Kali Darad
Königin der Arena
Volker Martin
Roman
1. Auflage
© 2013 Volker Martin
[email protected] Cover: Volker Martin
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Danksagung
Mit besonderem Dank an meine geliebte Frau.
Ohne dich wäre das alles nicht möglich gewesen.
Und ewig sucht der Verstand des Menschen allem seine Logik aufzuzwingen; eine Berechenbarkeit anzuerziehen, welche seinem Dünkel Schuldigkeit trägt.
Er lockt, er dressiert, er zwingt. Er trachtet danach, sich alles Untertan zu machen, was nicht schon Sklave seiner Dogmen ist.
Oh Mensch, der du dich in der Erhabenheit deines Seins einlullst wie ein Trinker in die süße Benommenheit seines Rausches.
Oh Mensch, der du blind und taub auf deinem hohen Ross sitzt, während die Schakale dich einkreisen.
Oh Mensch, dir sei gesagt, dass der Tag, an dem du deine Köder, deine Ringe, deine Peitsche verlierst; der Tag, an dem sich deine Logik, deine Kontrolle als niederträchtige Illusion erweist; dass dieser Tag der Tag deines Endes ist.
Die Illusion des Lebens
Homarius Dhir
1
Dunkelheit. Weit entfernte Geräusche, die ein betäubtes Bewusstsein streiften wie eine sanfte Brise. Was geschehen war, lag stumm und starr auf dem Grund eines dunklen, bodenlosen Sees. Empfindungen wie Schmerz, Zorn oder Angst, nicht mehr als weit entfernte Erinnerungen, wanden sich unter der Wasseroberfläche wie ein Schwarm schwarzer Aale, die sich um spärliches Futter balgten.
Langsam kamen die Geräusche näher. Wurden deutlicher. Klarer. Die Dämmerung zog allmählich auf und verschwommene Bilder schälten sich aus der Dunkelheit und fingen an sich zu regen. Der überwältigende Gestank von Schweiß, Blut und Exkrementen drang in ihre Nase und vergewaltigte ihre Sinne. Und mit ihm kam der Schmerz! Ein gequältes Krächzen entwand sich einer ausgedörrten Kehle und Tränen des Schmerzes und des Kummers perlten die aristokratischen Züge eines schmal geschnittenen Gesichtes herab und verloren sich im Nichts. Sie lag zerschunden und über alle Maßen erschöpft ausgebreitet auf hartem, kalten Stein, durchflutet von Wogen glühend heißen Schmerzes; unfähig auch nur den Kopf zu heben. Sie hatte nur noch ihre Sinne. Und diese zeichneten ein Bild des Schreckens. Eines Schreckens, den sie, bar ihrer Erinnerungen, nicht zu erfassen vermochte.
Die verschwommenen Bilder über ihr wurden langsam zu bärtigen Gesichtern unter glänzenden Helmen. Sie blickten auf sie herab. Worte einer unbekannten Sprache wurden gewechselt. Es wurde gelacht. Derbe und rau. Ein Finger zeigte auf sie und irgendjemand außerhalb ihres Sichtfeldes wurde herbei gewunken. Eines der bärtigen Gesichter kam auf sie zu und grinste sie breit an; zwei Zähne und ein Auge fehlten ihm. Eine derbe Hand wurde ausgestreckt, tauchte unter ihrem Gesicht hindurch und ließ einen stechenden Schmerz an ihrer Brust erblühen. Ein weiter Schrei schrillte in ihren Ohren und brachte sie zum Husten. Nach Blut schmeckender Speichel füllte ihren Mund. Sie wollte ihn ausspucken, doch selbst dafür fehlte ihr die Kraft. Sie schluckte.
Wieder Lachen. Weitere Worte. Ein Schlag gegen den Kopf. Dann wieder Dunkelheit.
Ein brennender Schmerz ließ sie langsam aus den Tiefen ihres düsteren Traumes auftauchen. Eines Traumes, den sie schon seit unzähligen Nächten immer wieder träumte. Um sie herum konnte sie die vertrauten Geräusche der Tiere und der anderen Kreaturen hören, mit denen sie schon seit vielen Sommern das Heim teilte. Der überwältigende Geruch von Stroh, Mist und körperlichen Ausdünstungen unterschiedlichster Art erfüllte die Luft. Und obwohl dieses Miasma für sie im Laufe der Zeit zu einer unbedeutenden Nebensächlichkeit geworden war, bot es ihr jetzt, wo sie mit der Orientierung rang, einen tröstenden Hafen. Doch etwas in dieser urtümlichen, animalischen Komposition der Gerüche war anders. Eine weitere, unangenehm vertraute Note hatte sich hinzugesellt. Eine Note, die wie eine Rose in einem nebeldurchzogenen Sumpf wirkte. Eine Note, welche sie jede Sonne besuchen kam, und der sie mehr Ekel und Abscheu entgegen brachte, als all dem Gestank, als man sie zum ersten Mal hier angekettet hatte. Es