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Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Titel: Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matha Grimes
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aber das hatten sie bekanntlich bei der Polizei nicht so gern. Er würde den Hotelmanager oder sonst jemanden verständigen müssen. Doch das hatte Zeit. Nachdem sie ihn unten in der Küche ständig herumkommandiert hatten, wollte er sich zur Abwechslung mal von niemandem dreinreden lassen, bloß für ein paar Minuten die Zügel in der Hand haben.
    Er betrachtete den Mann. Sah jung aus, fand er. Benny war sich sicher, dass er tot war. Wie jemand tot aussah, hatte er schon gesehen, es sah völlig anders aus als ohnmächtig oder im Delirium. (So was kam unter der Waterloo Bridge schon mal hin und wieder vor.) Tot sah aus, als wäre der Zug abgefahren, aus und vorbei, für immer. Trotzdem sollte er besser nachschauen, ob noch Lebenszeichen festzustellen waren. Die Arterie da am Hals? Die eignete sich gut. Er kniete sich hin und legte die Finger an die Stelle, wo Hals und Schulter sich trafen. Nichts, kein leises Pochen, gar nichts.
    Sein eigenes Herz hörte er dagegen wie wild hämmern.
    Der Mann war tot, keine Frage. Benny stand auf und schaute sich vorsichtig auf der Dachterrasse um, auf der Suche nach irgendeinem Hinweis, worauf, wusste er auch nicht. Aber so machten es die Leute von der Kripo immer. Sie schauten sich ganz genau um.
    Womöglich erhaschte man dann ja einen Blick auf etwas, was nicht stimmte oder ungewöhnlich war. Die Hände in die Hüften gestemmt, drehte Benny langsam den Kopf hin und her. Aber Fehlanzeige.
    Benny pfiff nach Sparky und ging ins Zimmer zurück. Wieder fiel ihm das halb aufgegessene Abendessen auf. Hieß das, der Schütze hatte den Mann beim Essen unterbrochen? Oder war er einfach nicht besonders hungrig gewesen? Hamburger, Pommes mit Ketchup darüber, kleiner, gemischter Salat. Und was hatte der Kerl noch mal zu Gilbert gesagt, als der ihm das Essen brachte? Dass er später Kaffee für zwei Personen wollte.
    Für zwei. Na, da haben wir es doch, klar wie Kloßbrühe: Der Typ hört es klopfen, geht an die Tür, sagt hallo, und sein Kumpel kommt rein. Vielleicht setzt er sich wieder hin und will vollends aufessen, da … Benny hob die Hände, die Linke fest um die Rechte geklammert, und feuerte seine imaginäre Pistole ab. Peng!
    Sparky hatte die Schnauze tief in eine Ecke neben dem Fernseher gesteckt. Wetten, dachte Benny, dass der Sachen aufspüren konnte, die den normalen Polizeispürhunden schlichtweg entgingen. Schlauer Bursche!
    Behutsam, die weiße Serviette vom Tablett als Handschuh benutzend, durchsuchte er die Taschen des Mannes – er wusste zwar, dass er nichts anfassen durfte, aber zum Teufel! Er wollte irgendwelche Ausweispapiere finden. In der Hosentasche steckte eine Brieftasche, die er vorsichtig herauszog und aufmachte. Na, wer sagt’s denn!
    Benny holte sein eigenes Adressbüchlein heraus. Das hatte einmal zu einer großen Stoffpuppe im Moonraker-Buchladen gehört, wo er nachmittags arbeitete. Die Puppe hieß Kleine Reisetante und war fein herausgeputzt mit Mantel und Hut, Reisekoffer und eben diesem Adressbüchlein. Als die Ladeninhaberin meinte, sie könnte die Puppe ja für wohltätige Zwecke weggeben, da sie offenbar keiner haben wollte, hatte Benny um das Adressbüchlein gebeten. Die Puppe wollte er nicht. Na ja, eigentlich hätte er sie schon ganz gern genommen, aber wie hätte das denn ausgesehen, ein großer Junge wie er, der eine Puppe mit Koffer herumschleppte?
    Zwei Nummern hatte er im Adressbüchlein notiert. (Obwohl er sie auswendig konnte, schlug er doch gern in seinem Büchlein nach.) Die eine war die vom Moonraker. Die andere fand er, trat ans Telefon und wählte.

    Richard Jury fühlte sich prächtig. Zufrieden und mehr oder weniger vollständig angezogen saß er in seiner Wohnung in Islington und lauschte der Dusche in seinem Badezimmer, deren Wasserstrahl sich über die unbestritten schönsten Schultern im Großraum London ergoss.
    Gleichzeitig hoffte er, dass die Füße, die soeben gerade aus der Wohnung im zweiten Stock die Treppe herunterklapperten, nicht auf seine Tür zusteuerten.
    Nicht hier stehen bleiben, Carol-Anne. Nicht anklopfen. Nicht hereinkommen und fragen: »Wenn Sie auf dem Sofa sitzen, wer ist dann unter der Dusche?« Anders als die Mehrzahl seiner zum Himmel geschickten Gebete wurde dieses erhört. Die klobigen schweren Klapperschuhe gingen weiter bis zur Haustür, die sich öffnete und wieder schloss …
    (Danke dir, lieber Gott …)
    … dann überlegte Carol-Anne es sich offensichtlich anders und kam zurück.
    (… für gar

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