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Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Titel: Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matha Grimes
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Durchgang seines Zugwagens Blut schlängelte und der freundliche Teewagenkellner sich in Dracula verwandelte.

13
    »Haben Sie irgendwas Nützliches von ihm erfahren?«, wollte Ron Chilten am Telefon wissen, als Jury ihm von der Tagesreise nach Rye berichtete.
    »O ja. Haben Billy Maples’ Eltern die Leiche schon identifiziert?«
    »Der Vater. Ging ihm ziemlich an die Nieren. Ich wollte nicht gleich so viele Fragen stellen, also fuhr ich nach Sussex und befragte ihn dort. Die Mutter ist in Wirklichkeit die Stiefmutter, sieht umwerfend aus, ist aber ein ziemlicher Eisberg. Ich bekam lediglich heraus, dass sie sich nicht vorstellen konnten, Billy könnte mit jemandem zu tun gehabt haben, der ihm so etwas antun würde.«
    Jury wandte sich um, als ein dumpfes Geräusch an seiner Tür zu hören war. »Moment, Ron, ich muss kurz an die Tür –«
    Es war Stone, Stan Keelers Hund. Jury schaute im Treppenhaus hoch und rief zu Carol-Anne hinauf. Keine Antwort. Er fragte sich, wie Stone aus Keelers Wohnung gelangt war.
    Stone, bestimmt der ruhigste, selbstgenügsamste Hund, dem Jury je begegnet war – abgesehen von Harry Johnsons Mungo –, trottete herein und ließ sich seelenruhig neben Jurys Sessel nieder. Jury holte einen künstlichen Knochen unter dem Sofatisch hervor und warf ihn Stone zu, der ihn mit den Zähnen auffing. »Gut geschnappt«, sagte Jury.
    »Wieso? Was hatte ich –«
    »Nicht Sie, Ron. Ich wollte gerade sagen, Billy Maples war gar nicht der typische Playboy. Immerhin hatte er sich in Lamb House einquartiert.«
    »Ja, das ist in etwa der Eindruck, den ich durch Malcolm gewonnen habe.«
    Jury wartete ab. Keine Aufklärung. »Wer ist Malcolm?«
    »Ach, habe ich das nicht gesagt? Ein Neffe von Roderick. Gerissenes Bürschchen, dieser Malcolm. Von der Sorte, die Hunden Knallfrösche an den Schwanz bindet.«
    »Ein Kind?«
    »Hm, ja. Dachten Sie etwa, Roderick macht so was?«
    »Roderick?«
    »Na, der Vater.«
    »Es handelt sich bei Ihrer besten Informationsquelle also um ein Kind?«
    »Nicht direkt. Seine Spezialität ist das Erklimmen von Backsteinmauern. Zum Beispiel die hinterm Haus. Fragen Sie mich nicht. Wahrscheinlich ist er zehn, behauptet aber, er sei zwölf. Lügt wie gedruckt.«
    »Also genau der richtige Informant für uns.«
    »Zum Teufel, das tut Ihr Benny Keegan doch auch. Der ist dreizehn, Sie halten ihn aber für ein wahres Füllhorn an Informationen.«
    Jury musste an den Wunderbrunnen denken und überlegte, was es mit diesem Vampir-Thema auf sich hatte. »Benny bindet seinem Hund aber nichts an den Schwanz. Benny ist sehr erwachsen. Lebt dieser Malcolm ständig bei der Familie Maples?«
    »Ja. Wenn er könnte, würde er Roderick an einen Stuhl binden lassen und darunter ein Feuerchen anrichten. Das Letzte, was ich von Malcolm sah, war, dass er sich im Garten von einer Backsteinmauer abseilte, und Waldo hing am anderen Ende des Seils. Baumelte dran herunter.«
    »Waldo?«
    »Genau der. Am anderen Seilende.«
    »Ron, wer ist Waldo?«
    »Der Hund. Schließlich kam die Köchin heraus und machte der Sache ein Ende. Eins muss ich allerdings sagen: Malcolm weiß etwas, lässt es aber nicht raus.« Ron stieß einen erschöpften Seufzer aus. »Verdammt, ich bin der Lösung kein Stückchen näher gekommen.«
    »Es ist immerhin erst vor zwei Tagen passiert, Ron.«
    »Sie wissen genauso gut wie ich, dass die ersten vierundzwanzig Stunden entscheidend sind. Es existiert übrigens kein Testament. Lu hat mit dem Anwalt gesprochen, der seit Jahren für die Familie arbeitet.«
    »So ein Pech. Dann ist er gestorben, ohne irgendetwas zu verfügen.«
    »Ja, es ist ein ziemliches Durcheinander, dadurch fällt Geld allerdings als Motiv so ziemlich weg, außer vielleicht bei den Eltern, und die scheinen sowieso jede Menge zu haben. Haben Sie inzwischen wieder mit unserem jungen Freund Benny gesprochen?«
    »Ja, gestern Abend.«
    »Wissen Sie eigentlich, wo der wohnt? Es war nicht aus ihm rauszukriegen, und ich war schon drauf und dran, ihn wegen Behinderung der Justiz zu belangen.«
    Jury lachte. »Ja, ich weiß, wo er wohnt. Verrate ich aber nicht.«

14
    »Nein«, sagte Melrose Plant.
    »Na, kommen Sie. Das ist doch geradezu perfekt für Sie. Sie sind adlig und langweilen sich.«
    »Ehrlich gesagt, weder noch. Meinen Adelstitel habe ich abgelegt – wie Sie sehr wohl wissen –, und wie könnte ich mich langweilen, wenn Sie hier Sachen ausbrüten, auf die sich bloß ein verrückter Spinner einlassen

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