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Intelligenz aus dem Nichts

Intelligenz aus dem Nichts

Titel: Intelligenz aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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1.
     
    Sergeant Dubell riß die Dienstwaffe aus dem Halfter, als er sah, daß die Tür zu Zelle 3 offenstand. Auf Zehenspitzen rannte er darauf zu.
    Konstabler Kinch schnarchte auf dem Boden. Eine Beule über seinem linken Auge war blutunterlaufen. Ein umgekippter hölzener Hocker lag neben ihm. Dubell knipste die Taschenlampe an und leuchtete in die Zelle.
    Der Gefangene lag an die Wand gedrückt. Sein nackter Körper war schmutzig und wies unzählige kleine Verletzungen auf: Kratzer, winzige Schnitte und Blutergüsse. Sein Haar war lang und ungekämmt. Mit weiten, blicklosen Augen starrte er in das Licht.
    »Was, zum Teufel!« fluchte Dubell. Er drehte am Schalter, aber die Glühbirne unter der Decke war ausgebrannt. Er kniete sich neben Kinch und fühlte seinen Puls. Der Tölpel müßte bald wieder zu sich kommen. Offenbar war er in der Dunkelheit über den Hocker gestolpert.
    Dubell setzte den Bewußtlosen auf. Er bemerkte nicht, daß der Gefangene sich bewegt hatte, bis er ihn an der Tür sah. Dubell ließ Kinch fallen, aber ehe er die Tür erreichte, war der Nackte bereits durch. Vor Dubells Nase fiel die Tür ins Schloß.
     
    Der Gefangene war ausgerutscht und lag auf dem Rücken. Er stierte auf das Licht am Ende des langen Korridors. Er war sich nicht bewußt, daß er im Fallen die Tür mit dem Fuß zugestoßen hatte, und er achtete nicht auf das Hämmern und Brüllen dahinter. Er hatte keine Erinnerung an irgend etwas, das geschehen war, aber er machte sich auch keine Gedanken, wer, was, oder wo er war. Er war völlig überwältigt von all den Sinneseindrücken, die sich ihm aufdrängten und die nun alle überdacht und klassifiziert werden mußten.
    Allmählich wurde ihm der Unterschied zwischen ihm und seiner Umgebung bewußt. Er stellte nach und nach fest, daß das Ich einen Rumpf besaß, dem ein Kopf mit beschränkter Bewegungsfreiheit aufgesetzt war, und daß von diesem Rumpf auch Gliedmaßen ausgingen: Beine, etwas beweglicher als der Kopf, und Arme, die in ihrer Bewegung sehr beschränkt waren, da etwas fast an ihrem unteren Ende sie zusammenhielt. Sie liefen in kleineren Gliedern, in Finger, aus, die sich frei bewegen ließen. Die Namen für all diese Körperteile waren ihm ohne Überlegen eingefallen.
    Mit den Armen stimmte etwas nicht. Irgendwie fühlte er, daß sie sich unbehindert müßten bewegen können. Das Verbindungsstück zwischen ihnen, schloß er, war nicht Teil des Ichs. Er zog daran. Plötzlich stand ein klares Bild vor seinem inneren Auge: Er sah die Metallverbindung gegen eine rauhe Oberfläche reiben, genauer, gegen die Betonkante der Tür neben ihm. Schwerfällig rieb er die Handschellen gegen die Mauer, was ein metallisch kratzendes Geräusch verursachte. Arme schabten sich schneller durch als das Metall, stellte er bald fest. Metall war hart, Körpersubstanz weich. Vorsichtiger fuhr er nun fort, aber immer wieder kam seine Haut mit der Wand in Berührung. Der Schmerz nahm eine Zeitlang zu, ließ dann jedoch allmählich nach. Eine neue Empfindung – Erschöpfung – machte sich bemerkbar und brannte wie langsames Feuer in seinen Armen, aber er ignorierte sie. Es wurde ihm weder zuviel, noch verlor er die Geduld. Er war sich nicht bewußt, daß die Zeit verstrich, aber sie tat es. Schließlich trennten sich die Verbindungsstücke.
    Er war erfreut über die neue Freiheit seiner Bewegung. Er streckte und bog die Arme und Hände, ohne etwas damit bezwecken zu wollen, wie ein Baby, das mit seinen Zehen spielt. Etwas Rotes an seinen Handgelenken zog seinen Blick auf sich. Dickliche Flüssigkeit sickerte aus der weißen Haut. Er spürte jetzt einen brennenden Schmerz, der seine ganze Aufmerksamkeit verlangte. Unwillkürlich stöhnte er.
    Das war ein interessantes neues Phänomen. Er experimentierte mit seinem Mund und der Zunge, suchte nach der Kombination, die zu einem so interessanten Effekt geführt hatte. Es gelangen ihm schmatzende und klickende Geräusche, doch nichts so Kompliziertes wie ein befriedigendes Stöhnen. Schließlich wurde er dieses Spiels müde. Das Licht zog ihn an. Er wollte ihm näher sein. Seine Arme und Beine machten ziellose Schwimmbewegungen, ehe der Instinkt sich einschaltete. Er hob sich, schwankend zuerst noch, auf die Hände und Knie und krabbelte auf das Licht zu.
    Vor der Treppe hielt er an; unbeholfen anfangs, doch dann immer sicherer kletterte er sie hoch. Seine Knie schmerzten und seine Handgelenke, aber er kam gar nicht auf die Idee, aufzuhören

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