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Inspektor Jury spielt Katz und Maus

Inspektor Jury spielt Katz und Maus

Titel: Inspektor Jury spielt Katz und Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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einer seiner abgelegten Adelstitel. Nicht, daß ihr Titel besonders wichtig waren. Aber Polly hatte einfach etwas gegen Leute, die das genaue Gegenteil von dem taten, was sie ihnen in ihren Büchern gestattete. Grafen, Herzöge und Marquis sollten gefälligst Grafen, Herzöge und Marquis bleiben.
    «Ma’am», sagte ein spindeldürres Mädchen, das offenbar genauso schüchtern war wie Polly. Am Abend hatte das Mädchen bei Tisch serviert und ihr am Morgen den Tee ans Bett gebracht. Allem Anschein nach war sie die einzige Angestellte im «Haus Diana». Sie stellte eine Schüssel auf den Tisch.
    «Was ist das?» fragte Polly und schielte in die Schüssel.
    «Porridge, Ma’am», sagte das wirklich beängstigend schmale Ding und huschte davon.
    Polly hatte keinen Appetit. Denn Barney war verschwunden.
    Da war das Mädchen wieder. Geh weg , dachte Polly, es war ihr peinlich, sie wollte nicht beim Weinen ertappt werden. «Ein Herr wünscht Sie zu sehen, Ma’am.»
    Sie senkte den Blick, hörte die sich nähernden Schritte, und dann sagte Melrose Plant: «Guten Morgen, Polly.»
    Kurz (und ziemlich säuerlich) antwortete sie ihm mit einem guten Morgen und erzählte los: «Koronarverschluß, hat dieser idiotische Arzt gesagt. Na ja, kann ja sein, aber warum war sie überhaupt in der Telefonzelle?»
    Melrose legte seinen Stock mit dem silbernen Knauf auf den Tisch, setzte sich und sagte einfach: «Ich habe keine Ahnung. Warum weinen Sie denn?»
    «Ich weine ja gar nicht», sagte Polly. Sein Mitgefühl löste eine Flut von Tränen aus, jetzt flossen sie in Strömen. «Mein Kater ist weg.»
    «Barney?»
    Das war das Problem mit ihm. Er erinnerte sich sogar an den Namen ihres Katers. Aber er schien sich mehr für ihren Kater zu interessieren als dafür, daß sie ihn für nichts und wieder nichts hierhergelockt hatte. Sie putzte sich das Gesicht mit der Serviette ab. Daß er sie sogar zu verehren schien, war jenseits ihrer Vorstellungskraft. Sie war impulsiv, unhöflich, anspruchsvoll und launisch. «Sie sind ein Masochist», sagte sie und schniefte.
    «Offensichtlich», sagte Melrose und sah in die Schüssel. «Sie wohl auch, wenn Sie das essen.» Er nahm einen Löffel und steckte ihn in das Porridge. Er blieb drin stehen.
    «Rühren Sie es nicht an. Sonst kommen Sie vielleicht nie wieder nach Ardry End zurück. Ein schrecklicher Mann mit grauem Schnurrbart hat mir hier die Tür aufgemacht und meinen Lebenslauf verlangt, bevor er mir ein Zimmer vermietete.»
    «Warum sind Sie denn dann geblieben? Nicht weit von hier ist ein Pub mit ordentlichen Gästezimmern.»
    Polly sah ihn wutentbrannt an. «Er hat mir erzählt, es gäbe weit und breit nichts.»
    Melrose betrachtete die gefängnisgrauen Wände, die Plastiktischsets, das Porridge und sagte: «Wie sonst sollte er Kundschaft bekommen? Was soll’s? Sie können mein Zimmer im Pub haben, und ich bleibe hier.»
    «Geht nicht. Barney könnte doch kommen und mich suchen.»
    Wenn er an Barneys Narben aus früheren Schlachten dachte, war der viel eher auf der Suche nach einem Leoparden, gegen den er kämpfen konnte.
    «Keine Sorge. Wir werden Barney finden.»
    Polly belohnte ihn mit einem tiefen Blick. Angesichts dieser Amethystaugen bereute man es nicht, den langen Weg von Northamptonshire nach Hampshire gezerrt worden zu sein. Obwohl alles übrige an ihr sehr gewöhnlich war. «Versteh ich Sie richtig, Sie bedanken sich bei mir?»
    Sie rührte in dem ekeligen Haferschleim, zuckte vage mit den Schultern und ließ ihre Brille wieder vom Kopf auf die Nase gleiten. «Danke», sagte sie.
    «Na bitte! Ewige Dankbarkeit! Immerhin waren es hundertfünfzig Kilometer!»
    «Machen Sie nicht so ein Theater. Sie haben doch sowieso nicht viel zu tun.»
    «Außer Ihren Kater zu finden.» Diesen kleinen Dämpfer hatte sie verdient. «Nur keine Panik. Ich habe Superintendent Jury angerufen. Er müßte bald hier aufkreuzen, so in» – Melrose unterbrach sich, um seine goldene Uhr zur Schau zu stellen – «in ein, zwei Stunden.»
    Polly Praed starrte in die grünen Augen von Melrose Plant. Mit diesem Blick hätte sie jeden in Stein verwandeln können, und zwar besser als Medusa.
    «Warum sehen Sie mich an, als sei ich der Übeltäter? Sie haben mittendrin aufgelegt und waren fuchsteufelswild, weil ich ihn nicht anrufen wollte. Also hab ich ihn angerufen.» Melrose schenkte sich eine Tasse lauwarmen Tee ein. «Ich habe einfach nur getan, was Sie wollten.»
    «Na, prima. Die arme Frau ist wegen

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