Heartbreaker - Chartbreaker
1
Don’t you just love goodbyes?
Mew, »156«
Der Tag, an dem ich mit meinem Freund Evan Schluss gemacht habe, war der Tag, an dem er den Song geschrieben hat. Ihr wisst schon, den Song. Ihr habt ihn ganz bestimmt schon mal gehört. Vielleicht habt ihr auf dem Abschlussball von eurer Schule dazu getanzt oder ihn im Auto gesungen, an einem Freitagabend, allein hinter dem Steuer und mit offenen Fenstern, ganz von der Luft einer warmen Sommernacht umhüllt und mit dem Gefühl, dass es einfach überirdisch ist, so glücklich zu sein. Eure Mutter hat ihn vielleicht vor sich hingesummt, als sie das Flusensieb des Wäschetrockners gereinigt hat, und euer Großvater hat davon bestimmt auch schon mal ein paar Takte gepfiffen, wenn er der Typ ist, der gerne pfeift.
Laut der neuesten Umfrage von USA Today machen 63 Prozent aller Amerikaner mich dafür verantwortlich, dass die Liebe zwischen Evan und mir in die Brüche gegangen ist, deshalb möchte ich das hier gleich ein für alle Mal klarstellen: Sie haben natürlich recht. 63 Prozent aller Amerikaner können nicht irren, wenn es um die Beurteilung meines chaotischen Liebeslebens geht, das mir schon so viele schlaflose Nächte bereitet hat. Also, es stimmt: Ich habe mit Evan Schluss gemacht, und acht Stunden später hatte er ein Lied im Kopf und griff nach seiner Gitarre, und so fing das dann alles an.
Ich habe eine Ewigkeit gebraucht, bis ich mich entscheiden konnte, ob ich nun mit ihm Schluss machen sollte oder vielleicht doch nicht, das kann ich euch sagen. Es war nicht so, dass ich eines Morgens einfach aufgewacht bin und mir gesagt habe: »Hey, ich brauch jetzt mal ein bisschen Abwechslung!« Also bitte. In meinem Leben ist auch so schon genug
los. Ich bin schließlich ein Highschool-Girl! Also, ich hab eine ganze Weile darüber nachgedacht. Ob ich mit ihm Schluss machen soll, meine ich.
»Schreib eine Liste«, hatte Victoria gesagt. Darin ist sie ganz groß, im Listenschreiben, sie hat eine ganze Mappe voll davon. Die Listen haben Überschriften wie: »Sechs Farben, wie ich meine Haare noch färben will, bevor ich alt und schrumpelig werde« oder »Fünf Menschen, die von der Erde verbannt werden sollten«. (Evan ist darauf die Nummer eins, hat sie mir erzählt.) Also hab ich das damals getan. Ich hab mich bei Victoria an den Küchentisch gesetzt und die Gründe aufgelistet, warum ich vielleicht doch mit Evan zusammenbleiben sollte:
1. Er ist der Sänger und Songwriter einer Band und hat echt Talent.
2. Er hat eine vorbildliche Mundhygiene (was wahnsinnig wichtig ist, das kann man gar nicht oft genug betonen. Ich kann mir nicht vorstellen, jemals einen Jungen zu küssen, der keine Zahnseide benutzt. Ekelhaft.).
3. Er will ein Lied über mich schreiben.
Und dann habe ich die Gegengründe aufgeschrieben:
1. Er kifft zu viel.
2. Er muss andauernd mit seiner Band, den Do-Gooders, »was einstudieren« oder »für einen Gig proben«, vor allem dann, wenn ich ihn brauche.
3. Er sagt »einstudieren« und »für einen Gig proben«.
4. Er nimmt alles cool und locker. Alles .
5. Er schickt immer mich zur Schulkrankenschwester, um Kondome zu holen.
6. Er saugt nach dem Essen immer an seinen Zähnen rum, was ein schreckliches schmatzendes, quiekendes Geräusch macht, wie eine sterbende Maus.
Und so weiter. Mir sind sofort so viele Gegengründe eingefallen, dass ich noch ein zweites Blatt Papier gebraucht habe. Als Victoria das bemerkte, riss sie mir das neue Blatt weg und schüttelte den Kopf: »Audrey«, sagte sie. »Das ist um den Baum zu schade.«
»Aber … aber wir können doch immer noch … immer noch Freunde bleiben? Oder irgend so was anderes total Langweiliges.« Evan saß im Schneidersitz auf seinem Bett, als ich mit ihm Schluss gemacht habe. Ich saß am anderen Ende des Zimmers verkehrt herum auf seinem Schreibtischstuhl. Wir heulten beide, aber nur er brauchte Papiertaschentücher. Trotzdem reichten wir uns die ganze Zeit die Packung hin und her.
»Freunde bleiben wäre super«, sagte ich erleichtert. Freunde waren eine fantastische Sache, Freunde waren nicht wütend aufeinander und plauderten nicht im Umkleideraum laut die sexuellen Geheimnisse des anderen aus. Freunde redeten immer noch miteinander. Freunde lebten sich ganz allmählich auseinander. »Ja, Freunde, das wäre schön.«
Er ließ sich auf den Rücken fallen, blieb eine Weile liegen und richtete sich dann wieder auf. »Steve hat den A&R-Typen dazu gekriegt, zu einem Auftritt von
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