rechts gegangen?«
    »Vor dem Theater. Ich orientiere mich immer an Geschäften. Am Ende der Straße ist dieser Antiquitätenladen mit den großen Schaufenstern und dem alten Schmuck. Dort gehe ich immer nach rechts. Da kommt man direkt in den Hafen.«
    »Das ist richtig, wenngleich eine umständliche Variante, wenn man im Bayerischen Hof logiert«, sagte Wenzel und fragte gleich, »und auf welchem Weg sind Sie zurückgegangen?«
    »Ja, eben wieder zurück bis zum Antiquitätenladen, dort aber die Straße nach rechts weiter, vorbei an den beiden Kirchen und dem Teppichladen am Kreisverkehr. Man kommt dann zur Brücke. Ich bin rüber aufs Festland gelaufen und in Richtung Bregenz, zu diesem Seebad.«
    »Eichwald«, meinte Lydia Naber und sah Wenzel an. Beiden war etwas aufgefallen. Wie war es dann möglich, dass Grohm Melanie Schirr hatte sehen können? Er hatte das Hotel in entgegengesetzter Richtung, zum Bahnhof hin, verlassen und war den Uferweg über Pulverturm und Bahndamm gegangen. Es war unmöglich von dort aus Melanie Schirr sehen zu können. Im Dunkeln und nur mit dem verlorenen Licht der wenigen Lampen, die zu dieser Zeit am Hafen trübe leuchteten.
    *
    Schielin traf sich mit dem Hundeführer an der Bahnschranke hinter dem Kanuclub. Er war überrascht, wie viel heute los war und befürchtete angesichts der vielen Fußgänger, Radfahrer und Hunde wenig Erfolg für sein Vorhaben.
    Der Hundeführer stellte den klapprigen VW-Bus vor dem Zugang zu den Schrebergärten ab. Von dort kamen Lachen, Musik und von gegenüber das Klirren von Bierflaschen. Es wurde gemütlich zum Feierabend hin.
    Ein mächtiger, schwarzer Schäferhund hüpfte aus der Gitterbox im Heck des Fahrzeugs. Seine dunklen Augen glühten. Schielin achtete darauf immer genügend Abstand zu halten, denn in diesem Fell steckte schon ein anderer Charakter als in seinem Hundle.
    Der Hundeführer wiederholte nochmals das bereits erörterte Vorgehen, nahm die blaue Tüte entgegen und wischte Schielins Bedenken mit einer Handbewegung weg. Bevor er mit seiner Arbeit begann, holte er ein Spielzeug aus der Tasche und regte damit den Spieltrieb seines Hundes an. Schielin sollte sich im Hintergrund halten, was der gerne tat. Er nutzte die Gelegenheit und nahm den Steg hinüber zum Eingang des Aeschacher Bades. Ihm war eingefallen, dass der Bademeister hier Tag und Nacht zugegen war und unter Umständen konnte der etwas berichten – wenn er gerade in Stimmung war.
    Hinter der Eingangstür empfing ihn eine andere Welt – die des Wassers. Es waren nur wenige Meter, die das Badehaus vom Festland trennten, doch die von dort stammenden Klänge, Laute und Geräusche vergingen im Widerhall des Wellenschlags, der an den unzähligen Ständerbalken entsprang und sich im Geviert des Innenbereichs verfing. Die Schritte klangen auf den Holzbalken hohl und unter einem flüsterte und zischte der See. Es roch nach Holz und Kaffee, Ruhe überkam

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