Intelligenz aus dem Nichts
fortsetzte, sich in ständiger Bewegung befand – und blockierte! Irgendwo außerhalb seiner Sicht steckte ein Lager fest, war eine Dichtung durchgerieben.
»Nochmal!« sagte Poldak scharf. Diesmal sah Adam, wie ein Baum wuchs, sein Stamm in die Höhe schoß, die Äste sich ausbreiteten, die Zweige sich ineinanderschoben und sich mit Laub schmückten. Er studierte sein Wachstum und seine Entwicklung und ahnte seine Früchte …
Aber die Blätter der Krone waren welk und braun. Keine Blüten entfalteten sich zu versprechenden Knospen, die dem Baum die gesunden Früchte gebären würden.
Adam blickte tiefer und spürte das verkümmerte Muster. Er suchte nach dem hemmenden Element, das die Erfüllung versagte. Er tastete sich krumme Pfade entlang, verfolgte sie rückwärts, um zu den Wurzeln zu kommen, denen alles entsprang. Weiter drängte er, fasziniert jetzt von seiner Aufgabe, immer tiefer kam er, tastend, suchend, analysierend …
Und da lag sie vor ihm, die Hauptwurzel. Sie war gebrochen und leitete die für den Organismus erforderlichen Nährstoffe nicht mehr weiter.
Mit den Händen des Geistes griff er nach ihr und fügte die durch den Bruch getrennten Teile wieder aneinander …
Grünes Leben floß in die sterbenden Blätter. Die Maschine erzitterte und setzte sich mit einem anfänglichen Knirschen und Schleifen wieder in Bewegung. Auf den Korridoren fielen die Barrieren. Licht verbreitete sich in der Finsternis und wurde zu strahlender Helligkeit. Voll Faszination beobachtete die Wesenheit, die Adam war, die Entfaltung der vollen Größe ihrer selbst.
Und dann hörte sie aus weiter Ferne die Stimme des Mannes, die sie rief. Zögernd nur kehrte sie aus der Welt zurück, die sich ihr aufgetan hatte.
Poldak – ein seltsames kleines Muster, eine Mischung aus zerbrechlicher Schönheit und uralter Häßlichkeit, möglicher Macht und überwiegender Schwäche – starrte sie über den Abgrund an, der weiter war als die Leere des Raumes zwischen den Welten.
»Mein Gott, Adam – was – was ist geschehen? Ich sah es auf Ihrem Gesicht – und dann – und dann veränderten Sie sich. Vor meinen Augen wuchsen Sie! Ich sah, wie Sie Farbe annahmen – ich – ich sah, wie – wie Ihr Bein regenerierte! Sie wurden zu – ja, was wurden Sie, Adam? Ein Supermann? Ein Gott?«
»Ich bin kein Gott«, versicherte ihm Adam. Er setzte sich auf. Es war eine mühelose Bewegung perfekt funktionierender Muskeln. »Ich weiß nicht, was ich bin – oder weshalb …«
»Sie sind kein Mensch«, sagte Poldak überzeugt. »Kein Wunder, daß Sie nicht als Mensch unter Menschen funktionieren konnten, Adam! Es wäre das gleiche gewesen, als hätte ein Mann versucht, als Affe unter Affen zu leben. Er wäre ein Krüppel unter ihnen – ein häßliches Entlein. Er könnte sich nicht durch die Bäume schwingen, an seinem Schwanz hängen, oder mit den Zähnen kämpfen – und seine menschlichen Fähigkeiten würden sich nie entwickeln. Er wäre ein Versager unter den Affen, kein Superaffe. Und natürlich würden die Affenweibchen ihn ablehnen, denn sie spürten, daß er nicht von ihrer Art war!«
Adam blickte auf den kurzen, häßlichen Mann vor sich und sah ihn gleichzeitig als einen großen und überragenden Geist in einem deformierten Körper – und als eine seltsame, entstellte Kreatur, gefangen zwischen dem Tierstadium und – wie immer auch jenes Wesen heißen würde, das nach dem Menschen kam.
»Ich entwuchs den geballten geistigen Emanationen der menschlichen Rasse«, erklärte Adam. »Soviel jedenfalls ist mir jetzt klar. Ich bin auf die gleiche Weise mit dem menschlichen Individuum verwandt, wie die Wesenheit, die als Arthur Poldak bekannt ist, mit einer einzelnen Zelle ihres Körpers.
Ich entstand und existierte eine Weile – einen Tag, eine Million Jahre –, bis sich die richtige Matrix für meine Inkubation ergab. Eines Tages fand ich diese geistlose Hülle und schlüpfte in sie. Jetzt habe ich keinen Bedarf mehr an ihr …«
»Adam! Mein Gott! Bitte tun Sie das nicht! Sie – Sie fangen an zu verblassen, Mann! Wie ein Licht, das erlöscht!«
»Die Aufrechterhaltung einer materiellen Matrix ist nicht mehr erforderlich«, sagte Adam. »Aber obgleich ich mich nun auf einer höheren Existenzebene befinde, sehe ich, daß sich im Grund genommen nichts geändert hat. Bewußtsein kann nur als Muster unter Mustern existieren, und darin liegt die ultimate Falle – ein Käfig, der so riesig ist, daß sein Gitter
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